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1994 | Buch

Glaubwürdigkeit und Reputation der Geldpolitik

Das strategische Verhalten von Zentralnotenbanken

verfasst von: Steffen Kastner

Verlag: Deutscher Universitätsverlag

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Über dieses Buch

Die vorliegende Arbeit behandelt ein Thema, das vor allem in jüngster Zeit in der Geldtheorie große Aufmerksamkeit gefunden hat. Gerade in Deutschland sind Glaubwürdig­ keits-und Reputationsaspekte der Geldpolitik besonders heftig -wenn auch meistens auf po­ pulär-wissenschaftlichem Niveau -diskutiert worden. Zu denken ist beispielsweise an die "Zinspolitik der Trippelschritte" , die von der Bundesbank sicherlich auch mit dem Ziel ver­ folgt wurde, beim Publikum keine längerfristigen Inflationserwartungen zu wecken. Der Verfasser erörtert die Probleme der Glaubwürdigkeit und Reputation modelltheore­ tisch. Die Ausführungen basieren durchweg auf spieltheoretischen Überlegungen, die die Zu­ sammenhänge zwischen dem Verhalten der Notenbank und den Erwartungen der Privaten analysieren. Das 4. Kapitel stellt dabei den Kern der Arbeit dar. Wichtigstes Ergebnis der diskutierten Modelle ist, daß aufgrund von Erwartungsirrtümern der Privaten -jedenfalls auf kurze und mittlere Sicht -reale Effekte von der Geldpolitik ausgehen können. Vor allem in Zeiten hoher Unterbeschäftigung, in denen das Beschäftigungsziel im Vordergrund steht, kann die Effizienz der Geldpolitik durch nicht vorhandene Informationen der Privaten erhöht werden. Die Notenbank hat jedoch abzuwägen, ob die kurzfristig erzielten realen Effekte den Nachteil zukünftig höherer Inflationserwartungen rechtfertigen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Problemstellung und Vorgehensweise
Zusammenfassung
Seit Anfang der 90er Jahre kann man im zunehmenden Maße beobachten, daß Notenbanken wichtiger Industrieländer - und hier insbesondere die Deutsche Bundesbank - den Kurs ihrer Geldpolitik auf der Grundlage von Glaubwürdigkeits- und Reputationsüberlegungen begründen. Die öffentlichen Äußerungen der deutschen Währungshüter im Vorfeld der EWS-Krise im Herbst des Jahres 1992 sind hierfür ein anschauliches Beispiel. In ihren Stellungnahmen unterstrich die Bundesbank mehrfach mit Nachdruck die hohe Bedeutung, die sie einer glaubwürdigen, an der inneren Geldwertstabilität orientierten Geldpolitik beimißt. Trotz starkem politischen Druck aus dem Ausland hielt sie an ihrer Hochzinspolitik fest, wohlwissend, daß es dadurch zu erheblichen Spannungen im Europäischen Währungssystem kommen würde.
Steffen Kastner
Kapitel 1. Konzeptionelle Grundlagen und Eingrenzung des Themas
Zusammenfassung
Glaubwürdigkeit der Geldpolitik und Reputation der Notenbank7 stehen in einem engen Verhältnis zueinander. Während die Glaubwürdigkeit der Geldpolitik ausdrückt, ob und inwieweit die Wirtschaftssubjekte den geldpolitischen Ankündigungen der Währungshüter glauben, beschreibt die Reputation das Ansehen der Notenbank in der Öffentlichkeit. Dabei wird im folgenden angenommen, daß die Reputation einer Notenbank um so besser ist, je stärker sie das Ziel der Geldwertstabilität bei der Gestaltung der Geldpolitik gewichtet.8
Steffen Kastner
Kapitel 2. Glaubwürdigkeits- und Reputationsaspekte der Geldpolitik in einer Einperiodenbetrachtung
Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird in einem einfachen Grundmodell die Problematik der Zeitinkonsistenz optimaler Pläne auf die Geldpolitik der Notenbank angewandt. Im Mittelpunkt der Betrachtung steht der von Barro und Gordon (1983a, b) entwickelte soziale Wohlfahrtsansatz. Am Beispiel des kurzfristigen Phillips-Kurven-Tradeoff zwischen Inflation und Beschäftigung wird untersucht, inwieweit Glaubwürdigkeits- und Reputationsüberlegungen das Verhalten der Notenbank1 und der Privaten beeinflussen. Aus Vereinfachungsgründen wird die Analyse zunächst auf eine Periode beschränkt.
Steffen Kastner
Kapitel 3. Glaubwürdigkeits- und Reputationsaspekte der Geldpolitik unter Berücksichtigung der Fiskalpolitik
Zusammenfassung
Im vorherigen Kapitel wurde auf die Notwendigkeit hingewiesen, das Grundmodell von Barro und Gordon (1983a, b) um eine “fiskalpolitische Flanke” zu erweitern. Eine solche Modellerweiterung ermöglicht, die Interdependenzen von Geld- und Fiskalpolitik bei der Betrachtung des Zeitinkonsistenzproblems zu berücksichtigen.
Steffen Kastner
Kapitel 4. Glaubwürdigkeits- und Reputationseffekte der Geldpolitik in einer Mehrperiodenbetrachtung
Zusammenfassung
Die bisherigen Modellausführungen konzentrierten sich auf die Darstellung des Einperiodenfalls. Die Notenbank und die Privaten optimierten ihr Verhalten, ohne dabei vergangene oder in zukünftigen Perioden erwartete Ereignisse in ihre Kalküle einzubeziehen. Periodenübergreifende Überlegungen wurden demnach vernachlässigt.
Steffen Kastner
Kapitel 5. Die Unabhängigkeit der Notenbank - Ein institutioneller Lösungsansatz zur Verbesserung der Glaubwürdigkeit der Geldpolitik
Zusammenfassung
Die theoretischen Ausführungen der vorangegangenen Kapitel haben gezeigt, daß Reputationsüberlegungen den Inflationsbias der Notenbank mindern können. Da die Reputationskräfte jedoch in ihrer Stärke und Wirkung je nach Zielpräferenz der geldpolitisch Verantwortlichen sehr unterschiedlich sein können, stellen sie aus Sicht der Gesellschaft keine Garantie für eine geldweitstabile Geldpolitik dar.
Steffen Kastner
Zusammenfassung und Ausblick
Zusammenfassung
Gegenstand dieser Arbeit war die Frage, welche Rolle Glaubwürdigkeits- und Reputationseffekte bei der Gestaltung der Geldpolitik spielen. Im Mittelpunkt der Betrachtung stand dabei das subtile Zusammenspiel zwischen dem strategischen Verhalten der Notenbank und den Inflationserwartungen der Privaten. Auf der Basis spieltheoretischer Überlegungen und unter Berücksichtigung der Anreize und Zwänge beider Spieler war es möglich, im Unterschied zu den traditionellen Modellen der Geldtheorie das Verhalten der Notenbank und der Privaten zu endogenisieren und damit deren gegenseitige Wechselbeziehung genauer zu analysieren.
Steffen Kastner
Backmatter
Metadaten
Titel
Glaubwürdigkeit und Reputation der Geldpolitik
verfasst von
Steffen Kastner
Copyright-Jahr
1994
Verlag
Deutscher Universitätsverlag
Electronic ISBN
978-3-663-08527-0
Print ISBN
978-3-8244-6029-8
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-663-08527-0