2018 | OriginalPaper | Buchkapitel
Gesundheitliche Ungleichheit und neue Morbidität
verfasst von : Fritz Haverkamp
Erschienen in: Handbuch Armut und soziale Ausgrenzung
Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden
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Chronische soziale Benachteiligung bzw. Armut gehen bei Erwachsenen mit reduzierter Gesundheit und geringerer Bildung und bei betroffenen Kindern zusätzlich mit einer geringeren neurokognitiven Entwicklung einher (vgl. Case et al. 2002). Der soziale Gradient für Gesundheit ist empirisch vielfach nachgewiesen worden. Es besteht wissenschaftlich Einigkeit darüber, dass dieser Zusammenhang über die gesamte Lebenspanne geht und alle demographischen Gruppen betrifft. Dieser ist unabhängig davon, wie in den verschiedenen Untersuchungen Armut bzw. soziale Klasse definiert wurde. Überwiegend wird in der Literatur von einer kausalen Beziehung ausgegangen. Wissenschaftliche Untersuchungen beschäftigen sich vor allem mit Unterschieden in den sozioökonomischen Merkmalen wie Ausbildung, beruflicher Status und Einkommen, wobei gleichzeitig einhergehende Unterschiede im Gesundheitszustand auch als „gesundheitliche Ungleichheit“ bezeichnet werden (vgl. Mielck 2010). Neuere wissenschaftliche Ansätze differenzieren zusätzlich nach Geschlecht, Familienstatus, Ethnizität und Migration, sozialer Integration, regionalen Bezügen, Verstädterung und Teilhabe an kulturellen Aktivitäten. Zunehmend wird auch eine größere Bedeutung der subjektiven Bewertung der sozialen und gesundheitlichen Situation durch die Akteure und Akteurinnen selbst eingeräumt (vgl. Kolip und Koppelin 2002). Die soziale Vulnerabilität von Gesundheit ist kein natürlicher oder a priori festgelegter Zustand. Sie entsteht im Kontext von sozialer Ungleichheit, die das Alltagsleben sozial benachteiligter, oftmals exkludierter Gruppen kennzeichnet. Armut und soziale Exklusion beeinträchtigen die Selbstverwirklichung durch den Mangel an Anerkennung und Akzeptanz, dem Gefühl von Machtlosigkeit, ökonomischer Einschränkungen und verminderter Lebenserfahrungen und -erwartungen. Soziale Inklusion wird dagegen als sehr wichtig u. a. für die materielle und psychosoziale Selbsthilfe und Selbstverwirklichung angesehen. In diesem Beitrag wird eine Übersicht zu diesem Themenkomplex gegeben. Gleichzeitig werden erste Perspektiven für eine inklusive Gesundheitsversorgung zu entwickeln versucht.