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2007 | Buch

Geotechnik

Bodenmechanik, Grundbau und Tunnelbau

verfasst von: Professor Dr. Dimitrios Kolymbas

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Dieses Buch behandelt die Grundlagen und Modelle als fundierte Einführung in Bodenmechanik, Grundbau und Tunnelbau. Ursprünglich zweibändig angelegt, werden nun die wichtigen Grundlagen zusammengefasst. Der Autor formuliert einen systematisch aufgebauten Zugang zum mechanischen Verhalten der Böden sowie anderer granular aufgebauter Stoffe und der Wechselwirkung mit dem Grundwasser. Die wichtigsten modernen Verfahren des Grundbaus und die ihnen zugrunde liegenden Berechnungsmethoden werden dargestellt.

Das Buch vermittelt das Verständnis für die Konzepte und die darauf aufbauenden Methoden, es soll kein normiertes Wissen vermittelt werden. Zur Erläuterung der Theorie wurden anschauliche Abbildungen ausgewählt. Literaturzitate ermöglichen die Vertiefung der Inhalte.

Die Inhalte bauen auf die elementare höhere Mathematik und technischer Mechanik auf. Der Autor wendet sich an Bauingenieure, Geologen, Geographen und Physiker, die sich für Bodenmechanik interessieren. Sach- und Autorenindex sowie die englische Übersetzung der wichtigsten Fachwörter erhöhen den Nutzen für die Leser.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einführung — Was ist Geotechnik?
Auszug
Die Bedeutung der Geotechnik kann anhand von Schäden gezeigt werden, die ihre falsche Anwendung herbeiführen kann (Abb.1.1 bis 1.7). Auch Überschwemmungskatastrophen haben mit Geotechnik zu tun, denn sie entstehen oft durch mangelnde Standsicherheit von Schutzdämmen.
2. Entstehung der Gesteine und des Bodens
Auszug
Die Erde ist ein Planet im Werden.1 Boden und Fels sind unter der Wirkung verschiedenartiger Kräfte permanenten Veränderungen unterworfen, die (mit Ausnahme von Erdbeben, Erdrutschen u.ä.) sehr langsam ablaufen und somit nicht direkt wahrgenommen werden können. In einer Tiefe von ca. 100km in der Erdkruste befindet sich das flüssige Magma, das eine Temperatur von ca. 1000°C hat. Durch Aufsteigen und Abkühlen erstarrt es und bildet sog. magmatische Gesteine (igneous rocks). Erfolgt die Abkühlung in der Tiefe und somit langsam, so bilden sich die sog. Tiefengesteine (plutonic rocks), wie Granit, Syenit, Diorit, Gabbro. Erfolgt die Abkühlung durch Erguß auf der Erdoberfläche (als Lava) und somit schnell, so bilden sich die Erguß-gesteine (volcanic rocks), wie Basalt, Andesit, Rhyolit u.a. Bei den Tiefengesteinen bilden die einzelnen Minerale größere Körner als bei den Ergußgesteinen.
3. Aufbau des Bodens
Auszug
Boden entsteht durch Zersetzung von Fels und ist aus einzelnen Partikeln aufgebaut. Er ist um so steifer, je fester die Partikel zusammengedrückt sind. Der Übergang vom Boden („Lockergestein“) zum Fels („Festgestein“) ist fließend. Zum Boden im bodenmechanischen Sinn gehört nicht der landwirtschaftlich nutzbare Humus, d.h. die oberste, hauptsächlich organische Deckschicht der Erde, in der die Pflanzen wurzeln. Die einige Dezimeter dicke Humusschicht wird von der Wissenschaft der Bodenkunde betrachtet.
4. Bodenkenngrößen
Auszug
Der Raum zwischen den einzelnen Bodenkörnern wird als Porenraum bezeichnet. Der Volumenanteil der Poren, d.h. das Verhältnis des Porenvolumens V p zum Gesamtvolumen V einer Bodenmasse wird als Porenanteil oder Porosität (porosity) n bezeichnet:1
$$ n = \frac{{V_p }} {V}. $$
(4.1)
Das Verhältnis des Porenvolumens zum Feststoffvolumen V s (der Index s steht für solid) heißt Porenzahl (void ratio) e:
$$ e = \frac{{V_p }} {{V_s }}. $$
(4.2)
Aus V = V p + V s folgt
$$ e = \frac{n} {{1 - n}} bzw. n = \frac{e} {{1 + e}}. $$
(4.3)
In der englischsprachigen Literatur wird auch das spezifische Volumen (specific volume) v = 1+e verwendet. v = V/V s gibt an, wieviel Volumen eine Volumeneinheit aus Korn einimmt.
