2. Führung im Wandel

Wenn wir uns bewusst werden, welchen technologischen Fortschritt es in den letzten 50 Jahren gab, unter anderem besonders getrieben von der Informationstechnologie, und uns dann die Frage stellen, wie wenig sich in dieser Zeit Führung verändert hat, wird uns klar, welchen enormen Handlungsbedarf es gibt. Wir finden doch tatsächlich noch sehr viele Unternehmen, deren Führungskultur sich in den letzten Jahrzehnten nicht weiterentwickelt hat, geprägt durch starre, hierarchische Strukturen, langsame Entscheidungsprozesse, Kämpfe zwischen funktionalen Silos und Misstrauen den Mitarbeitern gegenüber in Form von zu viel Kontrolle. Und dies alles in einer Zeit einer fortschreitenden Digitalisierung und einem Kampf um junge Talente, die nicht mehr gegängelt werden wollen, sondern nach Gestaltungsfreiheit lechzen. Gleichzeitig gibt es aber immer lauter werdende Stimmen, so zum Beispiel von Frederic Laloux in seinem Bestsellerbuch „Reinventing Organizations“ (Laloux 2013), die ein neues Verständnis für Führung fordern und diese Stimmen finden immer mehr Anklang. Sie tauchen bereits sehr oft in Start-up-Unternehmen auf, mit der Konsequenz, dass sie die großen und oft noch sehr hierarchisch strukturierten Unternehmen in ihrer Schnelligkeit überholen – die Schnellen fressen sozusagen die Langsamen. Immer mehr wird erkannt, dass eine völlig neue Art von Führungspersönlichkeit benötigt wird für einen nachhaltigen Erfolg. Die Zeit der einsamen Entscheider bzw. der patriarchalisch führenden „Silberrücken“ an der Unternehmensspitze neigt sich dem Ende zu. Wir benötigen menschliche Führungspersönlichkeiten mit einem positiven Menschenbild, die ihren Mitarbeitern vertrauen und ihnen Freiräume geben, denn auch noch in tausend Jahren wird der Mensch das wichtigste in jedem Unternehmen sein.