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2014 | Buch

Gipfel, Krisen, Konferenzen

Die Entstehung Diskursiver Macht in transnationalen Kommunikationsereignissen

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Über dieses Buch

Die Denationalisierung der Politik bleibt auch für die Strukturen öffentlicher Debatten nicht folgenlos. Globale Ereignisse stimulieren zumindest punktuell einen grenzüberschreitenden, transnationalen politischen Diskurs. Esther Konieczny stellt in ihrer Studie zum einen die Frage nach dem Ausmaß und den Formen der Transnationalisierung. Zum anderen untersucht sie, welche Strukturen Diskursiver Macht sich im Kontext globaler Kommunikationsereignisse abbilden: Folgt der zunehmenden Verlagerung politischer Macht auf übernationale Ebene auch eine Verlagerung Diskursiver Macht in öffentlichen Debatten? Der US-amerikanische und deutsche Diskurs über die Finanzkrise und die UN-Klimakonferenzen werden zur Beantwortung der gestellten Forschungsfragen vergleichend untersucht.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
Angesichts der Erschütterungen auf den internationalen Finanzmärkten, die durch die amerikanische Immobilienkrise ausgelöst wurden, fordert der englische Premierminister Gordon Brown im Mai 2009 in einem Gastbeitrag in der Londoner Times eine globale Lösung: Schärfere internationale Vorschriften und die Schaffung einer internationalen Institution zur weltweiten Beaufsichtigung der Finanzbranche sollen dem Premier zufolge die Transparenz der Finanzmärkte verbessern. Auch Japans Finanzminister Shoichi Nakagawa teilt bei der G7- Finanzministerkonferenz in Washington am 4. Mai 2009 die Ansicht, dass „die Krise nicht mehr national zu lösen“ sei. Schließlich lenkt auch Bundeskanzlerin Merkel ein, die im Oktober 2008 noch scharf von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy für ihr Beharren auf nationale Lösungen kritisiert wurde, und signalisiert internationale und vor allem europäische Kooperationsbereitschaft.
Esther Konieczny
2. Forschungsstand
Zusammenfassung
Ziel dieses Kapitels ist es, vorliegende Arbeit in der Forschungslandschaft zu verorten. Zu diesem Zweck wird die relevante Literatur dargestellt und reflektiert. Dabei zeigt sich einerseits, dass es bereits eine Reihe von Forschungserkenntnissen und -ergebnissen gibt, auf die diese Arbeit zurückgreifen kann. Andererseits dient dieses Kapitel auch der Identifikation und Darstellung von Forschungsdesideraten, die das Potenzial bieten, den bisherigen Forschungsfokus zu erweitern und darüber hinaus neue Aspekte in die Debatte einzubringen.
Esther Konieczny
3. Diskursive Macht
Zusammenfassung
Der Überblick über den Literatur- und Forschungsstand (vgl. Kap. 2) hat gezeigt, dass sich neben den vielen Entwicklungen, die das Feld erfahren hat, auch noch Desiderate abzeichnen. Der Mangel an einer Forschungsperspektive, welche die Akteure ins Zentrum des Interesses stellt und danach fragt, inwiefern es transnationalen Akteuren gelingt, in einer Debatte Macht zu generieren, wurde hier als eine zentrale Forschungslücke identifiziert (vgl. Kap. 2.2.2). Die Macht eines Akteurs in der Öffentlichkeit kann dabei verstanden werden als dessen Fähigkeit, den öffentlichen Meinungsbildungsprozess zu beeinflussen, sowie dessen Potenzial, in einer Debatte Zustimmung und Legitimität zu generieren. Macht, die im Diskurs erzeugt wird, ist somit ein zweiteiliger Prozess: Er basiert einerseits auf der Möglichkeit zur aktiven Teilnahme von Akteuren an einer Debatte (Sprecher) und andererseits auf der Wahrnehmung und Bewertung des Akteurs durch Dritte (Adressat) und ist in diesem Fall eine passive, zugeschriebene Größe.
Esther Konieczny
4. Analysekriterien
Zusammenfassung
Die Transnationalisierung von Öffentlichkeit einerseits und die Struktur Diskursiver Macht von Akteuren andererseits stehen im Zentrum der vorliegenden Arbeit. Der erste Forschungsaspekt, die Transnationalisierung von Öffentlichkeit, fokussiert die Strukturen der Gesamtdebatte. Mit Blick auf den Gesamtdiskurs muss schließlich zuerst einmal die Frage beantwortet werden, ob sich die Debatte überhaupt transnationalisiert; ob die hier untersuchten globalen Kommunikationsereignisse also zu einer räumlichen Entgrenzung von Öffentlichkeit führen. Schließlich ist denkbar, dass zwar ein Ereignis von globaler Bedeutung und Reichweite eintritt, die öffentlichen Debatten jedoch national begrenzt bleiben. Ob, in welchem Ausmaß und in welchen Formen sich die öffentlichen Debatten zu den genannten Ereignissen transnationalisieren, ist folglich der erste Aspekt, der hier im Zentrum steht.
Esther Konieczny
5. Nationale Kontextbedingungen und transnationale Diskurse
Zusammenfassung