5. Grundwasser
Auszug
Das in den Poren zwischen den Bodenkörnern befindliche Wasser heißt Grundwasser (groundwater). Nach dem Polar- und Gletschereis bildet es den zweitgrößten Vorrat an Süßwasser auf der Erde.
6. Spannungen im Boden
Auszug
Die Spannung ist eine physikalische Größe, die nicht durch eine einzelne Zahl angegeben werden kann. Um sie anzugeben werden benötigt:
1.
Ein Koordinatensystem x, y, z
 
2.
6 voneinander unabhängige Zahlen, nämlich die Spannungskomponenten σxx; σyy; σzz; σxy ≡ σyx; σxz ≡ σzx; σyz ≡ σzy;, die in Bezug auf das erwähnte Koordinatensystem definiert sind.
 
Wenn wir einen Körper entlang einer Schnittebene gedanklich schneiden, so legen wir an jeden Punkt der Schnittebene einen Spannungsvektor (=Kraft durch Fläche) σ frei (siehe Abb. 6.1).
7. ★ Ungesättigte Böden
Auszug
Bei ungesättigten Böden ist das Porenvolumen teils mit Wasser und teils mit Luft belegt. Seien αs der Volumenanteil der Feststoffe (solids), αw der Volumenanteil des Wassers und αa der Volumenanteil der Luft (air), so ist bei αa > 0 der Sättigungsgrad S: = αw/αw+αa < 1. Die Forschung auf dem Gebiet der ungesättigten Böden ist zur Zeit intensiv, wohl auch wegen der vielen Berührungspunkte zur physikalischen Chemie und der noch offenen Fragen. Bisher erlauben jedoch die erzielten Ergebnisse kaum eine Anwendung in der geotechnischen Praxis.
8. Scherfestigkeit
Auszug
Mit Ausnahme von hydrostatischen Spannungszuständen treten bei jedem Spannungszustand Schubspannungen auf. Bei Spannungszuständen mit der Darstellung
$$ \left( {\begin{array}{*{20}c} {\sigma _1 } & 0 & 0 \\ 0 & {\sigma _2 } & 0 \\ 0 & 0 & {\sigma _3 } \\ \end{array} } \right) $$
verschwinden zwar die Komponenten außerhalb der Hauptdiagonalen, welche Schubspannungen darstellen. Dies hängt jedoch lediglich mit derWahl des Koordinatensystems zusammen. Sofern σ 1σ 2σ 3 ist, lassen sich immer Koordinatensysteme finden, bezüglich derer die Schubspannungen nicht verschwinden.
9. Konsolidierung
Auszug
Wir betrachten eine wassergesättigte Bodenprobe in einem Ödometergerät. Die mechanische Situation kann durch Abbildung 9.1 schematisch dargestellt werden.
10. Erddruck
Auszug
Erddruck ist die Kraft, die der Boden auf eine vorwiegend vertikale Stützkonstruktion ausübt. Der Erddruck hängt stark von der Nachgiebigkeit und Steifigkeit der Stützkonstruktion ab, es liegt also eine komplexe „Bauwerk-Boden Wechselwirkung“ vor. Bisher existiert keine geschlossene Theorie zur Bestimmung des Erddrucks. Dies zeigt, um wieviel komplizierter das Verhalten des Bodens (oder eines beliebigen anderen Granulats) im Vergleich zum Verhalten eines Fluids (z.B. Wasser) ist, bei dem der Wasserdruck sich sehr leicht zu 1/2 γωh2 bestimmen läßt (siehe Abb. 10.1). Daher müssen sich die Ingenieure mit einem komplizierten Regelwerk1 begnügen, das sich teils auf Theorie und teils auf Erfahrung stützt, oder sie müssen zu aufwendigen numerischen Berechnungen greifen.
