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2008 | Buch

Globale Akteure der Entwicklung

Die neuen Szenarien

herausgegeben von: Hans Norbert Janowski, Theodor Leuenberger

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Entwicklungspolitik heute — die veränderte Lage Politische und wirtschaftliche Perspektiven

Frontmatter
Die zweite Globalisierung
Weltwirtschaft und Weltgesellschaft — Fakten und Trends
Auszug
Wir leben in einer Weltwirtschaft, was nicht mehr überrascht, wir leben aber auch in einer Weltgesellschaft, die sich langsam aber sicher formiert. Daran zweifeln manche noch. Und doch — die Globalisierung stattet sich mit Institutionen1 aus.
Beat Kappeler
Harte und weiche Kulturen
Anmerkungen zur transkontinentalen Interaktionsgeschichte
Theodor Leuenberger
Gegen marktradikale Globalisierung
Entwicklungspolitik als Faktor von Weltinnenpolitik
Auszug
Weltsicherheitspolitik muss auch Weltsozialpolitik sein. Diese These begründet der frühere Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung besonders im Hinblick auf den Zerfall von politischen Institutionen und Staaten. Freilich wird keine Bemühung, sei sie national oder international, die Spaltung von Gesellschaften und damit die Kommerzialisierung und Privatisierung von Gewalt verhindern können, solange national wie global marktradikales Denken die Verantwortlichen leitet. Nur die Zähmung eines entfesselten Kapitalismus kann verhindern, dass aus „failing states “ in absehbarer Zeit „failed states “ werden. Aber dazu müssten die Verantwortlichen erst einmal anerkennen, dass die schönste Ökonomische Theorie nicht weiterhilft, sondern Politik gefragt ist. Die Konturen dieser weltsicherheits-, Sozial- und Umweltpolitik und ihrer Akteure skizziert der folgende Text.
Erhard Eppler
Auf dem Königsweg in die Sackgasse?
Die Verknüpfung von Entwicklung und Sicherheit
Auszug
Entwicklungs- und Sicherheitspolitik sind seit langem aufeinander bezogen. Im Kalten Krieg stand dabei die Instrumentalisierung der Entwicklungszusammenarbeit durch die staatliche Sicherheitspolitik im Vordergrund. Nach dem Ende des Ost- West-Konflikts hofften die zivilgesellschaftlichen und staatlichen Entwicklungsagenturen, dieses Verhältnis umzukehren. Sicherheitspolitik sollte stärker in den Dienst der Entwicklung gestellt werden; Entwicklungspolitik wurde als die bessere Sicherheitspolitik ausgewiesen. Dem diente ein erweiterter Sicherheitsbegriff. Dabei ging es in den neunziger Jahren vor allem um eine zivil-militärische Kooperation in akuten Konflikten; seit den Terrorattacken von 2001 mehr um die Gewährleistung globaler Sicherheit — mit der Gefahr, dass eine eigenständige Entwicklungspolitik erneut zugunsten einer Sicherheitsagenda eingeschränkt wird, bei der die Interessen des Nordens an einem globalen Krisenmanagement im Vordergrund stehen. Diese Problematik wird an akuten Konflikten verdeutlicht.
Lothar Brock
Hope for Africa.
Leaving behind the central planning and aid paradigm
Auszug
Die kenianische Dokumentarfilmerin und Medienunternehmerin, die in der englischen Buckingham University Jura studierte und als Präsidentin eines Filminstituts in den USA tätig ist, gehört zu einer Generation junger Unternehmer, die im globalisierten Markt der Telekom-Industrie für ihren Kontinent arbeiten. Gegenüber den Migranten folgen sie der Maxime: Bleiben und etwas verändern. In diesem Kontext hält June Arunga viel von „freien Märkten “, hat aber wenig Verständnis für traditionelle Entwicklungspolitik. In einem „ Babysitting Africa “sieht sie einen bevormundenden Geist am Werk, dem sowohl viele Empfänger-Regierungen als auch die Protagonisten der Millenniumsziele und westliche Entwicklungsbürokratien anhängen. Arunga engagiert sich zur Zeit besonders in der Entwicklung von Systemen für Überweisungen von Geldern via Handy, etwa im Rahmen von Mikrokredit-Plattformen. Wir dokumentieren den Text eines Vortrags, den June Arunga unter dem Titel „ Free Markets. Hope for Africa “ am 9. November 2007 im „Liberalen Institut“ in Zürich gehalten hat.
June Arunga
Die globale Zeche in Zahlen
Daten und Fakten zur Einen Welt
Auszug
Die Kluft zwischen Arm und Reich wird weltweit tiefer. Internationale Statistiken liefern ein ernüchterndes Bild: Während China und ein paar weitere Schwellenländer gewaltige Wachstumsraten melden und mit ihren Devisenreserven die weltweiten Finanzmärkte aufmischen, gibt es in den restlichen Entwicklungsländern nur geringe Fortschritte im Kampf gegen Armut und Hunger, Krankheiten und Analphabetentum. Zudem bedrohen Umweltprobleme vor allem die Menschen in armen Ländern. Der wachsende Energiehunger reicherer Länder wird zunehmend zulasten der Nahrungsversorgung der Armen und auf Kosten des Weltklimas gestillt. Mittlerweile verbraucht die Menschheit deutlich mehr Ressourcen, als der Planet langfristig hergibt. Statt die notwendigen Mittel für die Sicherung der globalen Zukunft bereitzustellen, steigen seit ein paar Jahren wieder die Rüstungsausgaben. Und schließlich: Nur durch kühne Rechentricks gelingt es den Industriestaaten, ihre unzureichende Entwicklungshilfe zu kaschieren und steigende Entwicklungshilfezukaschieren aundsteigen.
Karl-Albrecht Immel