In Kapitel 3 wurde ein Konzept zur Ermittlung Diskursiver Macht von Akteuren vorgestellt. Im darauffolgenden Abschnitt wurden Analysekriterien dargestellt, mit denen es möglich ist, Transnationalisierungsprozesse einer nationalen Öffentlichkeit und die Diskursive Macht von Akteuren zu ermitteln. Da vorliegende Arbeit es sich zum Ziel gesetzt hat, die Transnationalisierung von Öffentlichkeit und die Machtstrukturen innerhalb einer Debatte nicht nur zu beschreiben, sondern auch zu erklären, wird es im Folgenden darum gehen, einen theoretischen Rahmen vorzustellen, mit dem es möglich wird, Bedingungen zu benennen, welche die Prozesse der Transnationalisierung von Öffentlichkeit und von Macht beeinflussen. Auf dieser Basis wird es schließlich auch möglich, eine Reihe von Forschungshypothesen zu formulieren.
Esther Konieczny
6. Forschungshypothesen
Zusammenfassung
Ziel dieser Arbeit ist es, die Transnationalisierung von Öffentlichkeit und von Diskursiver Macht in globalen Kommunikationsereignissen zu beschreiben und darüber hinaus Bedingungen zu benennen, die diese Prozesse beeinflussen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden in Kapitel 4 eine Reihe von Analysekriterien dargestellt, entlang derer die Transnationalisierung von Öffentlichkeit einerseits und die Diskursiver Macht von Akteuren andererseits ermittelt werden kann. In Kapitel 5 wurden Kontextbedingungen aufgeführt, die es ermöglichen, den je spezifischen diskursiven Rahmen der beiden Untersuchungsländer und die issue-spezifischen Bedingungen zu beschreiben. Eine solche Beschreibung ist sinnvoll und notwendig, da davon ausgegangen werden kann, dass unterschiedliche Bedingungen auch zu unterschiedlichen Ausprägungen der abhängigen Variable, also der Transnationalisierung von Öffentlichkeit und der Diskursiven Macht der Akteure führen.
Esther Konieczny
7. Untersuchungsdesign, Datenstruktur und Ereignishintergrund
Zusammenfassung
Die eingangs formulierten Forschungsfragen (vgl. Kap. 1) sollen mit einer Inhaltsanalyse von Printmedien beantwortet werden. In Abschnitt 3.3 wurde bereits ein inhaltsanalytisches Instrumentarium, die Claims-Analyse, detailliert vorgestellt. Diese spezielle Form der Interaktionsanalyse findet hier Anwendung, da sie für die Erhebung relationaler Daten geeignet ist. In den nachfolgenden Abschnitten soll darüber hinaus die Forschungsanlage genauer beschrieben werden. Hierbei wird zum einen nochmals auf die Argumente eingegangen, die zu der Auswahl der beiden Kommunikationsereignisse „Finanzkrise“ und „Klimawandel“ führten (Kap. 7.1.1). Des Weiteren wird das Daten-Sampling der Studie erläutert (Kap. 7.1.2) und die Auswahl der Medien (Kap. 7.1.3) sowie der Untersuchungsländer (Kap. 7.1.4) begründet. Schließlich wird in einem weiteren Abschnitt die Datenstruktur kurz dargestellt (Kap. 7.1.5).
Esther Konieczny
8. Transnationale Öffentlichkeiten und die Strukturen Diskursiver Macht – Ergebnisse
Zusammenfassung
Nachdem auf die Datenbasis und das Untersuchungsdesign im vorherigen Kapitel ausführlich eingegangen wurde, werden nun die Ergebnisse der Datenerhebung vorgestellt. Im ersten Teil dieses Kapitels (8.1) steht die Analyse der Gesamtstrukturen der ausgewählten Debatten, also die Diskursebene im Zentrum. Das nachfolgende Kapitel (vgl. Kap. 8.2) konzentriert sich hingegen auf die Frage nach den Strukturen der Diskursiven Macht einzelner Akteure und Akteursgruppen (Akteursebene), die in den beiden Ländern vergleichend untersucht wurden. Die Differenzierung dieser beiden Ebenen scheint – obgleich es selbstredend eine analytische Unterscheidung ist, die nicht immer trennscharf erfolgen kann – insofern sinnvoll, da es an erster Stelle darum geht darzustellen, wie sich Ausmaß und Strukturen der Transnationalisierung von Öffentlichkeit in den untersuchten Fällen darstellen (erste Forschungsfrage), bevor in einem zweiten Schritt eine Detailanalyse der Akteure erfolgt (zweite Forschungsfrage).
Esther Konieczny
9. Schlussbetrachtung
Zusammenfassung
Den Ausgangspunkt dieser Arbeit markierte die Feststellung, dass politische Problemlösung in zunehmendem Maße entkoppelt vom nationalen Kontext erfolgt. Anhand der beiden hier zugrunde gelegten politischen Issues, der internationalen Finanzkrise und dem anthropogenen Klimawandel, lässt sich paradigmatisch nachvollziehen, wie sich die politischen Kräfteverhältnisse verschoben haben: Nationalstaatliches Regieren scheint dort nicht mehr sinnvoll, zielführend und effektiv, wo sich die Reichweite der Probleme globalisiert oder zumindest transnationalisiert hat und die Interdependenzen von Problemursache und Problemfolgen nicht mehr national gebunden sind.
Esther Konieczny
Backmatter
Metadaten
Titel
Gipfel, Krisen, Konferenzen
verfasst von
Esther Konieczny
Copyright-Jahr
2014
Electronic ISBN
978-3-658-04686-6
Print ISBN
978-3-658-04685-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-04686-6