11. Standsicherheit von Böschungen
Auszug
Im Gegensatz zu ruhenden Fluiden kann Boden geneigte Oberflächen (sog. Böschungen, slopes, oder Einschnitte, cuts) aufweisen. Offensichtlich hängt ihr Auftreten mit Schubspannungen, die im Boden (im Gegensatz zu ruhenden Fluiden) auftreten können. Durch Eingriffe (wie z.B. durch Belastung der Böschungskrone, Bodenabtragung vom Böschungsfuß oder durch Wassereinwirkungen) können Böschungen ihre Standsicherheit verlieren. Die Standsicherheit von Böschungen wurde erstmals von Collin 1846 untersucht. Er hat abgerutschte Böschungen (sog. Geländebrüche) an den Ufern von französischen Kanälen analysiert, die im überkonsolidierten Ton angelegt waren. Die Rutschungen haben sich zum Teil Jahre nach der Herstellung der Einschnitte ereignet. Collin führte auch die ersten Versuche zur Bestimmung der Scherfestigkeit von Ton durch.
12. Grundbruch
Auszug
Vertikal belastete Fundamente haben eine beschränkte Tragfähigkeit. Trägt man die Last P über der Verschiebung s auf (siehe Abb. 12.1), stellt man bei der Bruchbzw. Grenzlast PB (limit load, ultimate bearing capacity) eine horizontale Tangente fest, die den sog. Grundbruch markiert.
13. ★ Kollapstheoreme
Auszug
Betrachten wir wieder die Abschätzungen der Traglast eines Streifenfundamentes bei reibungslosem Boden. Die drei betrachteten Verfahren liefern verschiedene Werte: Gleitkreis: pB = 5; 5c Starrkörper-Bruchmechanismus: pB = 5; 3c Zonenbruch nach Prandtl: pB = 5; 14c Angesichts dieser Vielfalt fragt man sich, wo die wahre Traglast liegt. Eine Antwort liefern die sog. Kollapstheoreme der Plastomechanik, die es erlauben, anhand von o.g. Lösungen die wahre Traglast einzugrenzen. Zu ihrer Einführung werden die Begriffe des ‘statisch zulässigen Spannungsfeldes’ und des ‘kinematisch zulässigen Geschwindigkeitsfeldes benötigt’. Ein statisch zulässiges Spannungsfeld erfüllt die statischen Randbedingungen und die Gleichgewichtsbedingungen und es verletzt nicht die Grenzbedingung f(σij) ≤ 01. Ein kinematisch zulässiges Geschwindigkeitsfeld erfüllt die kinematischen Randbedingungen, sowie die allfälligen inneren Zwangsbedingungen (z.B. Volumenkonstanz). In Zusammenhang mit den Kollapstheoremen kann man einen Bruchmechanismus als ein kinematisch zulässiges Geschwindigkeitsfeld ansehen.
14. ★ Stoffgesetze und Simulationen
Auszug
Mathematische Simulation von Bauprozessen und sonstigen Abläufen ist heute ein weitverbreitetes Mittel, um die Standsicherheit und Gebrauchstauglichkeit von geplanten Baumaßnahmen nachzuweisen bzw. um sie zu optimieren oder um aufgetretene Schäden zu analysieren. Man bedient sich dabei der Bilanzgleichungen der Mechanik, welche die Erhaltung von Masse und Impuls ausdrücken.1 Allerdings reichen diese Gleichungen nur für besonders einfache Ausnahmefälle aus, die sog. statisch bestimmten Systeme, die in der Geotechnik kaum vorkommen. Man benötigt daher weitere Gleichungen, welche das Formänderungsverhalten des Bodens mathematisch beschreiben. Solche Gleichungen heißen Stoffgesetze oder Stoffbeziehungen (constitutive equations). Von einem Stoffgesetz für Boden erwartet man, daß es die Spannungs-Dehnungs-Kurven für alle erdenklichen Versuchsbedingungen (z.B. Ödometerversuche und Triaxialversuche mit Be-, Ent- und Wiederbelastungen, undränierte Triaxialversuche usw.) wiedergibt. Dies ist allerdings eine Maximalforderung, die angesichts der Vielfalt und Komplexität des Bodenverhaltens kaum erfüllt werden kann. Im Gegensatz zu den Bilanzgleichungen, welche physikalische Prinzipien exakt ausdrücken, können Stoffgesetze das mechanische Verhalten des Bodens nur näherungsweise beschreiben. Insbesondere lassen sich Stoffgesetze nicht aus übergeordneten Prinzipien herleiten, denn sie drücken ja das Spezielle aus, das diesen Stoff (etwa Gummi) von jenem (etwa Sand) unterscheidet. Daher sind die vielfältigen für Boden vorgeschlagenen Stoffgesetze eher als mathematische Konstruktionen zu betrachten, die mehr oder weniger gelungen sein können.
