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26.09.2019 | Führungsqualität | Schwerpunkt | Online-Artikel

Führung am Rande des Burnout?

verfasst von: Annette Speck

3:30 Min. Lesedauer

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Führungskräfte, deren Wohlbefinden eingeschränkt ist, neigen eher zu einem negativen Führungsstil, so eine Studie. Zwar braucht nicht jede Firma gleich einen Feelgood Manager, aber aktives Gesundheitsmanagement muss sein.

Achtsamkeit, Work-Life-Balance, gesunde Ernährung – das eigene Wohlbefinden steht heute bei vielen Menschen hoch im Kurs. Dass sie alle für ihre physische und mentale Gesundheit auch selbst aktiv werden, ist dennoch zu bezweifeln. Angesichts des zunehmend als stressig empfundenen Berufsalltags ist der Bedarf nach Ausgleich auf alle Fälle groß, und auch die Unternehmen stehen in der Verantwortung, für Entlastung zu sorgen.

Steigender Termin- und Leistungsdruck

Denn die Digitalisierung führt zu einer stetigen Beschleunigung von Produktions-, Dienstleistungs- und Kommunikationsprozessen. Gleichzeitig steigt die Komplexität der Aufgaben und die Arbeitsintensität nimmt zu. Belastend wirkt dabei vor allem der erhöhte Termin- und Leistungsdruck. Laut der Studie "Betriebliches Gesundheitsmanagement 2018", für die die Krankenkasse Pronova BKK bundesweit 1.650 Beschäftigte befragte, fühlen sich neun von zehn Deutschen von ihrer Arbeit gestresst. Bei vielen Befragten geht dies zeitweise mit Rückenschmerzen oder Erschöpfung einher (61 Prozent). 59 Prozent sind manchmal innerlich angespannt, 54 Prozent grübeln über ihre Arbeit und 53 Prozent schlafen schlecht.

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Kaum Zeit für private Aktivitäten

Die Pronova-Studie differenziert zwar nicht nach Vorgesetzten und "einfachen" Mitarbeitern, jedoch ist klar, dass Topmanager, Vorstandsmitglieder und Unternehmenschefinnen solche Symptome ebenfalls kennen. Nicht zuletzt, weil die große Mehrheit von ihnen täglich mehr als acht Stunden arbeitet und nur wenig Zeit für private Aktivitäten hat. Laut einer Befragung  der Unternehmensberatung Baumann aus dem Jahr 2015 litt fast jede fünfte Führungskraft schon einmal unter Burnout

Angeschlagene Chefs führen schlechter

Meist lange bevor ein Burnout attestiert wird und zur Krankschreibung führt, schleppen sich die Betroffenen und häufig dann auch ihre Untergebenen durch schwierige Zeiten. Ein Forscherteam der Christian-Albrechts-Universität Kiel, der Goethe-Universität Frankfurt/Main und der Universität Koblenz-Landau bestätigt in einer Metastudie nämlich die Annahme, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Wohlbefinden von Führungskräften und ihrem Führungsverhalten gibt. Hierfür werteten die Wissenschaftler 88 Forschungsarbeiten mit über 12.000 Befragten aus.

"Wir konnten feststellen, dass alle drei konstruktiven Führungsstile einen positiven Zusammenhang mit dem Wohlbefinden der Führungskräfte aufweisen“, sagt die Ko-Autorin der Studie, Professorin Claudia Buengeler vom Kieler Institut für Betriebswirtschaftslehre. Zudem stehe negatives Führen mit einem geringeren Wohlbefinden in Zusammenhang beziehungsweise andersherum gesagt: Gestresste, emotional erschöpfte und von Burnout bedrohte Vorgesetzte neigen zu einem eher negativen Führungsstil.

Gesundheitsmanagement aktiv betreiben

Da das Führungskräfteverhalten wiederum das Wohlbefinden der Untergebenen beeinflusst, sollten Unternehmen ein nachhaltiges Gesundheitsmanagement betreiben, etwa indem sie das Wohlbefinden ihrer Führungskräfte stärken und destruktives Führungsverhalten unterbinden. "Um strukturelle Maßnahmen zu schaffen, die den Führungskräften helfen, ihre Rolle effektiv auszuüben, muss zunächst klar sein, was bei schlechtem Wohlbefinden tatsächlich helfen kann“, erklärt Buengeler. Neben gezielten Trainingsmaßnahmen hält sie mehr Freiräume und Zeit für Führungskräfte für erforderlich, damit sie ihre Rolle reflektierter und aktiver wahrnehmen können.

Ins gleiche Horn bläst auch Petra Bernatzeder. In dem Buchkapitel "Die Säule der Führung und Zusammenarbeit" betont sie die Aufgabe "Sich selbst gesund führen" als wesentlich für eine gesunde Führung und erklärt:

"Nur wer sich selbst führen kann, kann andere führen“. Dieses altbekannte Prinzip hat auch hier Gültigkeit. Es gilt, die eigene körperliche und mentale Stabilität zu halten, für das persönliche Wohlergehen zu sorgen und die eigene Balance wiederherzustellen, wenn sie in Schieflage geraten ist. Klarheit bezüglich der eigenen Rolle und Wissen um die Einflussmöglichkeiten als Vorbild gehören dazu." Petra Bernatzeder, Seite 68

Breite Maßnahmenpalette anbieten

Mit einem verantwortungsvollen Gesundheitsmanagement können Unternehmen ihr Topmanagement dabei maßgeblich unterstützen. Zum einen besteht der Springer-Autorin zufolge nach wie vor Aufklärungsbedarf über die Zusammenhänge von Stress, psychischen Überlastungen und Krankheiten. Zum anderen gelte es, eine breite Palette von Gesundheitsmaßnahmen für Menschen mit ganz unterschiedlichen Persönlichkeitsmerkmalen und Vorlieben anzubieten. Schließlich ticken beispielsweise Joggerinnen oft anders als Mitglieder von Fitnessclubs oder Menschen, die sich mit Yoga und Meditation befassen. Darüber hinaus gelinge die nachhaltige Gesundheitsförderung nur, wenn Entspannungs- und Bewegungseinheiten in den Alltag integriert werden. (Seite 70)

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