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2013 | OriginalPaper | Buchkapitel

4. „Ganz neue Möglichkeiten“

Zum Design des Elektroautos

verfasst von : Marcus Keichel

Erschienen in: Das Elektroauto

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Wenn man das Wort „Elektromobilität“ zusammen mit dem Satzfragment „ganz neue Möglichkeiten“ in eine Suchmaschine eingibt, erhält man erstaunlich viele Treffer. Mit einem Klick erscheinen zahlreiche Zitate, in denen Aufbruchstimmung rund um das Elektroauto zum Ausdruck gebracht wird. Sprecher von Energiekonzernen preisen Absatzmöglichkeiten für ihr Produkt Strom, Autozulieferer sehen Geschäftspotentiale im Bereich der Batterieentwicklung und Ingenieure schwärmen von konstruktiven Optionen im Fahrzeugbau. Obwohl das Thema nicht neu ist, scheint die Elektromobilität jetzt, da es den politischen Willen zu ihrer Durchsetzung gibt, auf breiter Ebene positiv besetzt worden zu sein.

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Fußnoten
1
Beispielsweise Lutz Fügener in einem mit „ Neue Möglichkeiten“ überschriebenen Interview. Darin zeigt sich der Automobildesigner überzeugt, dass „Elektroautos [über kurz oder lang] ein ganz eigene Formensprache haben [werden]“, http://​www.​berlinonline.​de/​themen/​auto-und-motor/​autotechnik/​1003157-61213-kühlervoneautoss​chaffenplatzfüri​deen.​de.​html, Zugriff: 19.05.2012
 
2
Hier spielt traditionell die aktuellste Scheinwerfertechnolgie eine Rolle. Vgl. hierzu „Des einen Freud, des anderen Light“, in: Auto Motor und Sport, Heft 13 2012, S. 124 ff.
 
3
Eine solche vertikale Produktfamilie wird beispielsweise bei Volkswagen durch die Modellreihen Polo, Golf, Passat und Phaeton oder bei BMW durch die 1er–, 3er–, 5er–, 6er– und 7er–Reihe etc. gebildet.
 
4
Eine Definition für Symbol, urprünglich von Clifford Geertz (1987), hier zitiert nach Ruppert in diesem Band.
 
5
Zum Begriff Künstlerhabitus grundlegend: Ruppert 1998.
 
6
Die vergleichsweise starke Teilhabe der Autodesigner am Künstlerhabitus drückt sich u. a. darin aus, dass sie – zumal am Anfang einer Produktentwicklung – im Medium ausdrucksstarker Zeichnungen oder Volumenmodelle arbeiten. In diesen Medien rangiert der Objektcharakter vor dem Produktcharakter, es vermittelt sich eher ein „automobiler“ Ausdruck als das bereits ein Auto dargestellt wäre. Erst im Prozess der Produktentwicklung wird dieser Ausdruck in das technische Artefakt „Auto“ überführt.
 
7
Vertreter der Autoindustrie postulieren – wenn auch in abstrakter Form – durchaus einen Zusammenhang zwischen der Entwicklung von PurposeDesign–Elektroautos und einem bevorstehenden Wandel der Mobilitätskultur. So wird zum Beispiel BMW–Chef Norbert Reithofer in einem großformatigen Zeitungsartikel zum Stand der Elektroauto–Entwicklungen zitiert: „Die Mobilität von morgen wird eine andere sein als die von heute“, Süddeutsche Zeitung vom 12./13. Januar 2013, S. V2/11
 
8
Exemplarisch für diese Auffassung: Stefan Rammler, Leiter des Instituts für Transportation Design (ITD) an der Hochschule für bildende Künste Braunschweig in einem Interview im design report, Heft 3/2012, S. 31
 
9
Der Architekturkritiker Niklas Maak verweist auf den Zusammenhang von Autodesign und Stadtkultur. In seiner Wahrnehmung ist das Design moderner SUV dazu angetan, den öffentlichen Raum symbolisch in „Kampfzonen“ zu verwandeln. Niklas Maak: Die heisse und die kalte Stadt, in: TU München und Bayrische Akademie der Schönen Künste (Hg.): Die Tradition von morgen. Architektur in München seit 1980, München 2012, S. 29.
 