15. Flachgründungen
Auszug
Durch einen geeigneten Entwurf der Gründung soll gewährleistet werden, daß
  • eine hinreichend große Sicherheit gegen Grundbruch vorhanden ist,
  • die Setzungen (und somit auch die Verkippung) hinreichend klein bleiben.
Wie aus der Grundbruchformel bekannt, nimmt die Grundbruchlast quadratisch mit der Breite b eines Fundamentes zu. Somit wächst auch die Sicherheit gegen Bruch (bei vorgegebener Last) quadratisch mit der Fundamentbreite b. Bei vorgegebener Last wird auch die Setzung kleiner mit wachsender Fundamentbreite. Durch geeignete Wahl der Fundamentbreite können also die o.g. Forderungen erfüllt werden. Im allgemeinen ist die daraus resultierende erforderliche Fundamentbreite größer als die Breite des zu stützenden Bauteils (Säule bzw. Wand). Insofern ergeben sich die Fundamente als Verbreiterung nach Abbildung 15.1.
16. Pfahlgründungen
Auszug
Die heute gebräuchlichen Pfahltypen sind sehr vielfältig und können kaum durch eine einheitliche Systematik klassifiziert werden. Je nachdem ob der Boden, der an der Stelle des eingebauten Pfahls lag, zur Seite verdrängt oder entfernt wird, unterscheidet man zwischen Verdrängungspfählen und Bohrpfählen. Je nach der Eindringung des Pfahls in den Boden unterscheidet man zwischen Rammpfählen und Bohrpfählen. Stahlbetonpfähle können in dem fertigen Bohrloch oder in einem Werk betoniert werden; danach unterscheidet man zwischen Ortbetonpfählen und Fertigpfählen. Verpreß- oder Injektionspfähle sind Ortbetonpfähle, bei denen der Beton mit Überdruck eingebracht wird. Bei den Schneckenortbetonpfählen wird der Boden teils seitlich verdrängt und teils durch die Drehung einer „endlosen“ Schnecke nach oben gefördert. Bei einer weiteren Kategorie von Pfählen wird der Beton in den bestehenden Boden hineingemischt (mixed-in-place-Pfähle). Dazu gehören die Rüttelortbetonpfähle, die vermörtelten Stopfsäulen und die Betonrüttelsäulen. Nachfolgend werden einige Pfahltypen erläutert.
17. Baugrundverbesserung
Auszug
Die Baugrundverbesserung wird vorgenommen, um die Steifigkeit und Festigkeit des Baugrunds zu erhöhen, oder um seine Durchlässigkeit zu verringern. Diese Ziele lassen sich durch Verdichtung und/oder durch Beimischung von Substanzen erreichen. Die Methoden zur Baugrundverbesserung sind:
  • Bodenaustausch
  • Tiefenverdichtung
  • Konsolidierung
  • Injektionen
  • Bodenvermörtelung
  • Vereisung.
Man beachte, daß eine strenge Gliederung nicht möglich ist. So kann z.B. die Hochdruckinjektion sowohl zu den Injektionen als auch zur Bodenvermörtelung gezählt werden.
