Putin und Trump: Eiskaltes Kalkül versus hitzköpfige Kurzschlussreaktion. Stiller Agent versus lauter Clown. Harte Faktenschaffung versus Fake-News-Schleuder. Beide Staatschefs sind weit entfernt von der perfekten Führungspersönlichkeit. Und doch lassen sich aus ihrem Verhalten Lehren für Manager ableiten.
US-Präsident Donald Trump und der russisches Präsident Wladimir Putin haben sich beim Krisenmanagement rund um die Corona-Pandemie nicht gerade mit Ruhm bekleckert.
[M] Donald Trump/Evan Vucci/AP Photo/picture alliance und Wladimir Putin/Dmitry Astakhov/dpa/picture-alliance
Lehre 1: Keine Gnade im Markt
Märkte sind hart umkämpfte Spielfelder. Hier herrscht das Recht des Stärkeren. Wer sich im Markt behaupten will, muss knallhart mit der Konkurrenz umgehen. Eiskalt, wie Putin. Top-Führungskräfte müssen im Unternehmen ein starkes Durchsetzungsvermögen haben und im Markt keine Gnade kennen. Im Unternehmen verteidigen sie Meinungen, Ideen und Vorstellungen, um vorgegeben Ziele zu erreichen. Sie lassen nur bessere Idee zu. "Challenge my ideas"! Mit dieser Haltung kristallisieren sich auch die wertvollsten Mitarbeiter heraus: diejenigen, die ihren Chefs das Wasser reichen können.
Im Markt, gegen die Konkurrenz, wird aus Durchsetzungsvermögen gnadenlose Angriffslust. Vor allem in gesättigten Märkten müssen Unternehmen aus ihrer Komfortzone ausbrechen und sich Wege freikämpfen, um relevant zu bleiben. Eine konsistente Markenpflege und Mut zu Innovationen sind dabei überlebenswichtig. Kann ein Konkurrent geschluckt werden? Im Kampf um Markt-, Meinungs-, Innovations- oder Kommunikationsführerschaft darf kein Manager zögern.
Lehre 2: Das Judo-Prinzip
Beim Judo geht es darum, sich so zu positionieren, dass man die Kraft des Gegners zum eigenen Vorteil nutzen kann. Somit lassen sich auch stärkere Angreifer zu Boden ringen. Putin macht Judo – seine Politik steht metaphorisch dafür: Bloß nicht als Bedrohung wirken, aber immer bereit sein. So unterschätzen Konkurrenten die wahre Stärke. Ein schönes Beispiel aus Deutschland: Porsche wollte zwischen 2005 und 2009 die Volkswagen AG übernehmen. Ja, die Porsche SE wollte VW beherrschen – scheiterte aber grandios und ist jetzt nur Beteiligungsgesellschaft. Aber auch disruptive Start-ups fahren diese Strategie gerne: Möglichst lange unterm Radar agieren, dann knallhart zuschlagen und den Markt erobern.
Lehre 3: Fakten statt heißer Luft
Marketing sagt, wie das Unternehmen sein will. Zahlen belegen, wie das Unternehmen wirklich ist. Manager, die wie Putin Fakten schaffen, lassen Gegner und Kritiker an sich abprallen. Trump ist ein Beispiel, wie man es nicht machen sollte. Er brüllt in der Regel viel flache Unwahrheiten in die Welt oder aber Dinge, die er besser für sich behalten sollte. Das kann sich kein Manager leisten.
Wäre Donald Trump Geschäftsführer der "USA-Aktiengesellschaft", hätten Vorstände und Aktionäre ihn schon längst im hohen Bogen rausgeworfen. Der Grund? Verletzung und Nichteinhaltung aller Pflichten eines AG-Geschäftsführers, darunter: Einhaltung der Berichtspflichten, allgemeine Treuepflicht und Pflicht zu Verschwiegenheit betreffend Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse. So soll Trump schon mehrmals hochsensible US-Geheimdienstinformationen ausgeplaudert haben.
Lehre 4: Die Paranoiden überleben
Schon der Intel-Mitbegründer Andrew Grove wusste: Nur die Paranoiden überleben. Gefahren rechtzeitig zu erkennen, ist eine extrem hilfreiche Eigenschaft für jeden Verantwortlichen. Mit einer gesunden Portion Paranoia bleiben Manager wachsam, bescheiden und hungrig. Wachsam, weil sie Entscheidern sagt: "Da draußen sind Konkurrenten, die uns besiegen wollen. Und das gilt es zu verhindern." Hungrig, weil paranoide Manager die Geschwindigkeit und die Performance im Unternehmen hochhalten.
Bescheiden, weil es heißt: "Wenn ich gewinnen will, muss ich ruhig bleiben und mich auch in Krisenzeiten von meiner besten Seite inszenieren". Die Art und Weise, wie Putin mit der Corona-Krise umgeht, ist beispielhaft dafür. Er inszeniert Russland als den freundlichen Helfer. Der Spiegel titelte: "Europa verliert den Kampf der Bilder". Putin gibt sich bescheiden, gelassen und hilfsbereit.
Fazit: Ein bisschen Putin tut Managern gut
Ohne den Präsidenten der Russischen Föderation verklären zu wollen: Ein bisschen Putin täte jedem Manager gut. Er lässt sich nicht in die Karten schauen, weiß wie er auch in kritischen Situationen auftreten muss und geht knallhart mit Gegnern um. Außerdem schätzt er Treue und Loyalität seiner Mitarbeiter. Manager mit solchen Eigenschaften haben einen Vorteil im Markt. Zumindest bei kurzfristigen, taktischen Entscheidungen. Für langfristige, strategische und nachhaltige Entscheidungen sind Nelson Mandela oder Mahatma Gandhi sicher die besseren Vorbilder. Oder was denken Sie?
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