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14.05.2025 | Gebäudeautomation | Gastbeitrag | Online-Artikel

Die Gebäudeautomation wird zukunftssicher

verfasst von: Daniel Feykes

4 Min. Lesedauer

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Strengere Gesetzesvorgaben, veränderte Kundenanforderungen: Für nachhaltige Innovationen im Bereich "Gebäudeautomation" wird integriertes Qualitäts- und Product Lifecycle Management immer mehr zur strategischen Notwendigkeit. Welche Stolpersteine gilt es zu vermeiden? Welche Erfolgsfaktoren haben sich in der Praxis bewährt?

Im Umfeld vernetzter Systeme beeinflusst ein durchgängiges Qualitäts- und Product-Lifecycle-Management maßgeblich den Projekterfolg, die Kundenzufriedenheit und die langfristige Wettbewerbsfähigkeit.


Steigender Innovationsdruck, verkürzte Entwicklungszyklen, zunehmende Komplexität und knappe Ressourcen erhöhen den Druck auf die Gebäudeautomation. Hinzu kommt der wachsende regulatorische Druck, etwa durch den Cyber Resilience Act (CRA). Die EU-Verordnung verpflichtet Hersteller und Händler von Produkten mit digitalen Elementen dazu, Verantwortung zu übernehmen – von der Konzeption über die Entwicklung und die Wartung bis hin zu Updates. Angesichts dieser Herausforderungen hängt der Projekterfolg zunehmend davon ab, dass Qualität und Produktlebenszyklus in vernetzten Systemen, wie sie etwa bei KNX- oder Smart-Building-Anwendungen vorkommen, ganzheitlich gemanagt werden. Sie sind entscheidend für Effizienz, Nachhaltigkeit und einen klaren Fokus auf den Kunden.

Wandel in der Produktentwicklung schreitet voran

Weil Kundenbedürfnisse sich in immer kürzeren Zyklen verändern, aber auch Normen und Sicherheitsanforderungen komplexer werden und weil neue technologische Möglichkeiten etablierte Prozesse ablösen, geraten klassische Strukturen der Produktentwicklung allmählich an ihre Grenzen. In diesem dynamischen Umfeld sind die Folgen weitreichend, wenn Entwicklungs-, Qualitäts- und Betriebsabteilungen isoliert voneinander arbeiten:

● Langsame Reaktionszeiten: Informationen werden nur verzögert geteilt und Fehler zu spät erkannt. Als Konsequenz drohen Nacharbeiten, was in einem wettbewerbsintensiven Markt mit kurzen Produktlebenszyklen fatal sein kann.
● Mangelnde Transparenz und Kommunikation: Fehlt ein umfassender Austausch zwischen den Bereichen, weiß beispielweise die Entwicklung nicht, welche Probleme in Produktion oder Qualität auftreten. Fehlerursachen werden nicht ganzheitlich betrachtet, Probleme bleiben diffus und das Troubleshooting wird ineffizient.
● Technologische Komplexität: Moderne Elektronikprodukte enthalten Embedded Software, die eine abteilungsübergreifende Expertise voraussetzt. Ohne diese leidet die Systemstabilität.
● Dynamik der Kundenanforderungen: Schnell wechselnde Anforderungen machen Time-to-Market entscheidend. Starre Silo-Strukturen wirken hier als Innovationsbremse.

Silostrukturen verlangsamen jedoch nicht nur Innovationsprozesse, auch erhöht sich dadurch das Risiko von Qualitätsverlusten. Gerade in einer Branche, in der Geschwindigkeit, Flexibilität und interdisziplinäres Wissen erfolgsentscheidend sind, braucht es eine ganzheitliche Betrachtung. Einen solchen integrativen Rahmen schafft das Product Lifecycle Management (PLM).

