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05.01.2021 | Gesundheitsprävention | Schwerpunkt | Online-Artikel

Ungerechte Chefs machen krank

verfasst von: Annette Speck

4 Min. Lesedauer

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Wer sich bei der Arbeit unfair behandelt fühlt, ist öfter krank als zufriedene Mitarbeitende, so der Fehlzeiten-Report 2020. Häufigste körperliche Symptome: Rücken-, Gelenk- und Kopfschmerzen. Unternehmen tun daher gut daran, auf Fairness zu achten.

Beschäftigte, die ihren Vorgesetzten gute Noten in Fairness geben, sind im Schnitt 12,7 Tage pro Jahr krank geschrieben. Dagegen fehlen Berufstätige, die ihre Chefs als eher ungerecht empfinden, krankheitsbedingt durchschnittlich an 15 Tagen. Zu körperlichen Beschwerden wie Rücken-/Gelenkschmerzen (25,8 Prozent) oder Kopfschmerzen (10,2 Prozent), über die Untergebene von ungerechten Führungskräften häufiger klagen, kommen noch weitere Befindlichkeitsstörungen hinzu. 

So berichtet fast ein Viertel über Gereiztheit, Wut und Ärger und rund jeder Fünfte über Lustlosigkeit, Erschöpfung oder Schlafstörungen. Diese Erkenntnisse liefert der Fehlzeiten-Report 2020 des Wissenschaftlichen Instituts der AOKen (WIdO), für den 2.500 Beschäftigte zwischen 18 und 65 Jahren zu ihrem Gerechtigkeitsempfinden am Arbeitsplatz befragt und die Auswirkungen auf die Gesundheit analysiert wurden.

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Von schlechter Stimmung bis Herz-Kreislaufbeschwerden 

Der Untersuchung zufolge leiden im Schnitt aller Befragten 6,5 Prozent unter emotionalen Irritationen, psychosomatischen und körperlichen Beschwerden. Indessen treten diese Beschwerden in der Gruppe, die ihre Führungskraft als fair bewerten, nur bei 3,3 Prozent der Befragten auf. Doch unter den Arbeitnehmenden, die ihre Vorgesetzten als unfair empfinden, sind mit 12,4 Prozent fast viermal so viele Menschen betroffen.

Gerechtigkeit wird an der Führungskraft festgemacht

Wie der Report auch feststellt, hängt die Tatsache, ob ein Unternehmen als gerecht oder ungerecht wahrgenommen wird, maßgeblich von der jeweiligen Führungskraft ab. Sie sollte eine Unternehmenskultur fördern, in der Anerkennung, Vertrauen und eine faire Streitkultur herrschen. Denn für die meisten Arbeitnehmenden zählten – abgesehen von der Bezahlung ­– im Job vor allem diese Aspekte, so die Autoren.

Allerdings hapert es oft genau daran: So fehlt es 46,4 Prozent der für die Untersuchung befragten Beschäftigten an gerechten Konfliktlösungen. 40,8 Prozent vermissen Wertschätzung im Job. Und ein Drittel der Befragten kritisiert die mangelnde Rückendeckung für das Personal durch die Firma.

Auch Kleinigkeiten werden als unfair empfunden

Das Gefühl mehr oder weniger fair behandelt zu werden, kann für Arbeitnehmende dabei nahezu täglich ein Thema sein, selbst bei vermeintlich kleinen Angelegenheiten. Als typische Problemfelder nennen Alexander Häfner et al. in dem Buchkapitel "Haltung: Fairness" etwa die Verteilung von Aufgaben, Besprechungszeiten mit der Führungskraft, Büroausstattung, Genehmigung von Urlaub, Beförderung oder Leistungsprämien.

Summieren sich im Arbeitsalltag die gefühlten Ungerechtigkeiten, sinkt in der Regel die Motivation bis hin zur inneren oder tatsächlichen Kündigung. Und wie der Fehlzeiten-Report einmal mehr belegt, leidet eben auch die Gesundheit. Keine guten Voraussetzungen, um im War for Talents zu bestehen. "Fairen Betrieben gelingt es eher, hochqualifizierte, selbstständig arbeitende, zufriedene und gesunde Beschäftigte auch dauerhaft an das Unternehmen zu binden“, mahnt denn auch Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO und Mitherausgeber des Fehlzeiten-Reports 2020.

Unterschiedliche Vorstellungen von Gerechtigkeit

Die Herausforderung für die Betriebe liegt indessen darin, dass das, was als gerecht empfunden wird, individuell verschieden ist. Gepaart mit der Tatsache, dass sich die Mitarbeitenden auch hinsichtlich ihrer Voraussetzungen unterscheiden, ist eine grundsätzliche Gleichbehandlung nicht zwangsläufig mit Gerechtigkeit gleichzusetzen. "Der Ansatz 'ich behandle alle gleich' klingt erst mal gut, kann aber leicht zu als unfair erlebten Zuständen führen", warnen Häfner et al. (Seite 99)

An Beispielen zeigen sie auf, dass es keine allgemeingültige Regel für faire Lösungen gibt. Vielmehr handelt es sich immer um komplexe Abwägungs- und Aushandlungsprozesse. Diese lassen sich vier Bereichen zuordnen: 

Gestaltung der Fairness in Unternehmen

Distributive Fairness

Ergebnisse der Verteilungsgerechtigkeit in einer Organisation

Prozedurale Fairness

Weg der Verteilungsgerechtigkeit in einer Organisation

Interpersonale Fairness

Umgang miteinander bei Verteilungsentscheidungen der Führungskraft

Informationale Fairness

Begründung und Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen

Im Gespräch sein und für Transparenz sorgen

Von entscheidender Bedeutung für das Gerechtigkeitsempfinden der Beschäftigten ist in jedem Fall die Unternehmenskultur, die durch eine respektvolle Kommunikation und Transparenz geprägt sein sollte. Sowohl ehrliche Gespräche mit der Führungskraft als auch die Möglichkeit, Widerspruch einlegen zu können, erleichtern es Beschäftigten, Entscheidungen besser anzunehmen, schreiben die Springer-Autoren auf Seite 102. Sie empfehlen Führungskräften ferner, gemeinsam Teamregeln zu erarbeiten und Versprechen, die sie ihren Mitarbeitenden gegeben haben, unbedingt einzuhalten.

Darüber hinaus können regelmäßige Befragungen der Mitarbeitenden hilfreich sein, um wertvolles Feedback zu erhalten und Handlungsbedarf zu erkennen, bevor empfundene Ungerechtigkeit in Frustration und Krankheit mündet.

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