Tiefziehen ist nach DIN 8584 das Zugdruckumformen eines ebenen Blechzuschnittes (einer Folie oder einer Platte) zu einem Hohlkörper oder eines Hohlkörpers zu einem Hohlkörper mit kleinerem Umfang ohne beabsichtigte Veränderung der Blechdicke. Oft sind mehrere Folgezüge zur vollständigen Herstellung eines Teils nötig. Man unterscheidet den Erst- oder Anschlagzug und den Folge- oder Weiterzug. Ob nur der Erstzug oder ein bzw. mehrere Weiterzüge zur Herstellung eines Ziehteils ausreichen, entscheiden der Werkstofffluss, die Verfestigungsgrenzen und die Endform dieses Teils. Die Konstruktion der Tiefziehwerkzeuge richtet sich nach der Umformart (Erst- oder Folgezug), dem Umformverhalten des umzuformenden Werkstoffes, nach der geforderten Standzeit und der eingesetzten Presse.
Im Rahmen dieses Buches, das das Stanzen behandelt, wird das Tiefziehen mit starrem Stempel und Ziehring behandelt. Tiefziehen mit gasförmigen oder flüssigen Druckmitteln wird bislang innerhalb der Stanzfolge nicht angewendet.
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Das Ziehkantenprogramm im AWF-Blatt 5790 und
VDI-Richtlinie 3175 ergeben Ziehkantenhalbmesser, die um \(\approx 30\,{\%}\) gemindert werden können. Gleichung nach Prof. Oehler
\(r_{{\text{z1}}}=0{,}035\cdot[50+(D_{{\text{0}}}-d_{{\text{z1}}})\cdot Ss]\) ergibt
ähnliche Ergebnisse wie Gl. 8.4 mit Faktor 0,55.
Unter
Umformgrad versteht man die gesamte Umformung vom
Anschlagzug mit Folgezügen bis zur 1. Glühung, bzw. der Folgezüge
zwischen den Glühungen. Er ist an jeder Stelle des Ziehteiles
verschieden groß (\(\frac{\Delta l}{l_{0}}\cdot 100\,\%\)). Umformgrade
kann man überschlägig bestimmen, wenn z. B. auf einem Zuschnitt ein
quadratisches Netz (Linienabstände \(l_{{\text{0}}})\) aufgerissen wird und
die Verformungen \(\Delta l\) der Quadratseiten am Ziehteil
ausgemessen werden. Bei genauen Untersuchungen muss die
Blechdickenänderung As mit einbezogen werden (\(\frac{\Delta l\cdot\Delta s}{l_{0}\cdot s}\cdot 100\,\%\)). Der kritische
Umformbereich, bei dem mit Grobkornbildung zu rechnen ist, liegt
zwischen \(\Delta l=5\) … 15 % der Umformung, bezogen auf die
Prüflänge \(l_{{\text{0}}}\); er ist am Übergang Napfboden auf Bodenrundung zu
finden und ist dort nicht vermeidbar.
In größeren Pressen sind deshalb oft
pneumatische Ziehkissen mit „Gegendruckschaltung“ eingebaut. Hat
der Stößel einen bestimmten, einstellbaren Hubweg zurückgelegt,
betätigt ein Schaltkontakt ein Durchflussventil, wodurch Pressluft
als Gegendruck auf die Zylinderkolben wirkt; die
Ziehkissendruckkraft (F in N) wird verringert, günstigere
Ziehverhältnisse werden erzielt.
Die Umformhöhe (wirksamer Stößelweg)
\(h_{{\text{w}}}\) entspricht dem restlichen Stößelhub bis zum unteren Totpunkt
UT; nachdem die Ziehring-Druckfläche (oder Schneide) die
Blechoberfläche berührt hat.
Die wirksame
Stößelkraft bei Hubmax und Kurbelwinkel
\(\alpha=30\text{°}\) vor dem unteren Totpunkt
UT wird nach DIN 55171 … DIN 55174, sowie DIN 55180, mit
Pressennennkraft bezeichnet. Die Stößelkraft mindert sich,
je größer der Kurbelwinkel \(a\) ist, entsprechend der Beziehung \(F_{{\text{Stößel}}}\approx\frac{F_{{\text{Nennkraft}}}}{2\cdot\sin\alpha}\). Bei Hub eingestellt \(\approx 2{,}7\cdot h_{{\text{w}}}\) ist
Kurbelwinkel \(\alpha\) mit \(75\text{°}\) (aus Beziehung \(h_{{\text{w}}}=\)
Hub eingestellt \(\cdot(\frac{1-\cos\alpha}{2})\) einzusetzen.
Entsprechend einer geplanten europäischen Norm für Pressen soll in
Abstimmung mit der JIC-Norm (USA) die Pressennennkraft die
Kraft sein, mit der eine Presse ab einem bestimmten Abstand vor dem
unteren Totpunkt belastet werden kann. Dieser Abstand beträgt bei
Pressen mit Rädervorgelege \(H_{{\text{max}}}:30\), bei Pressen mit
Direktantrieb \(H_{{\text{max}}}:40\); dabei \(H_{{\text{max}}}=\)
größter Stößelhub in mm. Nach DIN 55171 (und nachfolgende
DIN-Blätter) ist dieser Abstand \(H_{{\text{max}}}:15\).
Einen Körper bezeichnet man als
anisotrop, wenn er unter Einfluss einer Belastung die Eigenschaft
hat, sich in verschiedenen Richtungen physikalisch nicht gleich zu
verhalten.
Während des Ziehens wird bei
elastischerBlechhaltung das Einfließen des
plastisch gewordenen Blechwerkstoffes zurückgehalten; daher
stammt die Bezeichnung Blechhalter. Durch starreBlechhaltung will man die im Flansch anstehenden
Faltenniederhalten, damit diese über
der Ziehkantenabrundung noch geglättet werden können. Deshalb wählt
man hierfür auch die Bezeichnung Niederhalter oder
Faltenhalter.
Arbeitsblatt VDI 3141 gibt \(r_{{\text{z}}}=0{,}05\cdot d_{{\text{z}}}\cdot\sqrt{s}\) an; die praktische Anwendung zeigt,
dass dieser Halbmesser unterschritten werden kann.
Die im Laufe eines Jahres in der „adhäsion“ veröffentlichten Marktübersichten helfen Anwendern verschiedenster Branchen, sich einen gezielten Überblick über Lieferantenangebote zu verschaffen.