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2011 | Buch

Ganzheitliches Energiemanagement für Industriebetriebe

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einführung
Zusammenfassung
Am Ende ihres vielbeachteten Artikels „The End of Cheap Oil“ stellen Campbell und Laherrére im Jahr 1998 kurz und bündig fest: „ …The world is not running out of oil – at least not yet. What our society does face, and soon, is the end of the abundant and cheap oil on which all industrial nations depend.” Wenngleich die in diesem Artikel erfolgte Datierung mit 2010 als spätesten Zeitpunkt für das damit angedeutete weltweite Fördermaximum von konventionellem Erdöl zwischenzeitlich nicht mehr aufrecht zu halten ist, so sind hohe Energiepreise (oft auch in Verbindung mit dem Emissionshandel) und die Energieversorgungssicherheit tatsächlich weltweit zu Vorstandsthemen in vielen Unternehmen avanciert. Damit tritt zu einer bisher zumeist rein technisch orientierten Betrachtungsweise energiewirtschaftlicher Aspekte in Unternehmen auch eine stark betriebswirtschaftliche Komponente, die zunehmend die Managementaspekte dieses Themas in den Vordergrund stellt.
Wolfgang Posch
2. Epistemologische Fundierung
Zusammenfassung
Wie bereits in Kapitel 1 ausgeführt, kann man sich dem Themenkreis „Betriebliches Energiemanagement“ sowohl aus der Ingenieurperspektive mit Fokus auf technische Fragestellungen und deren Lösungen als auch mit Fokus auf betriebswirtschaftlich relevante Fragestellungen und deren Lösungen mithilfe des Einsatzes geeigneter Managementinstrumente nähern. Gute Ergebnisse für ein Unternehmen lassen sich selbstverständlich nur dann erzielen, wenn beide Aspekte, Technik und Betriebswirtschaft, im Rahmen einer sozio-technischen Systembetrachtung in ausreichendem Maße abgedeckt werden. Die Auswahl der betriebswirtschaftlichen Aspekte als Kern dieser Abhandlung darf auch nicht als Wertung dahingehend verstanden werden, dass die Beherrschung der betriebswirtschaftlichen Aspekte in größerem Umfang zum Erfolg des betrieblichen Energiemanagements beiträgt. Vielmehr wurde diese Sichtweise bisher sowohl im wissenschaftlichen Umfeld als auch in der betrieblichen Umsetzung vergleichsweise stiefmütterlich behandelt.
Wolfgang Posch
3. Energiewirtschaftliches Umfeld
Zusammenfassung
Die Energiedienstleistung als eigentlich nachgefragtes energetisches Endprodukt resultiert aus einer Reihe von Umwandlungen von Energieformen ineinander, die auf Primärenergieträger zurückzuführen sind. Diese Folge von Umwandlungen lässt sich als Energiewertschöpfungskette darstellen, die den Weg von den Energierohstoffen (z.B. Kohle, Erdöl, Wasserkraft) über angebotsseitige und nachfrageseitige Umwandlungsstufen (beispielsweise Kraftwerke oder Raffinerien auf der Angebotsseite und Transformatoren oder Heizkessel auf der Nachfrageseite) und Energietransportwege bis hin zur Energiedienstleistung (z.B. ein angenehmes Raumklima, zur Verfügung gestellte Information, geschmolzenes Eisen) beschreibt. Die Bedeutung dieser Energiewertschöpfungskette für das betriebliche Energiemanagement liegt vor allem in der Tatsache, dass eine weitreichende Optimierung des Energieeinsatzes sowohl unter Kostenals auch unter Effizienzgesichtspunkten nur bei Einbeziehung dieser gesamten Wertschöpfungskette zu erzielen ist.
Wolfgang Posch
4. Energie und nachhaltige Entwicklung
Zusammenfassung
Die Vielzahl der mittlerweile existierenden Definitionen und Auslegungen des Begriffs „Nachhaltige Entwicklung“ resultiert aus unterschiedlicher Interpretation ökonomisch- ökologischer Zusammenhänge und erfordert eine Festlegung der gewählten Sichtweise. Ausgangspunkt ist zumeist der sog. Brundtland-Bericht, der einen weiten Interpretationsspielraum zulässt. Unabhängig von der gewählten Sichtweise kann aber generell festgehalten werden, dass die Erzeugung und der Einsatz von Energie eng mit diesem Konzept verknüpft sind. In besonderem gilt dies für Aspekte des effizienten Einsatzes von Energie.
