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14.06.2022 | Führungsqualität | Schwerpunkt | Online-Artikel

Top-CEOs setzen auf Diplomatie und Ausdauer

verfasst von: Michaela Paefgen-Laß

4 Min. Lesedauer

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Leistungsstarke Unternehmenslenker legen eine beachtliche Bindungsfähigkeit an den Tag. Vier der zehn besten CEOs weltweit sind seit über zwanzig Jahren im Amt. Wie sie sich auf einem wackeligen Stuhl behaupten.

Sie tragen die Gesamtverantwortung für ihr Unternehmen, die Mitarbeiter und die Entwicklung der Marke. Dazu braucht es neben Erfahrung und einem guten Händchen für die Bedürfnisse der verschiedenen Anspruchsgruppen aus Unternehmen und Gesellschaft vor allem einen langen, ruhigen Atem. Die Frage nach dem besten Zeitpunkt fürs Stühlerücken inklusive Generationswechsel an der Unternehmensspitze sollte deshalb nicht von Amtszeiten mit angenommenen Verfallsdaten abhängig gemacht werden. Der Blick auf die Spitzenpositionen im "Brand Guardianship Index 2022" (BGI) der Unternehmensberatung Brand Finance zeigt, warum. 

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Zweiter Hauptteil: Überwachung der Geschäftsführung in Familienunternehmen und Nicht-Familienunternehmen – der CEO-Wechsel als prägender Moment

Der Wechsel eines CEO in Familienunternehmen, aber auch in Nicht-Familienunternehmen, ist ein prägender Moment der Unternehmensentwicklung. 

Satya Nadella ist weltweit erfolgreichster CEO

Der Index listet 250 Führungspersönlichkeiten weltweit. Ihre Leistung wurde nach objektiven Kriterien von Marktanalysten und Journalisten bewertet. Angeführt wird das Ranking von Microsoft-Chef Satya Nadella, der seit 1992 im Unternehmen ist und im Jahr 2014 die Nachfolge von CEO Steve Ballmer antrat. 

Mit knapp acht Jahren an der Spitze von Microsoft ist Nadella nun exakt so lange im Amt, wie der Durchschnitt aller im BGI aufgeführten CEOs (7,6 Jahre). Nochmal so lange muss er allerdings ausharren, um die durchschnittliche Amtszeit der Top Ten von 15,9 Jahren zu erreichen. Vier der zehn leistungsstärksten CEOs lenken die Geschicke ihrer Unternehmen sogar seit mehr als 20 Jahren. Dienstältester CEO in der Spitzengruppe ist Jensen Huang von Nvidia (29 Jahre). Alle zehn CEOs sind Gründer oder wurden intern ernannt. Im Gesamtranking ist Fedex-Gründer Fred Smith (Platz 79) mit über 50 Jahren Amtszeit dienstältester CEO.

Brand guardianship is a skill that needs to be developed. To be able to build long-term business value you need to balance the needs of different stakeholders - employees, investors, and the wider society. It is clear, from our Index, that that takes time. (Annie Brown, Brand Finance).

Langgediente CEOs sind mit Marke verwachsen

Sind langgediente CEOs also die besseren Führungspersönlichkeiten und gehört die im "Harvard Business Review" beschriebene fünf-stufige Faustformel zum typischen Lebenszyklus des CEOs um eine sechste Stufe des Übergangs zur Übergabe erweitert? Die fruchtbare, goldene Zeit eines CEOs wird dort zwischen zwölf und 15 Jahren Amtszeit angesiedelt: "Some CEOs described a flywheel effect: Projects and investments that produced no results early on were finally paying off." Danach werde die Nachfolge zu einer Schlüsselfrage und leistungsstarke CEOs hätten einen höheren Ermessensspielraum bei der Entscheidung über ihren Rücktritt. Was also macht einen CEO so erfolgreich?

Wer ein Unternehmen gegründet hat oder in ihm aufgestiegen ist, ist mit seiner DNA verwachsen, den Bedürfnissen der Anspruchsgruppen vertraut und verfügt über die Gabe, sie alle von der Richtigkeit einer Entscheidung zu überzeugen – selbst in Krisenzeiten. Springer-Autor Hanno Goffin erkennt beim erfolgreichen CEO außerdem eine ausgeprägte "Chancenintelligenz" (Seite 261), durch die er Möglichkeiten ergreifen kann, die andere nicht sehen sowie eine hohe persönliche Bescheidenheit (Seite 260). Der Erfolg des Unternehmens ist ihm wichtiger als der persönliche Vorteil. Herausragende Führungskräfte erfüllen zudem alle Grundbedingungen an Loyalität, Ethik und Werteorientierung. Im Gegensatz zu schwächeren Führungskräften können sie besser (Seite 283):

  • Schnell und entschlossen entscheiden: Auch schlechte Entscheidungen werden von ihnen rasch erkannt, eingeräumt und korrigiert.
  • Andere auf Ergebnisse einschwören: "Sie sind sich der Wichtigkeit einer genauen Wortwahl und der Interpretation ihrer Gesten bewusst und demonstrieren auch unter Druck Gelassenheit."
  • Bereit sein, sich anzupassen: Sie können sich auf Veränderungen einstellen und nutzen vielfältige Informationsquellen sowie ein breites Netzwerk, um drohende Veränderungen antizipieren und notwendige Strategien frühzeitig entwickeln zu können.
  • Zuverlässige Ergebnisse abliefern: Vertrauensvolle Unternehmensführer mit ruhiger Hand investieren viel Zeit in das Verständnis von Unternehmensplänen, Projekten und Budgets, bevor sie mit der Umsetzung beginnen. 

Bei Amtseintritt die Nachfolge planen

Die im BGI gelisteten Markenhüter sind für die Gestaltung einer sicheren, nachhaltigen Zukunft verantwortlich. Dafür haben sie ihr Selbstverständnis neu ausgerichtet. David Haigh, CEO von Brand Finance, beobachtet eine Veränderung "from ultra-competitive entrepreneur to collaborative diplomat". Trotzdem ist irgendwann die Zeit für einen Führungswechsel erreicht. Was gilt es dabei zu beachten? 

Nachfolgeplanung wird von den meisten großen Unternehmen stiefmütterlich behandelt. Mögliche interne Nachfolger werden zu spät oder gar nicht aufgebaut und entsprechende Förderprogramme vernachlässigt. Entscheidende Wettbewerbsvorteile gehen damit verloren: Die Performance intern ernannter CEOs ist Studien zufolge in den ersten drei Jahren der Amtsübernahme überdurchschnittlich hoch. Für die Nachfolgeplanung zitiert Goffin folgende Grundsätze (Seite 297):

  1. Früher Start, schon beim Start des Neuen
  2. Entwicklung strenger Leistungs- und entsprechender Messkriterien
  3. Identifikation und Entwicklung interner Kandidaten und Vergleich zu externen Kandidaten
  4. Einbeziehung einer entsprechend spezialisierten Executive-Personalberatung
  5. Notfallübungen des Boards für eine CEO-Benennung
  6. Entwicklung eines umfangreichen Einarbeitungsprogramms

Übrigens:  Zusammen mit Lisa Su (AMD) auf Platz zehn listet der Brand Guardian Ship Index nur fünf Frauen unter den 250 erfolgreichsten CEOs weltweit. Das sind drei weniger als im vergangenen Jahr, was ein Zeichen für das Diversitätsproblem von Großkonzernen ist.

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