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Erschöpfte Chefs überzeugen ihre Mitarbeiter nicht

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Was die Mannschaft im Innersten bewegt, ist für die meisten Führungskräfte ein böhmisches Dorf. Denn sie glauben zwar, im Sinne der Beschäftigten zu agieren, doch deren Wahrnehmung ist eine ganz andere, belegt eine Studie. 

In der Wahrnehmung der Führungsqualität klaffen zwischen Managern und Mitarbeitern große Lücken.


Das Problem ist nicht neu: Die Eigen- und Fremdwahrnehmung von Führungskräften fällt sehr unterschiedlich aus, dokumentieren viele Studien zu diversen Management-Themen. So auch die Untersuchung "Empowerment-Führung", die vom Pinktum Institute im Auftrag der Pawlik Group im September 2024 durchgeführt wurde. Rund 1.350 Erwerbstätige standen dafür Rede und Antwort und bewerteten dabei die Wirkung des Führungsstils aus Management- und Beschäftigtenbrille anhand von 34 weitestgehend identischen Fragen vollkommen unterschiedlich.

Jeder dritte Mitarbeitende (35 Prozent) hat sich demnach bereits des Öfteren wie ein Verlierer gefühlt, während 90 Prozent der Führungskräfte betonen, wie wichtig es ihnen sei, dass genau dieses Gefühl im Team nicht entsteht. Fast jeder zweite Beschäftigte (46 Prozent) moniert zudem, Personalverantwortliche verhinderten interne Machtkämpfe nicht aktiv, obwohl 85 Prozent der Führungskräfte überzeugt sind, genau das zu tun. Es gibt also offenbar bei Zieldefinitionen und Konfliktmanagement durchaus Luft nach oben.

Gestaltungsspielräume und Mitarbeiterwohl verbessern

Auch bei den Gestaltungspielräumen klafft zwischen Managern und Belegschaft eine Wahrnehmungslücke: Während 38 Prozent der Mitarbeitenden beklagen, die Dinge nicht so umsetzen zu können, wie sie es für gut befinden, ist dieses Problem lediglich 14 Prozent der Führungskräfte präsent.

Ähnlich divergent ist das Bild beim Mitarbeiterwohl. Hier sind 95 Prozent der Leader überzeugt, sich dafür zu engagieren, aber ein Drittel der Beschäftigten (31 Prozent) merkt davon nichts. Selbst bei einer gerechten Aufgabenverteilung sind sich die Befragten nicht einig. 89 Prozent der Führungskräfte glauben, diese gut und individuell zuzuweisen, aber nur 66 Prozent der Mitarbeitenden empfinden dies auch so. Die Studienautoren sehen an dieser Stelle großen Optimierungsbedarf.

Die Liste lässt sich rund um Aspekte wie Wertschätzung, Unterstützung in Krisen oder Gemeinschaft zu entwickeln fortführen - immer sind Personalverantwortliche mehr von sich überzeugt als ihre Beschäftigten.

Erschöpfung auf allen Karriereebenen

Bei einer Grundbefindlichkeit herrscht allerdings Einigkeit zwischen Chefetage und Basis: So beklagen 59 Prozent aller Umfrageteilnehmer, dass sie heute weniger Kraft haben als noch vor drei Jahren. Besonders Führungskräfte fühlen sich ausgelaugt (69 Prozent). Laut der Studienautoren ist dieser Belastungsindex innerhalb eines Jahres um zehn Prozentpunkte gestiegen, denn im Herbst 2023 empfanden noch 49 Prozent der Erwerbstätigen einen schleichenden Kraftverlust.

Dass die Leistungsfähigkeit bei den älteren Beschäftigten stärker schwindet als bei den Jüngeren, sei dabei nicht ungewöhnlich. Besorgniserregend erscheint allerdings, wie die unter 25-Jährigen
mit mehr als zwei Drittel ebenfalls darunter leiden und bereits etwa die Hälfte der 25- bis 29-Jährigen einen leeren Akku haben.

Das Pinktum Institute verweist zwar darauf, dass die Ursachen für die allgemeine Erschöpfung nicht allein im Arbeitsumfeld zu suchen sind, sondern auch die globalen Krisen sowie die wirtschaftliche Lage Deutschlands ihren Beitrag leisten. Allerdings führe das Gefühl, ausgebrannt zu sein in der aktuellen Studie zu deutlich negativen Konsequenzen in Form von mehr Krankschreibungen.

Empowerment-Faktor: Interne Machtkämpfe reduzieren

Joachim Pawlik, CEO der gleichnamigen Geschäftsgruppe, empfiehlt auf Grundlage der Umfrageergebnisse folgende Maßnahmen, die er als Empowerment-Faktoren bezeichnet, um den Krafträubern im Unternehmen entgegenzuwirken:

  • Interne Machtkämpfe reduzieren: Führungskräfte sollten in die inhaltlich beste Lösung investieren. Denn die Studienergebnisse deuteten darauf hin, "dass interne Machtkämpfe im Arbeitsumfeld einen deutlich negativen Einfluss auf das persönliche Energielevel haben". Sie verursachen psychischen Stress, verschwenden Energie und wirken dem sozialen Zusammenhalt entgegen. Daher habe dieser Empowerment-Faktor den größten Einfluss.
  • Das Leben berücksichtigen: Unternehmen sind gut beraten, den Menschen zu sehen und nicht nur die Funktion oder KPIs.
  • Verlierer mitnehmen: Beschäftigten, die sich abgehängt fühlen, sollte Mut gemacht werden und bei Gewinnern die Motivation erhalten bleiben.
  • Verantwortung übertragen: Wer Verantwortung möchte, sollte sie bekommen.
  • Gemeinschaft entwickeln: Unternehmen wie Beschäftigte profitieren davon, persönliche Nähe zu schaffen.
  • Mitspielen lassen: Selbstwirksamkeit am Arbeitsplatz ist ein Schlüssel zu Motivation und Engagement der Mitarbeitenden.

Führungskräfte könnten die Welt vielleicht nicht verbessern. "Aber sie können das Unternehmen zu einem Ort machen, in dem sich Kraft wieder stärker entfaltet", lautet Pawliks Fazit. Und der Schlusssatz der Studienzusammenfassung lautet: "Sofern die Politik und die Unternehmen nicht handeln, wird die Kraft der Menschen weiterhin schwinden. Es ist Zeit zum Handeln."

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