Wolfgang Posch
5. Energie im Industriebetrieb
Zusammenfassung
Jegliche Form von Leistungserbringung fußt auf Energieeinsatz. Dies gilt prinzipiell für menschliche Arbeitskraft, die die Leistungserstellung unter Miteinbeziehung tierischer Arbeitskraft über weite Strecken der Menschheitsgeschichte dominiert hat, ebenso sehr wie es für die in modernen Produktionsprozessen zur Anwendung kommenden Maschinen und Anlagen zur Umwandlung von Endenergie zu Nutzenergie gilt. Der große Unterschied besteht in der die Industrialisierung erst ermöglichenden Verfügbarmachung großer energetischer Leistung in konzentrierter Form. Dies nahm seinen Anfang mit dem Einsatz der Dampfmaschinen, die das Industriezeitalter ab Beginn des 18. Jahrhunderts prägten (Der menschlichen Leistungsfähigkeit von ca.102 W pro Person steht um 1800 die Leistung von Watt´s größter Dampfmaschine mit 105 W gegenüber und ein moderner Hochofen kann sich heutzutage mit seiner Leistung im 109 Watt-Bereich bewegen).
Wolfgang Posch
6. Betriebliches Energiemanagement
Zusammenfassung
Die gesamthafte Darstellung der betrieblichen Energiewirtschaft als funktionaler Teilbereich des Unternehmens erfordert die Miteinbeziehung des Humanaspekts, indem der innerbetriebliche Energiefluss nicht nur aus der technischen Perspektive betrachtet sondern auf die sozio-technische Systemebene gehoben wird. Neben den erforderlichen Ausführungsaufgaben entlang der im vorhergehenden Kapitel kurz vorgestellten Teilbereiche des innerbetrieblichen Energieflusses besteht auch der Bedarf zur Lenkung, Gestaltung und Entwicklung dieses Systems. Die damit verbundenen Aufgaben und Funktionen sind im eigentlichen betrieblichen Energiemanagement gebündelt.
Wolfgang Posch
7. Modellhafte Betrachtung als Energiepentagon
Zusammenfassung
Die Strukturierung der dem Energiemanagement zugrundeliegenden Funktionen Planung, Organisation, Personalführung, Information und Kontrolle sowie der alle diese fünf Funktionen betreffenden Koordinations- und Entwicklungsaspekte erfolgt im Energiepentagon Modell.
Wolfgang Posch
8. Energiepolitik
Zusammenfassung
Die auf der normativen Managementebene angesiedelte Energiepolitik ist gekennzeichnet durch originäre, langfristige und allgemeingültige Entscheidungen. Damit werden vorrangig die Legitimierung der Energiewirtschaft als offenes, soziotechnisches Subsystem mit der für die eigene Entwicklungsfähigkeit erforderlichen Systemautonomie und eine Harmonisierung in zeitlicher sowie inhaltlicher Dimension angestrebt (siehe Abb. 8-1). Das Originäre der Energiepolitik ist jedoch zu relativieren. Da es sich bei der Energiewirtschaft um ein Subsystem des Gesamtunternehmens handelt, muss sich die Energiepolitik der Unternehmenspolitik und den daraus resultierenden ausformulierten Unternehmenszielen unterordnen bzw. diese durch die Ausformulierung energierelevanter Zielvorgaben in die energiewirtschaftliche Systemebene transformieren. Somit wird ein wesentlicher Beitrag zur unternehmensinternen, inhaltlichen und zeitlichen Harmonisierung geleistet. Indem das mögliche Ausmaß des Beitrags der Energiewirtschaft zur Zielerreichung des Unternehmens ermittelt wird, erfolgt auch die Festlegung des Nutzenpotenzials.
Wolfgang Posch
9. Energieplanung
Zusammenfassung
Energieplanung im weiteren Sinne inkludiert in ihrer Funktion als zukunftsorientierter Willensbildungsprozess explizit das auf Basis der strukturierten Entscheidungsvorbereitung vorzunehmende Fällen von Entscheidungen. Richtschnur bzw. Ausgangspunkt der Energieplanung sind einerseits die im Rahmen der Energiepolitik festgelegten Grobziele, die im Verlauf der strategischen Planung weiter detailliert werden, und andererseits die energetische Ist-Analyse, die auch bereits zur Formulierung der Energiepolitik durchgeführt wurde und ebenfalls nach Bedarf sowohl auf strategischer als auch auf operativer Ebene selektiv weiter detailliert werden kann. Dementsprechend kann die Energieplanung als zielorientierte Aktionsplanung verstanden werden, wobei dies auf der strategischen Ebene üblicherweise mit einer angestrebten Potenzialveränderung und damit gekoppelter Effektivitätssteigerung verbunden ist, während auf operativer Ebene die Effizienzsteigerung bei gegebenen Potenzialen im Vordergrund steht.
