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12.09.2024 | Geldpolitik | Nachricht | Nachrichten

EZB senkt Einlagenzins um 25 Basispunkte

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

3:30 Min. Lesedauer

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Erwartungsgemäß hat die Europäische Zentralbank den Einlagenzins um 25 Basispunkte auf nun 3,50 Prozent gesenkt. Vor allem die rückläufige Inflation im Euroraum hat die Währungshüter zu diesem Schritt bewogen. Die Teuerungsrate könnte allerdings zeitweilig wieder steigen, so die Prognose. 

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat beschlossen, den Zinssatz für die Einlagefazilität um 25 Basispunkte auf 3,50 Prozent zu senken. Dieser bestimmt, was die Banken für bei der EZB geparktes Kapital bekommen. Finanzexperten hatten diesen Schritt bereits erwartet. Die Entscheidung basiert laut Notenbank auf einer umfassenden Bewertung der Inflationsaussichten, der Kerninflation und der Stärke der geldpolitischen Transmission. 

Damit will die EZB den Grad der geldpolitischen Straffung weiter reduzieren und eine Rückkehr der Inflation zum mittelfristigen Ziel von zwei Prozent gewährleisten. Die aktuellen Projektionen bestätigen frühere Einschätzungen: 2,5 Prozent für das Jahr2024, 2,2 Prozent für 2025 und 1,9 Prozent für 2026.

Temporärer Inflationsanstieg

Zwar wird ein temporärer Anstieg der Inflation für Ende 2024 erwartet. "Dies ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass vorangegangene starke Rückgänge der Energiepreise aus den Jahresraten herausfallen werden", heißt es zur Begründung. Doch die EZB geht davon aus, dass die Teuerungsrate bis Ende 2025 wieder in Richtung der angestrebten Zwei-Prozent-Marke sinkt. 

Die Projektionen für die Kerninflation, die 2023 bei 2,9 Prozent liegt, hoben die Währungshüter für 2024 und 2025 leicht nach oben an. Grund seien stärkere Preisdynamiken im Dienstleistungssektor. 

Gedämpfte Wachstumsaussichten für Deutschland

"Die Binneninflation ist weiterhin hoch, da die Löhne nach wie vor in einem erhöhten Tempo ansteigen. Jedoch lässt der Arbeitskostendruck nach, und die Gewinne federn die Auswirkungen der höheren Löhne auf die Inflation teilweise ab", erläutert die Notenbank. Da die Finanzierungsbedingungen restriktiv bleiben, führe dies zu einem gedämpften Wirtschaftswachstum. 

Für 2024 erwartet die EZB ein Plus von 0,8 Prozent, für 2025 von 1,3 Prozent und für 2026 von 1,5 Prozent. "Dies entspricht einer leichten Abwärtskorrektur gegenüber den Juni-Projektionen, die in erster Linie auf einen schwächeren Beitrag der Binnennachfrage in den nächsten Quartalen zurückzuführen ist."

BVR mahnt zur Vorsicht

Die von der EZB getroffene Zinsentscheidung hält Marija Kolak, Präsidentin des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), angesichts der rückläufigen Inflation für gerechtfertigt. Sie rät den Währungshütern allerdings zur Vorsicht bei künftigen Zinsentscheidungen: 

Die Inflationsgefahren sind zwar spürbar zurückgegangen, aber noch lange nicht vom Tisch. Daher steht die Geldpolitik in den kommenden Monaten vor einem Balanceakt. Die Konjunktur im Euroraum bleibt auch aufgrund der hohen Leitzinsen angeschlagen und kann durch weitere Leitzinssenkungen positive Impulse erhalten. Gleichzeitig muss verhindert werden, dass es zu einem erneuten Anstieg der Inflation kommt. Die EZB sollte daher weiterhin mit Umsicht handeln und den Leitzins nur allmählich und in Abhängigkeit der Datenlage absenken."

"Harte Landung" beim Weg aus der Inflation

Friedrich Heinemann, Professor am ZEW Mannheim, sieht im Zinsentscheid der EZB weniger die "jüngste Annäherung der Inflation an die Zwei-Prozent-Grenze" als treibende Kraft. "Endgültig hat hingegen die immer schlechtere Wachstumsaussicht für Deutschland den Weg für niedrigere Zinsen frei gemacht. Weil das Wachstum in der größten Ökonomie der Eurozone zum Erliegen gekommen ist und hier sogar eine Rezession droht, ist der Weg für zwei bis drei Zinssenkungsschritte bis zum Jahresende frei geworden", so der Leiter des Forschungsbereichs Unternehmenssteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft. 

Der Ausfall des deutschen Wachstumsmotors belaste die ganze Eurozone und dämpfe daher auch den Preisdruck. "Die Eurozone könnte somit anders als die USA auf eine harte Landung bei ihrem Weg aus der Inflation zusteuern."

Zinsentscheidungen von Wirtschaftsdaten abhängig

Die EZB bekräftigt indes, ihr mittelfristiges Inflationsziel von zwei Prozent erreichen zu wollen. Hierfür sei ein restriktiver geldpolitischen Kurs notwendig und Zinsbeschlüsse, die von der jeweiligen Inflationsentwicklung und wirtschaftlichen Daten abhängig sind. "Der EZB-Rat legt sich nicht im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad fest", erklärt die Notenbank hierzu. 

Am 18. September 2024 erfolgt zudem eine Anpassung des geldpolitischen Rahmens. Dieser legt den Abstand zwischen dem Zinssatz für Hauptrefinanzierungsgeschäfte und dem Zinssatz für die Einlagefazilität auf 15 Basispunkte fest. Der Abstand zur Spitzenrefinanzierungsfazilität bleibt bei 25 Basispunkten.

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