10
Leider hält sich die Marginalisierung der ästhetisch-symbolischen Dimension gestalterischer Arbeit im deutschen Design–Diskurs als hartnäckiges Klischee. So findet sich im design report (Heft 3/2012: Elektromobilität) eine Abbildung, die von der Redaktion besonders unglücklich kommentiert wird: „Erst das Konzept, dann die Form: Skizzen für einen Kleintransporter mit Elektroantrieb“ (ebd. S. 32). Abgesehen davon, dass es ein Konzept ohne Form gar nicht geben kann, ignoriert dieses Klischee beharrlich die Realität schöpferischer Dynamik, innerhalb derer im intuitiven Spiel mit Formen und Bildern Ideen entstehen können, deren Gehalt über das rein Bildhafte hinausgehen.
 
11
Die Aufladung des BMW i3 als Ikone der E–Mobility deutete sich in Form seiner medialen Repräsentation frühzeitig an. Beispielsweise in einem großformatigen Artikel der Süddeutschen Zeitung zum Stand der „Elektro–Offensive“ (12. /13. Januar 2013). Der Artikel ist mit insgesamt vier Abbildungen illustriert, wobei der BMW i3 um ein Mehrfaches größer dargestellt ist als die Elektroautos anderer Hersteller.Auch das stilistisch vergleichbare Modell i8 wurde im design report bereits 2012 euphorisch kommentiert: „Innovation auf der Überholspur: der BMW i8 Spyder als aufwändig gestalteter Imageträger“ (Heft 3/2012: Elektromobilität. S. 38).
 
12
In den Testphasen der technischen Entwicklung werden Probefahrten im öffentlichen Raum stets mit äußerlich stark verfremdeten Prototypen (sog. Erlkönigen) durchgeführt.
 
13
In den Worten des Automobildesigners Lutz Fügeners: „Schließlich sind [...] sie [die Kunden, Anm. MK] ja seit vielen Jahrzehnten konventionelle Autos gewohnt und brauchen etwas Zeit zum umgewöhnen.“, http://​www.​berlinonline.​de/​themen/​auto–und–motor/​autotechnik/​1003157–61213–kühlervoneautoss​chaffenplatzfüri​deende.​html, Zugriff: 19.05.2012
 
15
Der 1974 eingeführte VW Golf wog 810 kg und wies bei 90 km/h einen DIN–Verbrauch von 5,2 Litern/100 km auf (Modellvariante Formel E).
 
16
16 Das bekannteste Beispiel hierfür dürfte der 1967 eingeführte und von Hans Luthe gestaltete NSU RO 80 sein (vgl. Aicher 1996: 41)
 
17
Als frühestes Beispiel hierfür wäre die bereits in den Dreißigerjahren symbolisch aufgeladene „Stromlinienform“ zu nennen, die rasch zu einer ästhetischen Chiffre für den faszinierenden Rausch der Geschwindigkeit avancierte. Für einige Zeit kam ihr ein stilbildender Charakter im Automobildesign zu, und dies obgleich sie faktisch keine nennenswerte Vorteile erbracht hatte – der von Ferdinand Porsche um 1930 entwickelte „Volkswagen“ (der spätere KdF–Wagen bzw. VW Käfer) ist hier sicher das prominenteste Beispiel eines im Geist der Stromlinie gestalteten Automobils.
 
18
Die Aussage, wonach „der Fahrer quasi auf Batterie und E–Motor“ sitzt, ist irreführend, da der Motor nach den veröffentlichten Darstellungen über der Hinterachse positioniert ist.
 
19
Andererseits ist davon auszugehen, dass der i3 durch die übereinander liegende Anordnung von Antrieb, Energiespeicher und Fahrgastzelle in der Höhe raumgreifender ausfallen wird als ein vergleichbares Benzinauto. Das könnte bedeuten, dass eine größere Anzahl solcher Autos, vor allem in geparktem Zustand und in engen städtischen Räumen, Blickachsen verstellen und sperrig wirken könnte. Ein ähnliches Phänomen ist aktuell im Zusammenhang mit der Verbreitung von Luxus–Geländewagen (SUV) an innerstädtischen Orten zu beklagen.
 
20
Bei den vorab veröffentlichten Bildern handelt es sich um Computerdarstellungen und Fotos von Prototypen, die seit 2011 im Rahmen von Roadshows präsentiert werden.
 