Wolfgang Posch
10. Energieorganisation
Zusammenfassung
Der Hauptbeitrag der Energieorganisation zur Erreichung der energiewirtschaftlichen Ziele ist die Realisierung einer bestmöglichen organisatorischen Effizienz durch die Reduktion von Transaktionskosten. Dies erfolgt vornehmlich durch eine optimierte Ausnützung knapper Ressourcen mit einer geeigneten Arbeitsteilung, durch die Sicherstellung unternehmensweiter effizienter und effektiver Informationsflüsse und vor allem auch durch die unternehmensweite Koordination energiewirtschaftlicher Tätigkeiten (siehe Abb. 10-1). Nicht unerwähnt bleiben darf in diesem Zusammenhang auch der Standardisierungseffekt durch die Förderung der unternehmensweiten Durchsetzbarkeit energiewirtschaftlicher Richtlinien und Maßnahmen.
Wolfgang Posch
11. Energiewirtschaftliche Personalagenden
Zusammenfassung
Personalmanagement umfasst in seiner Gesamtheit alle mitarbeiterbezogenen Gestaltungsmaßnahmen zur Realisierung der Unternehmensziele. Während eine Betrachtung aller dazu erforderlichen Funktionen an dieser Stelle zu weit führen würde und diesbezüglich auf die vorliegende Personalmanagement-Literatur verwiesen wird, sollen jene beiden Aspekte, die für die Erreichung energiewirtschaftlicher Ziele von besonderer Bedeutung sind und einer spezifischen energiewirtschaftlich-orientierten Ausprägung bedürfen, herausgegriffen werden.
Wolfgang Posch
12. Energieinformationsmanagement
Zusammenfassung
Generell liegen allen Entscheidungen, die zur Zielerreichung in einem Unternehmen getroffen werden, Informationen zugrunde. In diesem Sinne sind Informationen zielgerichtete Nachrichten bzw. Auskünfte und damit zweckorientiertes Wissen, das aus der zielorientierten Verarbeitung von – als unbearbeiteten Tatsachenabbildungen noch nicht zweckgerichteten – Daten resultiert. Soweit es sich bei den zu treffenden Entscheidungen um Entscheidungen zur Erreichung energiewirtschaftlicher Ziele handelt, ist bei den zugrundeliegenden Informationen von Energieinformationen zu sprechen. Diese können – in Anlehnung an die Betrachtung des Energiemanagement- Modells als Teilmanagementmodell – als Teilmenge der Gesamtheit der für alle unternehmensrelevanten Entscheidungen erforderlichen Informationen angesehen werden.
Wolfgang Posch
13. Energiekontrolle
Zusammenfassung
Betrachtet man den Managementprozess als geschlossenen Kreislauf, so steht die Kontrolle als wesentliches drittes Element neben – erstens – der Entscheidung über zu erreichende Ziele und die dafür erforderlichen Maßnahmen sowie – zweitens – der Anordnung zur Durchführung dieser Maßnahmen. Durch den dabei erfolgenden Vergleich zwischen den Soll-Werten und den tatsächlich vorliegenden Ist-Werten wird ein Informationsinput für neuerliche Entscheidungen geliefert, womit der Managementprozess wieder von vorne beginnt. Generell kann die Kontrolle als systematischer, informationsverarbeitender Vorgang verstanden werden, in dem ein beurteilender Vergleich zwischen zwei Größen vollzogen wird. Damit ist die Kontrolle keineswegs auf Soll-Ist-Vergleiche beschränkt, sondern erfasst alle Vergleiche zwischen einer als Norm angesehenen Größe und der zu beurteilenden Prüfgröße – womit auch Vergleiche, die nicht direkt in Zusammenhang mit einer erfolgten Planung stehen, inkludiert sind. Häufig folgen dem eigentlichen Vergleich auch noch eine Abweichungsanalyse und die Einleitung von Korrekturmaßnahmen im Rahmen der Kontrolle.
