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21.10.2024 | Gesundheitsprävention | Im Fokus | Online-Artikel

Unternehmen machen ihre Mitarbeiter krank

verfasst von: Andrea Amerland

2:30 Min. Lesedauer

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Arbeitgeber und Krankenkassen registrieren seit Jahren steigende Krankenstände. Während Tesla zu unangemeldeten Kontrollbesuchen am Krankenbett greift, identifiziert eine Studie die Betriebe als Ursache für die Fehlzeiten. 

Zuletzt vermeldete der AOK-Bundesverband einen Rekordstand bei den Krankmeldungen und warnte, dass neben Atemwegsinfekten vor allem psychische Erkrankungen die Fehlzeiten nach oben treiben. Wie nun eine Analyse der Hans-Böckler-Stiftung zeigt, sind die Ursachen für die vielen Ausfälle definitiv nicht allein bei Corona, Grippe und Co. zu suchen, sondern vielmehr in den Betrieben selbst. 

So weist Elke Ahlers, Forscherin am Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der Hans-Böckler-Stiftung (HBS) nach, das für die kontinuierlich steigenden Krankenstände unter anderem belastende Arbeitsbedingungen, Personalmangel, zu wenig betriebliche Gesundheits- und Stressprävention, eine höhere Erwerbsquote älterer Beschäftigter sowie Veränderungen an der Statistik verantwortlich sind.

Arbeitsverdichtung und Angst vor Jobverlust belasten

Die Krankenstände steigen in Deutschland seit den Corona-Jahren und haben aktuell ein historisches Hoch erreicht. Als eine Erklärung nennt Ahlers den Fachkräftemangel, der in zweierlei Hinsicht zum Einflussfaktor werde. Zum einen sei die Angst vor Jobverlust und damit der Druck, krank zu arbeiten, derzeit weniger ausgeprägt. Stärker wirke sich allerdings aus, dass sich auf Grund der personellen Engpässe stressige und auslaugende Arbeitsbedingungen von der Ausnahme zur Regel entwickelt haben. 

In vielen Betrieben sind daher Arbeitsverdichtung, Multitasking und Mehrarbeit Dauerzustand. Zudem würden Pausen eingeschränkt und der Feierabend könnte nicht mehr geregelt angetreten werden. Die Konsequenz: Vielen Beschäftigten fällt es abends immer schwerer, von der Arbeit abzuschalten. "Das alles wirkt sich auf die Arbeitszufriedenheit, auf das Betriebsklima und letztendlich auf die Gesundheit aus", warnt die Expertin. 

Ältere Arbeitnehmende sind häufiger krank

Doch damit nicht genug: Eltern kleinerer Kinder sind besonders von Stresserkrankungen betroffen, da die Belastungen im Job durch den Mangel an Kita-Plätzen sowie Ausfällen der Betreuung verschärft werden, heißt es in der Analyse. Ahlers betont, dass zudem die Erwerbstätigenquote der 55- bis 64-Jährigen deutlich gestiegen ist. Diese Entwicklung sei zu begrüßen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, berge aber auch das Risiko, zunehmender krankheitsbedingter Fehlzeiten, die mit einem höheren Alter zusammenhängen.

Gezielte Gesundheitsprävention gegen Überlastung nötig

Die WSI-Gesundheitsexpertin signalisiert deutlich, dass von Faulheit bei den Beschäftigten angesichts des Fehlzeitenhöchststands nicht die Rede sein könne, sondern vielmehr von Überlastung. Sie fordert von Arbeitgebern, mehr auf den Gesundheitsschutz zu achten, statt sich über zu wenig Leistungsbereitschaft zu beschweren, wie es beispielsweise FDP-Chef Christian Lindner unlängst getan hat.

Dazu müsse bei Ursachen für den hohen Krankenstand angesetzt werden, sagt die Forscherin und verweist auf ihre eigenen Studien. Darin hat Ahlers ermittelt, dass vor allem ein wirkungsvoller Schutz vor Überlastung oft noch zu kurz komme und nur gute und faire Arbeitsbedingungen helfen, Fehlzeiten zu reduzieren. Schuldzuweisungen bewirkten hingegen das Gegenteil, nämlich noch mehr Druck und noch mehr Stress.

Digitale Erfassung der Krankenstände ist exakter

Darüber hinaus gibt die Expertin zu bedenken, dass das neue digitalisierte Procedere bei der Erfassung von Krankmeldungen nun eine jahrelange Untererfassung bei den Krankenkassen korrigiert, weil nun eine lückenlose Dokumentation möglich sei.

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