In den vorangehenden Kapiteln wurden Zellen als elementare Lebenseinheiten und Bauelemente von Geweben behandelt. Auch im Vielzeller ist jede einzelne Zelle tatsächlich eine elementare Lebenseinheit, aber sie repräsentiert hier nicht den Organismus, dessen makroskopische Gestaltung vom zellulären Bau genauso unabhängig ist wie die Architektur eines Bauwerks aus Ziegeln und anderen Bauelementen. Man kann (und konnte ja tatsächlich lange Zeit) sinnvoll Morphologie betreiben, ohne von Zellen etwas zu wissen. Komplexe Gestaltbildungen sind auch ohne Zellengliederung möglich (◘ Abb. 3.1, ► Abb. 19.48d und 19.76; ► Abschn. 1.2.4.6). Freilich zeigen die Seltenheit echter Großzeller und die enorme Vielfalt der Vielzeller, dass Vielzelligkeit eine günstigere Grundlage für die Evolution großer Organismen bot als die Vergrößerung und Komplizierung einer einzigen Zelle. Dies hat unter anderem mit einem günstigeren Verhältnis Oberfläche zu Volumen zu tun (► Exkurs 2.1). Damit ein vielzelliger Organismus entstehen kann, müssen nicht nur gleichartige Zellen vervielfacht werden, sondern sich auch auf geordnete Weise differenzieren. Die funktionelle Spezialisierung erbgleicher Körperzellen (Somazellen; griech. sóma, Körper) beruht auf differenzieller Genaktivierung (► Abschn. 1.2.4 und 8.2).
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