Wolfgang Posch
14. Energiewirtschaftliche Koordination
Zusammenfassung
Das zielgerichtete Zusammenspiel der funktionalen Elemente des Energiemanagementsystems, die Einbindung in das übergeordnete System des Unternehmens und der darüber hinausgehende Abgleich mit der energiewirtschaftlich relevanten Umwelt erfordern zusätzlich zur Wahrnehmung der Managementfunktionen eine harmonisierende Koordination. Diese erfolgt auf drei Ebenen. Sie stellt auf der ersten Ebene den Gleichklang innerhalb der Energiewirtschaft sicher, wobei dies einerseits für die Elemente des Energiemanagementsystems sowohl intrafunktional über die drei Managementebenen hinweg als auch interfunktional zwischen den Managementfunktionen und andererseits auch zwischen den einzelnen Abschnitten des innerbetrieblichen Energieflusses erfolgt. Als zweite Ebene kann der Ausgleich mit dem übergeordneten System des Unternehmens betrachtet werden, wobei es hier einerseits um die Einbindung in die auch auf der Unternehmensebene existierenden Managementfunktionen und andererseits um den Abgleich mit anderen Teilbereichen des Unternehmens (beispielsweise die Produktion) geht. Die dritte Koordinationsebene stellt schließlich die Harmonisierung mit der energiewirtschaftlich relevanten Umwelt sicher, wobei dem Energiemanagementsystem dabei neben der eigenen Ausrichtung auf relevante Umweltfaktoren auch die Harmonisierung des gesamten Unternehmens mit den energiewirtschaftlich relevanten Umweltaspekten obliegt.
Wolfgang Posch
15. Energiewirtschaftliche Entwicklung
Zusammenfassung
Um der zentralen Aufgabe einer andauernden und im Vergleich zu Mitbewerbern größeren Wertschöpfung für die Stakeholder des Unternehmens gerecht zu werden, ist eine fortwährende Unternehmensentwicklung erforderlich. Dies kann als Evolution des Unternehmens als produktivem sozialem System im Spannungsfeld der sich ändernden Chancen und Gefahren der Umwelt verstanden werden, die zur laufenden Generierung und Ausschöpfung von Erfolgspotenzialen durch das Unternehmen erforderlich ist.
Wolfgang Posch
16. Zusammenfassung und Ausblick
Zusammenfassung
Die Preise für fossile Energieträger sind innerhalb der letzten Jahre um mehrere hundert Prozentpunkte angestiegen, wobei Erdöl, das derzeit das globale Endenergieportfolio dominiert, die größten Preissteigerungen aufzuweisen hat. Wenngleich Finanzspekulationen auch ihren Anteil an dieser Entwicklung haben und vor allem immer wieder zu kurzfristigen Extremausschlägen in der Preisentwicklung führen, so zeichnen – vor allem bei Erdöl und Erdgas – auch fundamentale physische Marktfaktoren für diese Entwicklung verantwortlich. Die zunehmende Peak-Oil-Diskussion, die inzwischen auf weiter Front das kurz- bis mittelfristige Erreichen eines Fördermaximums für Erdöl postuliert, rückt die Endlichkeit fossiler Ressourcen in das Blickfeld einer breiten Öffentlichkeit. Ein wachsender Ressourcennationalismus, der auf der Verfügungsgewalt einiger weniger Länder über einen Großteil dieser Ressourcen fußt (wenn man von der homogener verteilten Kohle absieht), wird von ressourcenarmen Industrienationen als nationale Bedrohung wahrgenommen. Und schließlich zeichnen sich die noch verbleibenden, für internationale Unternehmen zugängigen Lagerstätten durch hohe Erschließungs- und Förderkosten aus, da sie entweder durch Komplexität oder durch besondere Abgelegenheit charakterisiert sind. Zusammengenommen deuten diese Faktoren eher auf eine zunehmende Verschärfung der Energiesituation als auf eine Entspannung der Energiemärkte hin.
Wolfgang Posch
Backmatter
Metadaten
Titel
Ganzheitliches Energiemanagement für Industriebetriebe
verfasst von
Wolfgang Posch
Copyright-Jahr
2011
Verlag
Gabler
Electronic ISBN
978-3-8349-6645-2
Print ISBN
978-3-8349-2585-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-8349-6645-2