2006 | OriginalPaper | Buchkapitel
Gehorsam und Glaube: Die Geburt des modernen Subjekts
verfasst von : Klaus Türk, Thomas Lemke, Michael Bruch
Erschienen in: Organisation in der modernen Gesellschaft
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Die in den Schriften der Theoretiker der „Polizey“ programmatisch geforderte Unter-Ordnung des Lebenswandels der Einzelnen bestimmt die politische Praxis des frühneuzeitlichen Staates und hat entscheidenden Anteil an der „Geburt des modernen Subjekts“ - als Untertan (Subjekt stammt vom lateinischen
subjectum
und bedeutet „das Daruntergeworfene“ bzw. „das darunter Liegende“, vgl. Hoffmeister 1955, S. 585). Die Freiheit des souveranen Subjekts meint zunachst einmal dessen Freisetzung aus ständischen Rechten und traditionellen Solidaritaten; sie findet ihre materielle Grundlage in der Souveränität des modernen Staates: Untertanen sind «Individuen» wo ihr Verhältnis zum weltlichen Herrscher durch die Besonderheiten von Rang und Standbestimmt sind. Waren bis dahin nur vor dem Jüngsten Gericht alle gleich, sind sie es nun vor dm Gerichtshof des Königs. Anders als in der glorreichen Geschichte des «sich selbst entdeckenden Individuums» entpringt dieser Beitrag zur Genese moderner Individualität keiner
Erhöhung
des Individuums, sondern einer
Reduzierung
auf die individuelle Person. Die Herren wie Genossen entrechtende Homogenisierung zum Untertan bringt eine nicht mehr aus Solidargemeinschaften, sondern Individuen zusammengesetzte
Gesellschaft
in Sicht, die sich zunächst innerhalb einer auf den Souverän zentrierten Sphäre des Staates herausbildet (Sonntag 1999, S. 113, Hervorheb. im Orig.).