Nur wenige Unternehmen prüfen die psychische Belastung ihrer Mitarbeiter. Dabei wirkt die Digitalisierung bei diesem Thema wie ein Katalysator. Der ständige Veränderungsdruck und die Arbeitsverdichtung fordern ihren Tribut, zeigt eine Studie.
Es gibt einen Zusammenhang zwischen der digitalen Transformation und der psychischen Belastung von Mitarbeitern. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "BGM im Mittelstand 2019/2020", für die das Fürstenberg Institut, die Ias-Gruppe und die Techniker Krankenkasse 284 Unternehmen befragen ließ. In rund der Hälfte der befragten Firmen sind Veränderungen, Arbeitsplatzunsicherheit, kürzere Innovationszyklen, höhere Lernanforderungen große Herausforderungen, die die Digitalisierung mit sich bringt. Doch nur in zwölf Prozent der befragten Unternehmen ist es ein Ziel des Betrieblichen Gesundheitsmanagements, die Mitarbeiter in der digitalen Transformation zu begleiten.
Als Hauptursache für den wachsenden psychischen Druck nennen die Betroffenen die zunehmende Arbeitsverdichtung am Arbeitsplatz (71,1 Prozent). Aber auch eine schlechte Führungsqualität strapaziert die Nerven der Beschäftigten fast genauso sehr (70,8 Prozent). Daneben macht Ärger im Team (53,5 Prozent) und das Tempo der Veränderungen (45,4 Prozent) Erwerbstätigen neben der Angst vor dem Jobverlust (23,9 Prozent) zu schaffen.
BGM fehlt strategische Ausrichtung auf Transformation
Unternehmen könnten hier gezielt gegensteuern. Aber nach Einschätzung der Studienteilnehmer wird der Einfluss der schnelllebigen Veränderungen auf die seelische Gesundheit der Mitarbeiter nicht besonders beachtet. 30 Prozent der Befragten sind zudem davon überzeugt, dass das Top-Management keine Ahnung davon hat, in welcher gesundheitlichen Verfassung die Beschäftigten sich befinden.
55 Prozent der befragten Unternehmen führen zwar die gesetzlich vorgeschriebene psychische Gefährdungsbeurteilung durch. Aber nur 21 Prozent der Unternehmen, die die GB Psych umsetzen, achten darauf, die vom Gesetzgeber empfohlenen Prozessschritte zu berücksichtigen. Insgesamt fehle es im Mittelstand an einer strategischen Ausrichtung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements. Nur 26 Prozent der kleineren und mittleren Unternehmen haben ein umfassendes BGM-Konzept erarbeitet. Aber auch in den Betrieben, in denen es Maßnahmen gibt, überzeugen diese die Belegschaft oft nicht: 58 Prozent der Befragten erleben diese nur als Eintagsfliegen, nicht aber als ein nachhaltiges Programm zur Gesundheitsprävention.
Im Fokus des gesundheitlichen Engagements der Betriebe steht laut Umfrage die Mitarbeiterzufriedenheit (75 Prozent), aber auch ein hohes Gesundheits- und Leistungsniveau (69 Prozent) sowie der Wunsch, die Gesundheitskompetenz des einzelnen zu steigern, gehören zu den wesentlichen zielen. 53,2 Prozent wollen hingegen damit vor allem ihr Image als Arbeitgeber aufpolieren.