In Berlin wird derzeit das Gebäude "Cube Berlin" gebaut – im Mai 2018 wurde Richtfest gefeiert, Ende 2019 soll es fertiggestellt sein. Erhalten wird es eine künstliche Intelligenz. Diese wird unter anderem mit Daten aus 3.750 Sensoren versorgt, aus denen sie lernt.
Eine Visualisierung des Cube Berlin.
CA Immo
Das Cube Berlin soll ein Smart Commercial Building werden, ein digitalisiertes Bürogebäude, das von seinen Nutzern lernt und sich deren individuellen Bedürfnissen anpasst.
Damit dies funktioniert, wird es mit einer künstlichen Intelligenz (KI) ausgestattet, dem sogenannten "Brain" – so wird die KI vom Bauherren CA Immo, dem für den Entwurf zeichnenden Architekturbüro 3XN Architects sowie dem bei der Umsetzung des Digitalisierungskonzepts unterstützendem Unternehmen Drees und Sommer genannt.
Energieverbräuche und Nutzungsverhalten im Blick
Das IT-System verknüpft alle technischen Anlagen, die 3.750 installierten Sensoren sowie Planungs-, Betriebs- und Nutzerdaten intelligent miteinander und steuert daraufhin die Gebäudeprozesse. Unter höchsten IT-Sicherheitsstandards, wie es heißt. Zu einer künstlichen Intelligenz wird es außerdem, weil es aus den eingehenden Daten lernt und sogar Verbesserungsvorschläge formuliert: Das System erkennt beispielsweise nicht genutzte Flächen und schaltet dort automatisiert Heizung, Kühlung, Lüftung oder Licht ab – das Gebäude bietet immerhin eine Bruttogrundfläche von 19.000 Quadratmetern, die sich über elf Geschosse verteilen. Nutzer können weiterhin über eine eigens entwickelte App beispielsweise das Raumklima, Zugangskontrollen oder die Paketstation selbst steuern.
Bereits seit 2017 werden die Hard- und Software des Gebäudes in Betrieb genommen und getestet. Den Mehrwert eines solchen Gebäudes für den Mieter sieht CA Immo in dem so zur Verfügung gestellten Management-Cockpit – Nutzer erhalten umfassende Daten etwa über Energieverbräuche und Nutzungsverhalten, sie können steuernd eingreifen und beispielsweise die Flächennutzung entsprechend der Bedarfe optimieren. Vonseiten Drees und Sommers wird ergänzt, dass mithilfe der smarten, digitalen Technologien zudem weitere und neue Nutzungsmöglichkeiten denkbar seien: eine Inhouse Navigation, das Tracking von Personen oder Gegenständen oder eine Zugangskontrolle durch Personenerkennung.
Nutzer entscheiden selbst über App-Einsatz
Im Cube Berlin werden personenbezogene Daten nur im Rahmen der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) genutzt. "Um eine möglichst hohe Akzeptanz zu erreichen, ist die App vollständig auf den Mehrwert für die Nutzer ausgerichtet und bietet allen eine breite Vielfalt an Möglichkeiten und Vereinfachungen. Dass jeder Nutzer selbst über die Nutzung der App entscheidet, motiviert uns zusätzlich", sagt Klaus Berberich, Mitgründer des Frankfurter Proptechs Thing Technologies, dem Unternehmen, das die Gebäude-App entwickelt hat.
Mit dem Cube Berlin, aber auch mit dem The Edge oder der Bestandsimmobilie wie dem Spark, beide in Amsterdam, zeige sich, dass das Paradigma von Zweckgebäuden als Immobilie, deren Wert sich lediglich über die Lage, die Ausstattung, das Alter und die verfügbare Nutzungsfläche bemesse, zunehmend aufgelöst werde, schreiben die Autoren des Fachartikels "Datenbasierte Dienstleistungen im Smart Commercial Building" der Springer-Fachzeitschrift "Wirtschaftsinformatik & Management" (Ausgabe 4/2018.). Die Smart Commercial Buildings würden vielmehr zeigen, dass der Wert einer Immobilie sich zunehmend über den Grad der Vernetzung, die Integration neuer datenbasierter Dienstleistungen und somit über eine deutlich gesteigerte Effizienz im Gebäudebetrieb definiert.