Ökumenische Perspektiven

Frontmatter
Konfession gegen Professionalisierung?
Ökumene und kirchliche Entwicklungsverantwortung in Globalisierungsprozessen
Auszug
Von seiner Entstehung her hat der Kirchliche Entwicklungsdienst eine besondere Nähe zur Ökumenischen Bewegung. Dies gilt besonders für seine normativ-konzeptionelle Orientierung, differenziert sich auf den organisatorischen Ebenen jedoch mehr und mehr aus. Unter den Voraussetzungen der Globalisierung ist kirchliches Entwicklungshandeln praktisch auf säkulare Partner verwiesen. Auch konzeptionell hat es sich mit Anforderungen von Global Governance auseinanderzusetzen. Der Artikel untersucht die damit verbundenen Orientierungsprobleme und spricht sich dafür aus, Vernetzungen nicht nur kampagnebezogen im internationalen Bereich, sondern auch projektbezogen in regionalen und lokalen Kontexten anzustreben.
Fritz Erich Anheim
Kirchliche Weltverantwortung im Licht der Ökumene
Identitätsverlust durch Öffnung für die Außenwelt?
Auszug
In den evangelischen Kirchen in Deutschland wächst die Sorge, man könnte auf dem Markt der Religionen nicht mehr erkennbar sein mit dem, was einen prägt und auszeichnet. So kommt es zu Bemühungen, das eigene Profil zur Geltung zu bringen, nicht selten gepaart mit der Tendenz, sich von denen, die anders sind, abzugrenzen. In diesem Zusammenhang gibt es auch die Befürchtung, man könnte durch eine aktive Mitwirkung an der Ökumene die eigene Identität aufs Spiel setzen.
Der folgende Text vertritt demgegenüber die These: Kirchen, die sich in der Ökumene anderen Kirchen gegenüber öffnen und dabei lernen, sich mit den Augen der anderen zu sehen, fangen an, sich mit den für sie grundlegenden Überzeugungen von ihrem Kontext her neu zu verstehen; sie profilieren sich in der ökumenischen Begegnung in einer Weise, die es ihnen ermöglicht, den Anfragen und Herausforderungen der Gegenwart gerecht zu werden. Was das angesichts der Globalisierungsproblematik konkret bedeuten kann, wird abschließend an einem Handlungsmodell verdeutlicht.
Klaus Wilkens