Das Qualitätsmanagement muss neu gedacht werden

Einem Wandel unterliegt auch die Qualität, die traditionell erst am Ende des Produktentwicklungsprozesses überprüft wird. Heute muss sie jedoch frühzeitig gedacht und kontinuierlich abgesichert werden. Sie beginnt im Requirements Engineering, begleitet den agilen Entwicklungsprozess und reicht bis in den After-Sales-Bereich. Um Anforderungen aus Normen und Zertifizierung ganzheitlich zu bedenken, sollten sich Unternehmen bestmöglich in die entsprechenden Entscheidungsprozesse einbringen. Etwa in der KNX Association, um Standards wie KNX ETS Smart Linking oder KNX-Internet-of-Things (IoT) mit auszuarbeiten. Oder auch durch eine Mitgliedschaft in Fachgremien wie der Connectivity Standards Alliance (CSA) oder der Bluetooth Special Interest Group, um die Zukunft der drahtlosen Vernetzung im Smart Home und Smart Building aktiv mitzugestalten. So stellen Unternehmen sicher, dass sich ihre jeweiligen Produkte nahtlos in digitale Ökosysteme integrieren lassen und die Kunden zufrieden sind.

Wie aber gelingt eine effektive Integration von Qualitäts- und Lebenszyklusmanagement? Drei Faktoren sind hierfür entscheidend:

● Frühe Einbindung aller Stakeholder: Bereits in der Konzeptionsphase sollten Entwicklung, Qualitätssicherung, Vertrieb und Service in einem gemeinsamen Prozess zusammenarbeiten. Nur so lassen sich Kundenanforderungen, technische Machbarkeit und betriebliche Anforderungen von Anfang an synchronisieren.
● Iteratives Feedback: Statt starrer Phasenmodelle ermöglichen agile Methoden, kontinuierlich Kundenfeedback und reale Nutzungserfahrungen in die Produktentwicklung einfließen zu lassen. Dies schafft einen echten Kundennutzen.
● Digitale Tools und zentrale Datenplattformen: Sie sorgen dafür, dass Informationen konsistent kommuniziert und veränderte Anforderungen sofort sichtbar werden. Über Electronic Component Data und Parts Management Software lassen sich zum Beispiel regelmäßige Abgleiche des Bauteilbestands durchführen und Informationen zu Lebensdauer (LTB), Mehrfachbeschaffung, Konfliktmineralien, Product Change Notifications (PCN) und regulatorischen Vorgaben einholen. So wird sichergestellt, dass Produkte auch langfristig marktfähig und "compliant" bleiben.

In der Praxis häufig unterschätzt wird das Änderungsmanagement. Um eine Informationsasymmetrie zwischen den verschiedenen Bereichen zu vermeiden und gegenseitiges Verständnis zu fördern, ist ein regelmäßiger, abteilungsübergreifender Abgleich zwischen Projektleitung, Entwicklung, Qualität, Produktmanagement, Vertrieb und Fertigung sinnvoll und wichtig. Ein weiterer Punkt ist die vermeintliche Unvereinbarkeit von Standardisierung und Agilität. Tatsächlich bieten Standards die notwendige Struktur, um in agilen Prozessen effizient zu arbeiten. Sie schaffen Klarheit und reduzieren Komplexität – ohne Innovationsfreiheit einzuschränken.

Integriertes Qualitäts- und Product Lifecycle Management ist kein Luxus, sondern ein zentraler Erfolgsfaktor für die Wettbewerbsfähigkeit. Das gilt nicht nur für Großkonzerne, sondern insbesondere für mittelständische Tech-Unternehmen. Nachhaltigkeit, Kosteneffizienz und Kundenzufriedenheit müssen dabei zusammen gedacht werden, um langfristig erfolgreich am Markt zu bestehen. Datengetriebene Produktstrategien, die agile Methoden mit KI-gestütztem Market Research und Data Analytics kombinieren, und datenbasierte Produktgestaltung, von KI-Personas, über Customer Journeys und bis Pirate Metrics, werden daher künftig eine noch größere Rolle spielen.

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