18. Grundwasserhaltung
Auszug
Um während des Bauzustandes im Bereich des Grundwassers arbeiten zu können, werden verschiedene Maßnahmen zur Grundwasserhaltung ergriffen:
  • Absperren: Durch Dichtwände, Injektionskörper (insbesondere Sohlinjektionen), Bodenvereisung. Eine Absperrung von der Seite und von unten wird als Trogbauweise bezeichnet. Erfolgt die Absperrung im fließenden Grundwasser, so müssen u.U. Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Grundwasserkommunikation ergriffen werden, andernfalls kann es zum Grundwasseraufstau (nasse Keller!) kommen. Bei großen absperrenden Maßnahmen (z.B. Linienbauwerke) sollte die veränderte Lage des Grundwasserspiegels durch eine dreidimensionale Strömungsberechnung im voraus ermittelt werden. Üblicherweise wird die Grundwassersperre in den Untergrund ohne Sichtkontakt hergestellt und kann daher mißlingen. Die Ortung von Leckagen gelingt kaum (wenn überhaupt, dann anhand der Messungen von Temperaturdifferenzen).1
  • Absenken: Durch sog. offene Grundwasserhaltung oder durch Brunnen. Absenken des Grundwaserspiegels kann Setzungen hervorrufen. Durch die einsetzende Grundwasserströmung können Kontaminationen mobil werden.
  • Verdrängen: Durch Druckluftverfahren.
19. Sicherung von Geländesprüngen
Auszug
Geländesprünge werden entweder frei abgeböscht, oder aber durch Stützkonstruktionen (retaining structures) gesichert.1 Diese können unterteilt werden in:
  • Stützmauern: Der Erdruck wird über die Sohle der Stützmauer (retaining wall) in den Untergrund abgetragen (siehe Abb. 19.2).
  • Stützwände: Der auf die Stützwand ausgeübte Erddruck wird durch Streben, Steifen, Anker und/oder Erdwiderstand aufgenommen (siehe Abb. 19.1). Dazu gehören Spundwände, Trägerbohlwände, Bohrpfahlwände und Schlitzwände.
20. Tunnelbau
Auszug
Dieses Kapitel befaßt sich mit der bergmännischen1 Herstellung von Tunneln und anderen Hohlräumen unter Tage, wie Schächten (senkrechte Tunnel), Stollen (Tunnel kleineren Querschnitts, meist handelt es sich hierbei um Triebwasserwege, d.h. Druckstollen und Druckschächte), Kavernen (große Hohlräume z.B. für Kraftwerke). Für alle diese Hohlräume wird hier stellvertretend das Wort ‘Tunnel’ verwendet. Tunnel werden sowohl im Lockergestein (Boden) als auch im Festgestein (Fels) vorgetrieben. In hinreichend kompetentem Fels können Hohlräume ungestützt stehenbleiben, sonst ist eine Stützung (sog. Ausbau) erforderlich, welche meist eine Schale aus Beton ist. Somit ist der Tunnelbau in geotechnischer Hinsicht ein Fall von Boden-Bauwerk-Wechselwirkung.
21. Staudämme
Auszug
Abgesehen von Straßen- und Eisenbahndämmen werden aus Erdstoffen (Boden und Steinbruchmaterial) auch Staudämme gebaut. Sie dienen vielfachen Zwecken wie der Wasserkraftnutzung, Bewässerung, Wasserversorgung, Hochwasserschutz, Schiffahrt und der Erholung. Zur Zeit gibt es weltweit ca. 40.000 Talsperren, davon sind ca. 30.000 Staudämme.
22. Geotechnische Untersuchungen, Untergrunderkundung
Auszug
Die geotechnischen Untersuchungen sollen alle Baugrundeigenschaften erfassen, die für die geplante Baumaßnahme relevant sind.1 Der Umfang der geotechnischen Untersuchungen richtet sich nach der Schwierigkeit der geplanten Baumaßnahme. Die geotechnischen Untersuchungen gliedern sich in
  • Voruntersuchungen: Sie dienen der Entscheidung, ob ein geplantes Bauwerk im Hinblick auf die Baugrundverhältnisse überhaupt errichtet werden kann, und welche Anforderungen für die Gründung, die Baukonstruktion und die Baudurchführung zu beachten sind. Sie umfassen die Sichtung und Bewertung vorhandener Unterlagen, ein weitmaschiges Untersuchungsnetz, sowie stichprobenartige Bestimmung von Bodeneigenschaften. Bei Linienbauwerken (z.B. Tunneln) bilden Sie die Grundlage für Variantenstudien.