21
Die Front des Audi E–Tron zum Beispiel leuchtet blau, wenn der Akku geladen wird, http://​www.​berlinonline.​de/​themen/​auto-und-motor/​autotechnik/​1003157-61213-kühlervoneautoss​chaffenplatzfüri​deende.​html, Zugriff: 19.05.2012
 
22
Der Bildkommentar zu einem der Fotos, mit denen das BMW M1 Hommage Car im April 2008 auf Spiegel Online vorgestellt wurde, bezog sich explizit auf dessen aggressive Erscheinung: „Düsterer Kumpan: bei dieser Beleuchtung wirkt das BMW M1 Hommage Car beinahe furchteinflößend.“ http://​www.​spiegel.​de/​fotostrecke/​bmw-m1-hommage-car-keil-fuer-die-zukunft-fotostrecke-31014-6.​html, Zugriff: 2. Oktober 2012
 
23
Diese markante, den Zusammenhang von ästhetischer Erfahrung und Gefühlen betreffende Formulierung stammt von dem Dirigenten Rupert Huber. In einem Radiointerview problematisierte er die Kompositionen Richard Wagners als eine „egoblähende Kräfte“ freisetzende Musik, die beim Rezipienten eine emotionale „Abtrennung“ von seinen Mitmenschen bewirke. Deutschlandfunk, April 2008.
 
24
Mehrfachnennungen waren möglich.
 
25
Diesen Begriff prägte Wolfgang Sachs, in: Die Liebe zum Automobil. Ein Rückblick in die Geschichte unserer Wünsche. Reinbeck bei Hamburg 1990
 
26
Exemplarisch für einen solchen Ansatz sei hier das Projekt „EO smart connecting car“ erwähnt, das am Bremer Standort des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) entwickelt wurde. Dem Konzept liegt die gewagte Annahme zugrunde, dass die Fahrer von Elektroautos dazu bereit sind, das individuelle Fahrerlebnis aufzugeben, um ihr Fahrzeug mit gleichartigen Fahrzeugen anderer Fahrer zu sog. „Road Trains“ zu verketten. Der Vorteil dieser Lösung bestünde in einem (umgelegt auf das einzelne Fahrzeug) geringeren Energieverbrauch und einer damit verbunden größeren Reichweite.
 
27
Beispielhaft sei hier die Berichterstattung der Süddeutschen Zeitung über den ehemaligen SAP–Manager Shai Agassi angeführt. In einem fast ganzseitigen Interview vom 15. März 2010 präsentierte die Zeitung ihn als einen Business–Pionier, dem es aktuell gelungen war, für seine E–Mobilty–Firma Better Place Investitionskapital in Höhe von 700 Millionen Dollar zu akquirieren. Unter der Überschrift „Batterie leer“ berichtete die Zeitung am 13. Oktober 2012, dass Agassi seinen Vorstandsposten bei Better Place räumen musste, weil die Firma die Absatzprognosen für Elektroautos in Israel und Dänemark weit verfehlt hatte.
 
28
Der Renault 4 wurde von 1961 bis 1992 produziert. Mit einer Gesamtstückzahl von über 8 Millionen Einheiten gehört er zu den meistverkauften Automobilen überhaupt.
 
29
In den Worten einer R4–fahrenden Personalmanagerin (45): „Eine gewisse Skurrilität – Hässlichkeit will ich nicht sagen – sorgt auch für eine große Individualität und Zeitlosigkeit. R4–Design ist letztlich gutes Design, weil es auch nach 30 Jahren keineswegs peinlich wirkt.“ Zitiert in einem Artikel der Zeitschrift Motor Klassik, Heft 7/2011, S. 64
 
30
Die Werbekampagne für den Fiat Panda beispielsweise illustrierte diesen Ausdruck in dem Slogan „Die tolle Kiste“.
 
31
In seiner Studie „Kritik am Auto“ würdigte der einflussreiche Kommunikationsgestalter Otl Aicher Giugaros Leistungen ausdrücklich: „Schon der Golf war prägnant, der Uno aber hat eine ausgesprochen ästhetische Dominante. Er ist sogar elegant.“ (vgl. Aicher 1996: 46)
 
Metadaten
Titel
„Ganz neue Möglichkeiten“
verfasst von
Marcus Keichel
Copyright-Jahr
2013
Verlag
Springer Fachmedien Wiesbaden
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-00796-6_4

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