2007 | OriginalPaper | Buchkapitel
Geschlechtsspezifische Ernährungspraktiken
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Nahrungsmittel und Speisen können als geschlechtsspezifisch codierte Zeichen gesehen werden, über die Bedeutungen kommuniziert werden. Sie dienen der symbolischen Positionierung als Mann bzw. Frau. Bei der sozialen Konstruktion von Geschlecht (Gender) spielen „alimentäre Praktiken“ eine bedeutende Rolle, denn Ernährungshandeln hat einen direkten Körperbezug und kann deshalb gut dazu instrumentalisiert werden, unter Rückgriff auf die „natürliche“ Qualität von Ernährung den Konstruktionscharakter von Geschlecht zu verschleiern (Setzwein 2004). Nach Geschlecht differenzierende Ernährungsstudien weisen auf starke Unterschiede der Ernährungsgewohnheiten von Frauen und Männern hin. Typisch weibliche Vorlieben sind demnach frisches Obst und Gemüse sowie Vollkorn- und Milchprodukte. Männer bevorzugen demgegenüber rotes Fleisch und Alkohol sowie deftige, stark gewürzte Speisen (Prahl/Setzwein 1999). Männliche Orientierungspunkte beim Essen sind Sättigung und Genuss, weibliche dagegen Schlankheit und Gesundheit (Setzwein 2004). Hier wird ein Bild von kräftigen, aktiv-männlichen und zurückhaltenden, passiv-weiblichen Essenden vermittelt, das sich jedoch sehr schnell ändert, wenn Ernährungsverantwortlichkeiten ins Blickfeld geraten. Denn Ernährung ist einer jener Bereiche im Haushalt, der weitgehend unangetastet in weiblicher Hand liegt, und das trotz rapide gestiegener weiblicher Erwerbsbeteiligung. Während sich Frauen aktiv um das kulinarische und gesundheitliche Wohlergehen der Haushaltsmitglieder kümmern (müssen), treten Männer in erster Linie als „Verzehrer“ in Erscheinung. Die Rolle des Mannes in diesem Zusammenhang als rein passiv zu bezeichnen, würde aber seiner realen Gestaltungsmacht beim Essen nicht gerecht werden.