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19.12.2018 | Gewässerschutz | Kommentar | Online-Artikel

Herausforderungen an einen nachhaltigen Gewässerschutz

verfasst von: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Holger Schüttrumpf

2:30 Min. Lesedauer

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Prozesse am Gewässer können über lange Zeiträume sowie große Entfernungen wirken und sind weitgehend unbekannt. Professor Holger Schüttrumpf erläutert den interdisziplinären Forschungsbedarf.


Der Mensch prägt mit seinen diversen Aktivitäten bereits seit Jahrhunderten seine Umwelt und insbesondere auch seine Gewässer. Als Folge sind die meisten Gewässer in Europa anthropogen beeinflusst und nur noch selten in einem natürlichen Zustand. Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Industrie, Bergbau, Städtebau, Verkehrswegebau, Talsperren, Wasserkraftanlagen, Wasserstraßen, Häfen und andere menschliche Aktivitäten haben direkt oder indirekt zu Veränderungen der Abflussverhältnisse, der Sedimentdynamik, der Morphodynamik, der Gewässergüte sowie der aquatischen Lebensgemeinschaften in unseren Gewässern geführt. Selbst wenn Einflussfaktoren wie z. B. die Mühlenstaue des Mittelalters zurückgebaut wurden, so können diese aufgrund ihrer vorherigen Beeinflussung der Morphodynamik noch über Jahrhunderte nachwirken.

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Daher ist die Forderung nach einer Rückkehr zu einem natürlichen Ausgangszustand zwar zulässig, es bleibt aber bei einem naturnahen Zielzustand, der von der Gesellschaft definiert wird. Ob die Natur den gleichen Zielzustand erreicht hätte, kann nicht geprüft werden, denn die Natur hätte sich gegenüber einem Ausgangszustand in der Vergangenheit ebenfalls weiterentwickelt. In diesem Zusammenhang wird häufig vernachlässigt, dass die Natur ebenfalls ein dynamisches System ist, das nicht stehen bleibt und sich permanent verändert.

Schadstoffe bedrohen die aquatische Umwelt und die menschliche Gesundheit

Veränderungen im Gewässersystem sowie anthropogene Eingriffe resultieren aber nicht nur in einer Veränderung der Abfluss- oder Morphodynamik, sondern können auch zu Einträgen von Schadstoffen ins Gewässer führen. Schadstoffe können ihren Ursprung sogar in Einträgen in der Vergangenheit haben, sind aber aufgrund ihrer Persistenz noch heute relevant. Sedimentgebundene Schadstoffe können in Sedimentsenken wie Stauseen, Häfen und auf Vorländern gespeichert und bei entsprechenden Ereignissen remobilisiert und im Gewässersystem transportiert werden. Hieraus resultieren dann neue zukünftige Bedrohungen für die aquatische Umwelt, aber auch für die menschliche Gesundheit.

Diese Beispiele sollten zeigen, dass Prozesse am Gewässer über lange Zeiträume und große Entfernungen wirken können und zudem von vielen Faktoren beeinflusst sind. Diese langfristigen und großräumigen Prozesse sind bislang weitgehend unbekannt. Somit ist der interdisziplinäre Forschungsbedarf auf dem Gebiet der anthropogenen Beeinflussung unserer Gewässer extrem hoch und erfordert eine intensive interdisziplinäre Zusammenarbeit, um insbesondere diese großräumigen und langfristigen Prozesse und Interaktionen zu verstehen. Hierfür empfiehlt sich der Blick in die Vergangenheit, die Beschäftigung mit alternativen historischen Entwicklungen und die Entwicklung neuer Methoden und Verfahren. Nur wenn es gelingt, auch die großräumigen und langfristigen Effekte einer Maßnahme zu verstehen und zu bewerten, wird es möglich sein, Gewässer nachhaltig zu schützen.

Für weitere interessante Überlegungen und Gedanken zum Thema Gewässerschutz möchte ich an dieser Stelle auf den sehr lesenswerten Beitrag von Michael Weyand und André Niemann "Tagungsbericht DWA/BWK Fachforum "Einfluss dynamischer Prozesse auf die Fließgewässerbewertung gemäß WRRL – Ansprüche der Biologie an die hydraulischen Bedingungen" hinweisen.

Dieser Kommentar ist in Ausgabe 12/2018  der Fachzeitschrift WASSER UND ABFALL erschienen.

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