Kirchliche Perspektiven

Frontmatter
Globalisierung und Religionen
Christliche Impulse für weltweite Entwicklung
Warner Coming
Hoffnung nach fünfunddreißig Jahren?
Alte und neue Ziele und Fehler der kirchlichen Entwicklungsarbeit aus deutscher Sicht
Auszug
1973 veröffentlichte der Rat der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland) die Denkschrift „ Der Entwicklungsdienst der Kirche — ein Beitrag für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt “. Nach fünfunddreißig Jahren sieht die Bilanz gemischt aus. Die Hoffnung, dass Kirche und Gesellschaft die Dimension der Entwicklungsaufgäbe als „ internationale soziale Frage “ erkennen und dementsprechend die Prioritäten in der Außen-, Sicherheits- und Wirtschaftspolitik setzen würden, hat sich nur ansatzweise erfüllt. Darüber hinaus hat sich das Spektrum der Faktoren und Aufgaben, die noch nicht im Blick waren, erheblich erweitert: Die Umweltproblematik, der Aufbau rechtsstaatlicher Ordnung als Fundament von gesellschaftlicher Entwicklung, die integrierende und destruktive Valenz von Religion und Militär, die verheerende Wirkung von AIDS etc.
Auch die organisatorische Struktur der operationalen Dienste der evangelischen kirchlichen Entwicklungsdienste ist nicht optimal, die ökumenische Zusammenarbeit mit den katholischen Werken ist ebenfalls ausbaufähig und die theologische Reflexion auf diesen gesamtchristlichen Auftrag bedarf neuer Impulse. Der Entwicklungsauftrag besteht weiter. Er muss noch energischer, differenzierter und realistischer betrieben werden. 1 Diesem Arbeitskreis gehörten an: Adveniat, Deutscher Caritasverband, Kommissariat der deutschen Bischöfe, Misereor, Missio, Pax Christi und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken.
Günter Linnenbrink
Partnerschaft und Nähe zur Basis
Kirchliche Entwicklungsarbeit heute
Auszug
Die Folgen der Globalisierung haben nicht nur einen verändernden Einfluss auf die Entwicklungsarbeit der Kirchen, sie eröffnen ihnen auch die Chance, ihre traditionellen Stärken unter veränderten Bedingungen auszuspielen. Dazu nimmt der Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Entwicklungsdienstes EED, Dr. Konrad von Bonin, Stellung.
Konrad von Bonin

