19.03.2019 | Geländewagen | Fahrbericht + Test | Online-Artikel
Mit dem Suzuki Jimny und Vitara durchs Gelände
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Aufgrund hoher Nachfrage beträgt die Lieferzeit des neuen Suzuki Jimny bis zu zwei Jahre. Wir sind den kleinen Offroader am Rande der Vorstellung des straßentauglicheren SUV Vitara gefahren.
Ein ehrlicher Geländewagen: Das neueste Modell des Suzuki Jimny ist so beliebt, dass es allerorts ausverkauft ist. Die Lieferzeit für Neubestellungen beträgt bis zu zwei Jahre.
Lena Willgalis | Suzuki Deutschland
Suzuki hat das kompakte SUV Vitara überarbeitet, aufgehübscht und nochmal modernisiert. In den Berchtesgadener Alpen am Obersalzberg haben wir für Springer Professional, ATZ und MTZ den erstaunlich komfortabelen, kleinen Fünftürer erstmals gefahren. Und ganz nebenbei noch versucht, seinen ungleichen japanischen Bruder Jimny im Schnee und Matsch an seine Grenzen zu bringen.
Der Vitara
Das modernere Design lässt den Vitara schick daherkommen, vor allem die sechs breiten Speichen im Kühlergrill passen. Verarbeitung innen als auch außen sind gut. Je nach Ausstattungsvariante wirkt das Fahrzeug hochwertig und in jedem Fall komfortabel.
Zwei Ottomotoren bieten die Japaner an: Den 1.0 Boosterjet (ein Dreizylinder-Turbo) und den 1.4 Boosterjet (ein Reihen-Vierzylinder mit Direkteinspritzung und DOHC-Ventilsteuerung). Der Kleine liefert 82 Kilowatt (111 PS), der Große 103 Kilowatt (140 PS). Der Unterschied im Ansprechverhalten und bei der Beschleunigung ist deutlich. Der 1.0er-Turbo ist im kleinen Suzuki Swift mit 950 Kilogramm noch spritzig, die 280 Kilogramm mehr im Vitara mit Allradantrieb machen ihm schon etwas zu schaffen. Uns überzeugte der 1.4er.
Der neue Suzuki Vitara bietet vor allem in der Top-Ausstattungsvariante "Comfort plus" viel SUV für weniger als 30.000 Euro.
Lena Willgalis | Suzuki Deutschland
Das Allgrip-Allradsystem war in unseren Testfahrzeugen bei der Vorstellung in den Alpen natürlich obligatorisch. Aber nicht nur auf Straßenabschnitten im Schnee, auch auf eher ebenem Asphalt tut der Vierradantrieb seinen Dienst: Die Stabilität in engen Kurven ist, wie zu erwarten, selbst mit etwas zappeligerem Gasfuß gegeben.
Vollausstattung für unter 30.000 Euro
In der Top-Ausstattung "Comfort plus" gibt’s den Vitara 1.4 Boosterjet Allgrip Select mit Sechsstufen-Automatikgetriebe für 29.850 Euro, inklusive diverser Extras wie Keyless Start, LED-Scheinwerfern mit Lichtsensor, Panorama-Schiebedach, adaptiver Geschwindigkeitsregelung, Sitzheizung und Infotainment-System samt Navigation, DAB-Digitalradio, Freisprecheinrichtung und Multifunktionslenkrad sowie Sicherheitsausstattungen wie Spurhaltewarner, Verkehrzeichenerkennung, Bergan- und abfahrhilfe und mehr. Der Einstiegspreis des 1.0er Vitara liegt bei 18.650 Euro
Fazit: Fürs Geld bekommt man mit dem Suzuki Vitara recht viel SUV mit ansprechendem Design und angenehmen Fahrleistungen. Der 1.4 Boosterjet sollte dem 1.0 Boosterjet vorgezogen werden. Einziges wirkliches Manko, das wir bei unserem Kurz-Test bemängelten, ist das Suzuki-Infotainmentsystem, das in Sachen Bedienung, Konnektivität und Navigationsführung nicht überzeugt.
