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29.09.2020 | Geldpolitik | Nachricht | Online-Artikel

DSGV-Experten raten Krisenmaßnahmen langsam abzubauen

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

3 Min. Lesedauer

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Aktuell stellen die DSGV-Volkswirte kein Übergreifen der realwirtschaftlichen Schwierigkeiten auf den Finanzsektor fest. Ein Grund liegt in der Geldpolitik im Zuge der Corona-Pandemie. Dennoch seien die Krisenmaßnahmen kein Dauerzustand. 

Die entschlossenen Maßnahmen der EZB in der Krise haben laut der Volkswirte des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) dazu geführt, dass der realwirtschaftliche Einbruch innerhalb Europas nicht über Rückkopplungen durch das Finanzsystem in eine selbstverstärkende Abwärtsspirale übergegangen ist. "Jetzt gilt es darauf zu achten, dass die Volkswirtschaften nicht auf Dauer abhängig von diesen Sondermaßnahmen aus der akuten Krisensituation werden", betonen die Wirtschaftsexperten in einer virtuellen Pressekonferenz zur Inflations- und Preisentwicklung in Deutschland und Europa. 

Phase schneller Erholung mittlerweile vorbei

Die wirtschaftlichen Erholung im Spätsommer 2020 sei dabei grundsätzlich ermutigend. So konnten etwa Unternehmen aus der Industrie in Deutschland etwa 60 Prozent der Shutdown-bedingten Rückgänge aus dem ersten und zweiten Quartal wieder wettmachen. Noch beeinträchtigt sei allerdings der private Konsum. Lediglich im Einzelhandel und bei den Kfz-Zulassungen werden laut den Experten Vorkrisenniveaus erreicht oder sogar übertroffen. Hierfür machen sie Nachholeffekte verantwortlich. "Die Phase der schnellen Erholung dürfte jedoch mittlerweile vorbei sein", lautet jedoch ihr Fazit. Zusätzlich gebe es weite Bereiche, etwa bei den konsumnahen Dienstleistungen, in denen die Auslastung weiterhin noch erheblich gemindert ist.

Komme es nicht zu einem zweiten, flächendeckenden Shutdown, werde die Wirtschaftsleistung jedoch gegen Jahresende in Deutschland wieder auf etwa 95 Prozent des Vor-Corona-Standes ansteigen. Das entspreche allerdings nach wie vor einem Rezessionsniveau. "Damit ist die ökonomische Krise also alles andere als beendet. Eine wirkliche Normalisierung kann es erst geben, wenn das Virus keine Beeinträchtigungen des täglichen Lebens mehr verursacht", heißt es. Nor so komme es in Branchen wie dem Tourismus, der Gastronomie, dem Verkehr und im Veranstaltungsbereich zu einer Normalisierung. "Dies kann nur durch den erhofften erfolgreichen Abschluss von Impfkampagnen im kommenden Jahr erreicht werden." 

Kriseninstrumente der Geldpolitik sind keine Dauermaßnahmen

Obwohl die Krisenmaßnahmen der Geldpolitik als sinn- und wirkungsvoll angesehen werden, seien diese laut Deka-Bank-Volkswirt Ulrich Kater keine Dauermaßnahmen. Sowohl die fiskalischen Programme zur Strukturerhaltung und Nachfragestabilisierung als auch die geldpolitischen Programme zur Steigerung der Kreditvergabe könnten nur für einen "überschaubaren Zeitraum von einem oder zwei Jahren aufrechterhalten werden". 

Der Ökonom prognostiziert vor allem eine höhere Belastung im Bankenbereich. "Auf absehbare Zeit werden Überschussliquidität und Einlagen im Bankensektor weiter ansteigen", so Kater. Es drohe die Gefahr, dass die Belastungen durch die negativen Einlagensatz wie auch durch die Bankenabgabe negativ auf die Kreditbedingungen wirken. Daher sei eine Freistellung von den negativen Zinsen der EZB notwendig.

Umfrageergebnisse, nach denen einzelne Unternehmen über schleppende Kreditvergabe des deutschen Bankensektors klagen, stünden allerdings der Erfolgsbilanz des Krisenpakets der EZB nicht entgegen. Die Jahresrate der Buchkreditvergabe an Privatkunden im Euroraum sei von 3,2 Prozent zu Jahresbeginn auf 5,2 Prozent im Mai angezogen. Damit seien die Kredite zur Überbrückung des Shutdown ein Teil der Lösung im Umgang mit der Krise.

Deutliches Plus bei Neukrediten, moderater Anstieg bei Kreditbeständen

Die Sparkassen haben im ersten Halbjahr 2020 Unternehmenskredite in Höhe von 54,2 Milliarden Euro neu zugesagt. Das ist ein Plus von 22,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das sei "so viel wie nie zuvor in einem ersten Halbjahr". Demgegenüber erhöhten sich die Kreditbestände bei Firmenkunden um 13,3 Milliarden Euro oder drei Prozent auf 457,2 Milliarden Euro. "Das ist fast eine normale Entwicklung", betont Volkswirt Kater. Das spreche für ein relativ gefasstes Geschehen während des Lockdowns. 

Ähnliches gelte auch für Kredite an private Haushalte. Hier belief sich das Kreditneugeschäft - getragen von einer unverändert hohen Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten - auf 36,7 Milliarden Euro, was einen Anstieg von 10,7 Prozent gegenüber 2019 bedeutet. 

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