2005 | OriginalPaper | Buchkapitel
Globale Moral und historischer Sinn Zum Gegenwartshorizont einer „kritischen“ Geschichte
verfasst von : Habbo Knoch
Erschienen in: Deutschland denken
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Geschichte boomt. Populäre Geschichtsbücher wie Jörg Friedrichs
Der Brand
, die Fernsehdokumentationen von Guido Knopp und Historienfilme wie
Der Untergang
sind so erfolgreich wie zahlreich. Immer neue Segmente vor allem der „erlebten Geschichte“ werden in einer betont nationalen Seelenschau für den Medienmarkt entdeckt: Nachdem der „Holocaust“ als Erinnerungsobjekt nicht mehr in Frage steht, kommen nun Krieg und Vertreibung als verborgenes Kollektivdrama der Deutschen auf die Bühne. Jenseits der spaltenden „negativen“ Geschichten von NS- und SED-Herrschaft gewinnt im Fahrwasser der kommerzialisierten Erfahrungsgeschichte eine neue nationale Einheit der vermeintlich verdrängten Opferschaft Konjunktur. Während Bürgerkriege und Terrorismus, kriegerische Interventionen und eskalierende soziale Katastrophen die Weltlage prägen, verwandelt sich die deutsche Binnenschau dem an — durch eine eigene Krisenrhetorik, die kaum Grenzen kennt, und den Rückzug auf eine nationale Erfahrungsgeschichte, die nur Grenzen kennt und zieht, nicht zuletzt, wie es scheinen mag, auch gegenüber anderen Kulturen und Nationen.