Der Jimny
Von den sich den Obersalzberg hochschlängelnden Alpenstraßen ab ins Gelände: Wir sind vom Vitara auf den sehr puristisch daherkommenden Jimny umgestiegen und lassen uns vom früheren Suzuki-Rallye-Piloten Niki Schelle durch einen Offroad-Parcours mit viel Schnee, Schneematsch, Sand, Geröll und ordentlichen Gefällen und Steigungen führen. Und sofort wird klar: Dieses Auto ist kein SUV. Dieses Auto ist ein echter, ehrlicher Geländewagen. Ein Geländewagen, den man quasi nicht mehr zu kaufen bekommt. Der Ansturm auf das Vehikel ist so enorm, dass Suzuki massive Lieferengpässe hat, seinen Händlern dringend davon abrät, neue Kaufverträge mit Kunden zu schließen und teilweise Liefertermine für das Jahr 2021 herausgibt.
Aber erst mal ein Blick aufs Äußere: Das Design ist so kantig und schlicht, es erinnert an eine verkleinerte Mercedes-Benz G-Klasse und hier und da ein wenig an einen Jeep Wrangler oder Renegade.
Der Jimny wirkt auch von hinten wie eine kleine G-Klasse.
Lena Willgalis | Suzuki Deutschland
Als Motor bietet Suzuki im Jimny nur den 75 Kilowatt (102 PS) starken 1.5-Liter-Benziner an, dem es unten herum erwartungsgemäß an Durchzugskraft fehlt und der auch nicht für Geschwindigkeiten jenseits der 120 km/h gedacht ist.
Mit dem zuschaltbaren Allgrip-Allradantrieb und der Geländeuntersetzung in Verbindung mit dem Leiterrahmen und den simplen Starrachsen setzt der Jimny vor allem auf bewährte Mechanik statt auf ausufernde Elektronik. Okay, die üblichen Helferlein sind im Jimny in der standardmäßigen "Comfort"-Ausstattung schon inklusive: Tempomat, Lichtsensor, Fernlichtassistent, Spurhaltewarner, Verkehrszeichenerkennung und eine Bergan- und -abfahrhilfe. Letztere reguliert im Gelände auf Knopfdruck je nach gewähltem Getriebemodus die Geschwindigkeit so weit herunter, dass Gefälle kein Problem darstellen.
Festfahren fast unmöglich
Aber der Kern des Könnens steckt eben in der einfachen Mechanik. Selbst mit Serien-Winterreifen gräbt sich der Jimny auch durch 40 Zentimeter tiefe Schneematschrillen ohne auch nur den Anschein zu machen, irgendwann mal stecken bleiben zu können. Selbst wenn der Hinweis von Niki Schelle, bloß nicht stehen zu bleiben, mal nicht anzuwenden ist, weil man statt mit 10 mit 15 km/h etwas zu flink in die enge Schneematschkurve rein ist und deswegen links außerhalb der Spur landet und hängen bleibt, kann der Traktor getrost stehenbleiben. Rückwärtsgang rein, kurz zurücksetzen, wieder in den ersten und einfach durch das rutschige, weiß-braune Gemisch auf dem Boden weiterfahren – den Jimny wirklich festzufahren dürfte schon deutlich mehr Anstrengung benötigen.
Es ist beeindruckend, was der kleine Japaner selbst in Serienausstattung offroad zu leisten im Stande ist. Das in Verbindung mit seinem puristischen Äußeren, einem erstaunlich angenehmen Komfort und einer nicht zu erwartenden, spaßigen Kurvendynamik auf Asphalt tun ihr Übriges zur Beliebtheit hinzu. Zwar gilt auch bei diesem Suzuki, dass das Beste an der Infotainmentlösung die kabelgebundene Smartphone-Konnektivität mit Unterstützung von Apple Car Play oder Android Auto ist. Doch wer den Jimny fährt, ist eh am besten dort aufgehoben, wo keine Wege in der Navigationskarte eingezeichnet sind.
Jimny als Spekulationsobjekt
Der Einsteiger-Listenpreis für den Fünf-Gang-Schalter liegt bei 17.915 Euro. Mit der Ausstattung "Comfort+" samt dem Audio- und Navisystem, LED-Scheinwerfern, beheizbaren Außenspiegeln, etc. sind knapp 20.000 Euro fällig. Die einfachere "Comfort"-Variante gibt es auch mit einer Vierstufen-Automatik für etwas mehr als 19.000 Euro laut Liste. Wegen der enormen Probleme, einen Jimny zu bekommen, ist der Geländewagen bereits zum Spekulationsobjekt geworden. Für locker 5.000 Euro über dem Listenpreis werden einzelne Wagen gewerblich und auch privat im Netz angeboten. Ein Zustand, den Suzuki eigentlich nicht gutheißen kann, aber offenbar wenig tun kann, vor allem kurzfristig nicht. Dem Vernehmen wäre eine fünffache Überzeichnung allein in Deutschland möglich.