  • Hauptuntersuchungen: Sie umfassen Sichtung und Bewertung vorhandener Unterlagen, Erkundung der Konstruktionsmerkmale und Gründungsverhältnisse benachbarter Bauwerke, geologische Beurteilung bzw. Untersuchung, Erkundungsbohrungen, Sondierungen, Feldversuche (auch Pumpversuche), Probebelastungen, Laborversuche. Als Richtwerte für Abstände von Erkundungsbohrungen gelten: 20 bis 40m bei Hochbauten und Industriebauten, 60m bei großflächigen Bauwerken, 50 bis 200m bei Linienbauwerken, bei Sonderbauwerken (z.B. Brücken) 2 bis 4 Bohrungen pro Fundament. Für Tunnel kommen auch Erkundungsstollen in Frage.
  • Baubegleitende Untersuchungen: Überprüfung und Dokumentation der angetroffenen Baugrundverhältnisse auf Übereinstimmung mit der Vorhersage. Dazu gehören auch die zeitliche Entwicklung von Porenwasserüberdrücken und Setzungen. Oft sind der Baugrund und das Bauwerk auch nach der Bauausführung zu überwachen.
23. Meßtechnik
Auszug
Es gibt kaum ein geotechnisches Gutachten, bei dem nicht Messungen von großer Bedeutung sind. Die Bestimmung der maßgebenden Bodenparameter erfolgt durch Messungen im Labor oder im Feld, und die Beobachtungsmethode basiert auf Feldmessungen.
24. Umweltgeotechnik
Auszug
Schadstoffe können durch verschiedene Transportmechanismen in den Porenraum des Bodens eindringen. Die Umweltgeotechnik befaßt sich mit der Suche nach Schadstoffen im Boden, der Einschätzung ihrer Ausbreitung und vor allem mit Maßnahmen zur Eindämmung ihrer Ausbreitung (sog. Einkapselung) und zur Sanierung kontaminierten Bodens. Ein wichtiges Teilgebiet der Umweltgeotechnik ist die Deponietechnik.
25. Geokunststoffe
Auszug
Geokunststoffe (geosynthetics) haben eine wachsende Bedeutung im Grundbau. Ihre Arten und ihre Verwendung sind aus der nachfolgenden Tabelle ersichtlich.
26. Sicherheit und Normen
Auszug
Normen sind Vereinbarungen, die die Kommunikation erleichtern sollen. Man kann z.B. vereinbaren, wie der Reibungswinkel gemessen werden soll und daß er mit „ϕ“ zu bezeichnen ist. Selbstverständlich ist aber der Wert von ϕ keine Vereinbarungssache. Normen werden oft als entwicklungshemmend, vielfach auch als unübersichtlich kritisiert. Es herrscht auch Uneinigkeit über den Grad ihrer Verbindlichkeit, d.h. ob sie eher Lehrbuch- oder Gesetzescharakter haben sollen. Es wird erwartet, dass durch Vereinheitlichung der Normen der Wettbewerb unterstützt und das Qualit ätsniveau angehoben werden. Allerdings kann die angestrebte Harmonisierung der europäischen Normen angesichts der vielen konträren Interessen und der übrig gebliebenen Vielfalt nicht als erfolgreich bezeichnet werden. Kritiker bemängeln, dass eine exzessive Normung einen (oft veralteten) Wissensstand zementiert und dass das physikalische - ingenieurwissenschaftliche Denken durch die Interpretation von Normenparagraphen verdrängt wird, was schließlich zu einer Entmündigung des Ingenieurs führt. Eine vieldiskutierte Frage ist, ob sich Lehrbücher eingehend mit Normen befassen sollten. Da sich aber Normen regelmäßig verändern (sollen), schließt sich der Autor der Meinung an, dass sich Lehrbücher mit Denkkonzepten und nicht mit Normen befassen sollten.1
Backmatter
Metadaten
Titel
Geotechnik
verfasst von
Professor Dr. Dimitrios Kolymbas
Copyright-Jahr
2007
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-540-68968-3
Print ISBN
978-3-540-68965-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-540-68968-3