Zivilgesellschaftliche Perspektiven

Frontmatter
Akteure der Zivilgesellschaft
Die veränderte Rolle von Nichtregierungsorganisationen in der Entwicklungspolitik
Auszug
Entwicklungspolitik ist nicht nur die Sache des Staates, sondern auch von nichtstaatlichen Akteuren. Diese sind Teil der Zivilgesellschaft und zwar ihres NonProfit-Sektors. Sie machen auf Defizite staatlichen Handels aufmerksam, bringen Interessen und Bedürfnisse gesellschaftlich und politisch marginalisierter Gruppen ins Spiel, formulieren alternative Politikentwürfe und organisieren Hilfen, die Staat und Markt nicht oder nur unzureichend bereitstellen. Anfangs war die Tätigkeit der entwicklungspolitischen NRO vor allem humanitär und karitativ bestimmt. Nicht zuletzt unter dem Einfluss der Globalisierung reflektieren sie verstärkt die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, welche die Prozesse menschlicher Entwicklung behindern oder fördern und die sie durch ihre Advocacy- und Lobby arbeit mit beeinflussen. Dadurch hat ihre Bedeutung weltweit erheblich zugenommen, auch wenn sie mit Risiken und Gefährdungen verbunden ist.
Reinhard Hermle
Lernen für eine zukunftsfähige Entwicklung
Aktionsgruppen und Nichtregierungsorganisationen als Plattformen gesellschaftlicher Innovation
Auszug
Die Fähigkeiten, die sich Menschen quasi nebenbei und auf informellem Wege in Zusammenhängen des bürgerschaftlichen Engagements aneignen, bilden den Kern von Nachhaltigkeitskompetenz. Das Lernen in Bürgerinitiativen, Selbsthilfe- und Aktionsgruppen, in sozialen Bewegungen und Netzwerken ist die zentrale Säule einer Bildung für eine nachhaltige Entwicklung. Die für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft bedeutsamen innovativen Lernerfahrungen vollziehen sich in weitaus höherem Maße in den Kontexten gesellschaftlicher Selbstorganisationen als in den Bildungsinstitutionen.
Klaus Seitz
Passt der Globus in die Nische?
Entwicklung in der Informations- und Kommunikationsgesellschaft
Auszug
Die Technologien der Telekommunikation sind ein wesentlicher Motor der Globalisierung und leisten einen entscheidenden Beitrag zur Entstehung einer weltweiten Informations- und Kommunikationsgesellschaft — mit durchaus ambivalenten Wirkungen. Im veränderten Koordinatensystem der Globalisierungsprozesse erhält auch die Entwicklungspolitik neue Konturen. Diese Konstellation fördert nicht nur die Kommunikation der wirtschaftlichen, politischen und ökologischen Akteure, von ihrem Instrumentarium machen auch zivilgesellschaftliche Institutionen und Initiativen wie die Kirchen und Hilfswerke für eine effektive und innovative Vernetzung ihrer Aktivitäten Gebrauch — im Inland wie international.
Hans Norbert Janowski
Migration und Integration als Chance
Perspektiven des christlich-islamischen Dialogs
Auszug
Im Schnittpunkt von Entwicklung, Integration und Dialog der Religionen tut sich ein faszinierendes Übungsfeld für Alternativen zum Konflikt der Kulturen auf Diese Chancen zu erkennen und zu nutzen, wäre eine Möglichkeit, aus diesen Themen Innovationsfelder zu machen und mit ihnen lähmenden Zukunftspessimismus zu überwinden. Dieser Beitrag zielt auf konkrete Problemlösungen im Stadtteil bis hin zur Mitverantwortung für das weltpolitische Kooperationsklima. Er zeigt an Beispielen, wie sich das multikulturelle Nebeneinander in ein interkulturelles Miteinander verwandeln lässt. Tun, was eint — diese Zauberformel vom Beginn der ökumenischen Bewegung wird ebenso wieder aktuell wie die politische Vision des Wandels durch Annäherung. Wie das gelebt werden kann, zeigt dieser Text.
Klaus Lefringhausen
Frauen als Akteurinnen wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung
Lernerfahrungen bei „Brot für die Welt“
Auszug
Die Ziele „ Armut überwinden “ und „für Gerechtigkeit eintreten “ stehen seit Jahrzehnten im Mittelpunkt der Arbeit von Brot für die Welt, der Entwicklungsspendenaktion der Evangelischen Kirche in Deutschland. Daraus ergibt sich eine Anknüpfung an sämtliche Ziele der Millenniums-Erklärung, insbesondere an die Gleichstellung der Geschlechter, das dritte Millenniums-Entwicklungsziel. Die Verbesserung des gesellschaftlichen, rechtlichen und wirtschaftlichen Status der Frauen beeinflusst aber auch die anderen Ziele zur Minderung der Armut. Dafür die geeigneten Ansätze und Methoden zu finden, war und ist eine Herausforderung für Brot für die Welt und seine Partner. Gender-Mainstreaming und das Hinterfragen von Maskulinitätsvorstellungen etwa sind Themen, die nicht allein die Projektpartner im Süden angehen. Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern muss auch in der eigenen Organisation nachprüfbar verankert werden. Die Lernerfahrungen zeigen, dass die Verwirklichung von Geschlechter-Gerechtigkeit ein langer, ei weitem nicht abgeschlossener Prozess ist, der viele Potentiale und Herausforderungen enthält.
Cornelia Füllkrug-Weitzel
Privatwirtschaft und Umweltschutz
Die Beteiligung der Wirtschaft an internationalen Konventionen
Auszug
Die Wirtschaft bringt bei internationalen Verhandlungen über Umweltschutz ihr Wissen und ihre Erfahrung noch immer zu wenig ein. Dabei liegt es im Interesse der Unternehmen ebenso wie der Gesellschaft, die Sachkenntnis und Kompetenz der Wirtschaft zu nutzen. Ähnlich wie viele NRO können Industrieverbände mit Beobachterstatus eine Mitsprache bei Verhandlungen wahrnehmen.1
Katharina Kummer Peiry
Von Eugen Rosenstock-Huessy zu Hartmut von Hentig
Pädagogische Begründung und Vorschläge für eine allgemeine Dienstpflicht
Auszug
Im Jahre 2006 veröffentlichte der Pädagoge Hartmut von Hentig sein Manifest „ Von der nützlichen Erfahrung, nützlich zu sein“. Darin fordert er den Versuch der Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht in Deutschland. Er knüpft darin an die Ideen von Eugen Rosenstock-Huessy, die Erfahrungen der Gemeinschaftsdienste und die Diskussion um „ Friedensdienst mit und ohne Waffen “ an. Mit pädagogischer Begründung möchte er diese Diskussion beleben und auf die Ebene praktischer Politik führen.
Ausgehend von dem „planetarischen Dienst “ bei Rosenstock wird von Hentigs Vorschlag auf dem Hintergrund der Diskussion der letzten vier Jahrzehnte vorgestellt und begrüßt. In den letzten Jahren hat es hierzu keine positive Entscheidung gegeben, und auch gelegentliche Initiativen prominenter Politiker haben bislang keine Konsequenzen gehabt. In der Partnerschaft mit den einheimischen Diensten anderer Länder sieht der Autor eine wichtige Option für deutsche Gemeinschafts und Entwicklungsdienste. Helmut Weyers gibt aus seiner besonderen Erfahrung einen Überblick über solche Dienste in aller Welt.
Manfred Kulessa
Backmatter
Metadaten
Titel
Globale Akteure der Entwicklung
herausgegeben von
Hans Norbert Janowski
Theodor Leuenberger
Copyright-Jahr
2008
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-531-91025-3
Print ISBN
978-3-531-15820-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-91025-3