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14.02.2020 | Führungsqualität | Kompakt erklärt | Online-Artikel

Was versteht man unter Führungsethik?

verfasst von: Andrea Amerland

3:30 Min. Lesedauer

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Nicht zuletzt wegen vieler Wirtschaftsskandale wird der Ruf nach einer ethisch fundierten Führung immer lauter. Der Begriff der Führungsethik erlebt eine Renaissance und wird durch neue Konzepte ergänzt. 

"Führungsethik befasst sich mit der Frage der menschenwürdigen und fairen Gestaltung der Beziehung zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern". So definiert Springer-Autorin Swetlana Franken den Begriff. Da das Verhältnis zwischen Mitarbeitern und Chefs hierarchisch ist und auf Macht basiere, ist es wichtig, dass der Umgang mit Beschäftigten auf Werten und Normen fußt, schreibt die Professorin für allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Personalmanagement im Buchkapitel "Unternehmen, Unternehmenskultur und Unternehmensethik".

Empfehlung der Redaktion

2018 | OriginalPaper | Buchkapitel

Fallstudien „Führung und Verantwortung“

In diesem Kapitel dominieren ethische und personalpolitische Fragestellungen rund um den Personalprozess. Es geht um Grundsatzfragen wie z. B. die Gehaltsstruktur und gestaltung, Lohngerechtigkeit oder Entlassung von Mitarbeitenden (und damit verbundene ethische Fragestellungen).

Führungsethik braucht Normen 

"Die Konsequenzen solcher Machtausübung können schlechte Leistung, gefälschte Arbeitsberichte und innere Kündigung sein", so Franken weiter. Auch vor einem Machtmissbrauch durch die Führungskraft warnt die Wirtschaftswissenschaftlerin. Eine Führungsethik sollte daher wie auch eine Unternehmensleitlinie folgende Normen zum Maßstab machen:

  • Gegenseitige Wertschätzung und Achtung
  • Fairness und Chancengleichheit bei der Einstellung, Bezahlung und Beförderung der Mitarbeiter
  • Schutz der Privatsphäre (Datenschutz)
  • offene Information und Kommunikation der Belegschaft über unternehmerisches Geschehen
  • humane Arbeitsbedingungen und Arbeitsplatzsicherheit
  • sinnvolle und abwechslungsreiche Aufgaben
  • Möglichkeiten für Weiterbildung und Entwicklung der Mitarbeiter

Wie wichtig und grundlegend das Thema ist, zeige sich daran, dass es immer mehr Lehrstühle für Ethical Leadership an den Hochschulen gibt, schreibt Werner Schiewek in "Vom Wollen zum Können – Führungsethik/Moral Leadership als erfolgskritische Führungskompetenz in der Polizei".

Personalführungsethik und Unternehmensführungsethik

Die Ausrichtung an moralisch-ethischen Werten im Unternehmenskontext lässt sich in zwei Bereiche aufteilen, so Annelis Straubhaar und Jochen Schellinger: in die Personalführungsethik, also die Beziehung zwischen Vorgesetzten und seinen Mitarbeitern sowie die Unternehmensführungsethik, also die Beziehung zwischen Führungskräften und Stakeholdern.

Im Zusammenhang mit Führungsethik sei es unabdingbar, das Vorgesetzte als Vorbilder verantwortungsvolles Handeln vorleben, betonen die Springer-Autoren im Buchkapitel "Ethik in international tätigen Unternehmen". "Werden Führungskräfte als ethisch korrekt wahrgenommen, gelten sie oftmals als Idealbilder, welchen es zu folgen lohnt. Die Personalführungsethik ist also bedeutsam, wenn ein Unternehmen langfristig durch Führungseffzienz ökonomisch erfolgreich sein will".

Führungsethik/Ethisches Handeln von Führungskräften in der Praxis:

  • Mitarbeiter achten und respektieren – keine Schikane, Beleidigung, persönliche Herabsetzung, sexuelle Belästigung, Mobbing
  • keine willkürliche und diskriminierende Behandlung, sondern Fairness, Chancengleichheit und Gerechtigkeit
  • Respektieren der Privatsphäre – keine Überwachung, Datenschutz, Akzeptanz der Gewissensfreiheit, ethnischen Herkunft und sexuellen Orientierung
  • Gewährung humaner Arbeitsbedingungen – Schutz von Leben und Gesundheit, ausreichende Pausen, angemessene Entlohnung
  • Partnerschaftliche Kommunikation statt Befehl, Erklären statt Diktieren von Entscheidungen, offene und ehrliche Information
  • Feedback, Anerkennung guter Leistungen, Lob, konstruktive Kritik
  • Sinnvolle, abwechslungsreiche, herausfordernde Aufgaben, Möglichkeiten zur sozialen Interaktion
  • Nach Möglichkeit Selbstkontrolle, Eigenständigkeit, Partizipation an Entscheidungen und Möglichkeit zur Weiterbildung und -entwicklung

Quelle: Buch "Verhaltensorientierte Führung" (2019), Seite 231.

Ethische Führungskonzepte: dienende und geteilte Führung

Zu den stark ethisch geprägten, neueren Konzepten der Führung zählen die dienende und die geteilte Führung von Mitarbeitern, heißt es im Buchkapitel "Führung von Mitarbeitern". Friedemann W. Nerdinger, der den Lehrstuhl für Wirtschafts- und Organisationspsychologie an der Universität Rostock leitet, definiert dienende Führung darin wie folgt:

Dienende Führung ist ein Verständnis von und eine Praxis der Führung, die den Nutzen der Geführten über das Selbstinteresse des Führenden stellt. Dienende Führung fördert die Wertschätzung und die Entwicklung der Geführten, den Aufbau einer Gemeinschaft, die Praxis der Authentizität und die Teilung der Macht und des Status für das gemeinsame Wohl jedes Einzelnen, der ganzen Organisation und derjenigen, denen die Organisation dient.

Die ethische Normbindung dieses Führungsansatzes, der auf den Quäker Robert Greenleaf zurückgeht, ist klar ersichtlich. Demgegenüber rückt bei der geteilten oder verteilten ("distributed") beziehungsweise kollektiven ("collective") Führung das Team in den Fokus. Es geht es dabei darum, Führung zu teilen und auf mehrere Personen verteilt oder eben kollektiv auszuüben. Unabhängig vom jeweiligen Führungsmodell ist das A und O einer jeden Führungsethik allerdings, dass sich Vorgesetzte jederzeit selbst reflektieren. 

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