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2017 | OriginalPaper | Buchkapitel

6. Ganz großes Kino

Subventionsbetrug – EU-Subventionen als Tatobjekte – Strafanwendungsrecht – Bestechung eines EU-Beamten

verfasst von : Mark A. Zöller

Erschienen in: Fallsammlung zum Europäischen und Internationalen Strafrecht

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Zusammenfassung

Der in der Bundesrepublik Deutschland lebende Filmproduzent F ist französischer Staatsbürger und befindet sich in einem finanziellen Engpass. Deshalb entschließt er sich, über einen EU-Fonds für Europäische Filmförderung, einer Behörde der Europäischen Union, mit einem Trick für Abhilfe zu sorgen. Die Vergabe solcher EU-Subventionen setzt nach den einschlägigen Vorschriften u. a. als subventionserheblich voraus, dass der potenzielle Subventionsempfänger die Beteiligung weiterer Investoren für ein Filmprojekt nachweist. In seinen Antragsunterlagen, die während seines Aufenthalts in Brüssel gefertigt werden, gibt F bewusst wahrheitswidrig an, einen Spielfilm mit internationaler Besetzung über die Schlacht im Teutoburger Wald drehen zu wollen, dessen Produktion auch großzügig vom „FilmFernsehFonds Bayern“ unterstützt werde. In Wirklichkeit sind jedoch sowohl das Spielfilmprojekt als auch die Unterstützung durch den bayerischen Fonds von F frei erfunden. Um mit seinem Antrag dennoch Erfolg zu haben, übergibt er die Unterlagen an der Dienststelle des EU-Fonds in Brüssel persönlich dem für die abschließende Entscheidung über die Subventionsvergabe alleinzuständigen belgischen EU-Beamten B. Den Unterlagen fügt F in einem halb geöffneten Briefumschlag 5000 Euro in bar mit der Bitte bei, seinen Antrag „wohlwollend, aber nicht mit allzu großer Gründlichkeit“ zu bearbeiten. B durchschaut – wie von F vorhergesehen – sofort den Plan des F, nimmt das Geld hoch erfreut als „Zusatzverdienst“ entgegen und befürwortet den Antrag des F behördenintern. Noch bevor es zur Auszahlung der von F beantragten Subvention in Höhe von 500.000 Euro kommt, wird der Schwindel jedoch durch eine Kontrolle des Behördenleiters in Brüssel aufgedeckt.

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Fußnoten
1
Dazu Hecker, EuStR, Kap. 7 Rn. 68 ff.
 
2
Allg. hierzu Esser, EuStR, § 2 Rn. 64 ff.; Hecker, EuStR, Kap. 10; Satzger, IntStR, § 9 Rn. 89 ff.
 
3
BGHSt 34, 111 (113).
 
4
BGH wistra 1985, 150; AnwK-Gercke, § 264 Rn. 19; Lackner/Kühl, § 264 Rn. 18; Hellmann/Beckemper, Wirtschaftsstrafrecht, Rn. 813.
 
5
Lackner/Kühl, § 264 Rn. 16; Müller-Emmert/Maier, NJW 1976, 1657 (1660).
 
6
MüKo-Wohlers/Mühlbauer, § 264 Rn. 121; Schönke/Schröder-Perron, § 264 Rn. 86; AnwK-Gercke, § 264 Rn. 42; Wattenberg, in: Achenbach/Ransiek/Rönnau (Hrsg.), Handbuch Wirtschaftsstrafrecht, IV. 2. Rn. 91.
 
7
Schönke/Schröder-Eser, Vorbem §§ 3–9 Rn. 6, 79; AnwK-Zöller, Vor § 3 Rn. 2; Jescheck/Weigend, AT, § 18 V; Ambos, IntStR, § 1 Rn. 9; Hecker, EuStR, Kap. 2 Rn. 3; Walter, JuS 2006, 870 (871); a. A. Satzger, IntStR, § 5 Rn. 7, der die §§ 3 ff. StGB als „objektive (Vor-)Bedingungen der Strafbarkeit“ bereits vor der Tatbestandsprüfung erörtert.
 
8
BGHSt 27, 30 (34).
 
9
Vgl. BGHSt 34, 265 (267 f.); OLG München NStZ 2006, 630 (631); Schönke/Schröder-Perron, § 264 Rn. 5; AnwK-Gercke, § 264 Rn. 4; Fischer, § 264 Rn. 4; Lackner/Kühl, § 264 Rn. 2; Hellmann/Beckemper, Wirtschaftsstrafrecht, Rn. 802; Wessels/Hillenkamp, BT 2, Rn. 685; a. A. MüKo-Wohlers/Mühlbauer, § 264 Rn. 13: Kumulationsdelikt; Satzger/Schluckebier/Widmaier-Saliger, § 264 Rn. 2: Eignungsdelikt.
 
10
Hoyer/Horn, JZ 1987, 965 (966); Tiedemann/Kindhäuser, NStZ 1988, 337 (346); Ringel, CR 1997, 303.
 
11
AnwK-Zöller, § 9 Rn. 22; J. Martin, Grenzüberschreitende Umweltbeeinträchtigungen, 17 ff., 48 ff., 79 ff.; S. Martin, ZRP 1992, 19; Finke, Die strafrechtliche Verantwortung von Internet-Providern, 48 ff.; Jünemann, Rechtsmissbrauch im Umweltstrafrecht, 158; Heinrich, GA 1999, 72 (77 ff.); Jofer, Strafverfolgung im Internet, 119; Schulte, KJ 2001, 341; Hecker, ZStW 115 (2003), 880 (886 ff.); Rath, JA 2006, 435 (438); Zöller, Terrorismusstrafrecht, 444 f.
 
12
Vgl. BT-Drs. 7/5291, S. 5.
 
13
So z. B. SK-Hoyer, § 264 Rn. 19; Göhler/Wilts, DB 1976, 1609 (1613).
 
14
AnwK-Zöller, § 6 Rn. 2; Ambos, IntStR, § 3 Rn. 92; Hecker, EuStR, Kap. 2 Rn. 48 f.
 
15
Vgl. BGH wistra 1991, 106; BGH NJW 2001, 2485 (2486); Fischer, § 264 Rn. 46; AnwK-Gercke, § 264 Rn. 35; Hellmann/Beckemper, Wirtschaftsstrafrecht, Rn. 825; Wittig, Wirtschaftsstrafrecht, § 16 Rn. 67.
 
16
MüKo-Wohlers/Mühlbauer, § 264 Rn. 128; AnwK-Gercke, § 264 Rn. 35.
 
17
Dass B belgischer Staatsbürger ist, hindert die Annahme einer Amtsträgerstellung demgegenüber nicht.
 
18
BGBl. I, 2025; dazu BT-Drs. 18/4350; Brodowski, HRRS 2016, 12 (17 f.); Grützner, ZIP 2016, 253 ff.
 
19
Vgl. Schönke/Schröder-Perron, § 264 Rn. 76; AnwK-Gercke, § 264 Rn. 36.
 
20
Die anderen Tatalternativen des § 264 I StGB kommen für B vorliegend von vornherein nicht in Betracht.
 
21
AnwK-Gercke, § 264 Rn. 36; Wattenberg, in: Achenbach/Ransiek/Rönnau (Hrsg.), Handbuch Wirtschaftsstrafrecht, IV. 2. Rn. 70.
 
22
OLG Hamburg NStZ 1984, 218; LK-Tiedemann, § 264 Rn. 37; NK-Hellmann, § 264 Rn. 89, 143, 147.
 
23
Schönke/Schröder-Perron, § 264 Rn. 77; Wittig, Wirtschaftsstrafrecht, § 17 Rn. 51.
 
24
Ebenso vertretbar erscheint es, für die objektive Verwirklichung des § 264 II S. 2 Nr. 3 StGB durch F nicht auch die Verwirklichung des § 264 I Nr. 1 StGB durch B, sondern lediglich zu fordern, dass dieser seinerseits i. S. v. § 264 II S. 2 Nr. 2 StGB seine Befugnisse oder seine Stellung als Europäischer Amtsträger missbraucht haben muss. Dabei wäre unerheblich, ob B alleinverantwortlich und abschließend über die Subvention entscheidet oder in das Vergabeverfahren lediglich zwischengeschaltet ist. In diesem Fall ist das Regelbeispiel in objektiver Hinsicht als verwirklicht anzusehen. Da F um die Eigenschaft des B als Europäischer Beamter wusste und dessen Mithilfe gezielt für seine Zwecke ausnutzen wollte, ist dann auch von der subjektiven Verwirklichung von § 264 II S. 2 Nr. 3 StGB auszugehen.
 
25
BGHSt 32, 203 (208); Schönke/Schröder-Perron, § 264 Rn. 87; Wattenberg, in: Achenbach/Ransiek/Rönnau (Hrsg.), Handbuch Wirtschaftsstrafrecht, IV. 2. Rn. 92; a. A. Achenbach, JR 1988, 251 (254).
 
26
BGHSt 31, 264 (269); 35, 128 (133); 47, 295 (304); 48, 44 (49).
 
Literatur
Zurück zum Zitat Hecker, Europäisches Strafrecht, 5. Aufl., 2015, Kap. 2 Rn. 48–52, Kap. 7 Rn. 68–72 Hecker, Europäisches Strafrecht, 5. Aufl., 2015, Kap. 2 Rn. 48–52, Kap. 7 Rn. 68–72
Zurück zum Zitat Hellmann/Beckemper, Wirtschaftsstrafrecht, 4. Aufl., 2013, Rn. 800–828 Hellmann/Beckemper, Wirtschaftsstrafrecht, 4. Aufl., 2013, Rn. 800–828
Zurück zum Zitat Grützner, Das Gesetz zur Bekämpfung der Korruption 2015 – Wesentliche Inhalte und Änderungen der Rechtslage, ZIP 2016, 253 ff. Grützner, Das Gesetz zur Bekämpfung der Korruption 2015 – Wesentliche Inhalte und Änderungen der Rechtslage, ZIP 2016, 253 ff.
Zurück zum Zitat Rengier, Strafrecht Besonderer Teil II, 17. Aufl., 2016, § 60 Rengier, Strafrecht Besonderer Teil II, 17. Aufl., 2016, § 60
Zurück zum Zitat Wattenberg, Subventionsbetrug, in: Achenbach/Ransiek/Rönnau (Hrsg.), Handbuch Wirtschaftsstrafrecht, 4. Aufl., 2015, 4. Teil 2. Kap. (S. 215–242) Wattenberg, Subventionsbetrug, in: Achenbach/Ransiek/Rönnau (Hrsg.), Handbuch Wirtschaftsstrafrecht, 4. Aufl., 2015, 4. Teil 2. Kap. (S. 215–242)
Zurück zum Zitat Wittig, Wirtschaftsstrafrecht, 3. Aufl., 2014, § 17 Wittig, Wirtschaftsstrafrecht, 3. Aufl., 2014, § 17
Metadaten
Titel
Ganz großes Kino
verfasst von
Mark A. Zöller
Copyright-Jahr
2017
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-54021-3_6