Der Halbleiterkonzern Infineon hat ein neues Werk im österreichischen Villach eröffnet. Angesichts globaler Lieferengpässe bei Halbleitern könnte das Timing nicht besser sein. Mikroelektronik ist begehrt wie nie.
Online-Pressekonferenz zur Eröffnung der Infineon-Chipfabrik in Villach, Österreich: Dr. Sabine Herlitschka, CEO Infineon Technologies Austria AG; Dr. Reinhard Ploss, CEO Infineon Technologies AG und Jochen Hanebeck, COO Infineon Technologies AG (von links)
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Die Infineon Technologies AG hat ihre neue High-Tech-Chipfabrik für Leistungselektronik auf 300-Millimeter-Dünnwafern am Standort Villach, Österreich, eröffnet. In die Fabrik seien 1,6 Milliarden Euro investiert worden, gibt das Unternehmen bekannt. In den kommenden vier bis fünf Jahren will Infineon die Fertigung sukzessive hochfahren. Zusammen mit dem Standort Dresden verfügt Infineon nun über zwei große Leistungshalbleiter-Fertigungen für 300-Millimeter-Dünnwafer.
"Wie wesentlich Mikroelektronik in nahezu allen Lebensbereichen ist, haben die letzten Monate deutlich gezeigt. Angesichts der beschleunigten Elektrifizierung und Digitalisierung erwarten wir, dass der Bedarf nach Leistungshalbleitern in den kommenden Jahren weiter zunimmt. Die zusätzlichen Kapazitäten werden uns helfen, unsere Kunden weltweit noch besser zu bedienen – und das auch langfristig", sagt Reinhard Ploss, Vorstandsvorsitzender der Infineon Technologies AG.
Elektromobilität ist wesentliches Wachstumsfeld
Mit dem neuen Werk, das 400 hochqualifizierte Arbeitsplätze schafft, will Infineon vor allem die Elektromobilität beschleunigen. Rund 25 Millionen Elektroautos kann die Fabrik jährlich mit Leistungshalbleitern ausstatten. Elektromobilität werde ein wesentliches Wachstumsmodell sein, so Infineon-Chef Ploss auf der Pressekonferenz am 17. September im Vorfeld der Fabrik-Eröffnung. Rund 40 % seines Umsatzes erwirtschafte Infineon im Automobil-Bereich.
Die Fabrik wurde nach drei Jahren Vorbereitungs- und Bauzeit Anfang August drei Monate früher als zunächst geplant in Betrieb genommen. Die Chips decken in der ersten Ausbaustufe vor allem die Nachfrage der Automobilindustrie, im Bereich von Rechenzentren und der erneuerbaren Energiegewinnung aus Solar- und Windkraft. Der Infineon-Konzern verfügt mit der neuen Fabrik nach eigenen Angaben über ein zusätzliches Umsatzpotenzial von rund zwei Milliarden Euro pro Jahr.
Infineon-Standort Villach, Österreich, mit der neuen Chipfabrik
Infineon
Lieferengpässe bleiben
An der weltweiten Knappheit von Chips und den Lieferengpässen dürfte aber auch die neue Fabrik von Infineon wenig ändern. Erst 2022 rechnet die Branche mit einer Normalisierung. Infineon-Chef Ploss hält es auch für möglich, dass die Knappheit bei den Auftragsfertigern, den sogenannten Foundries, noch bis 2023 anhalten könnte. Alleine in diesem Jahr dürften neuesten Schätzungen nach wegen der fehlenden Chips rund fünf Millionen Autos weniger gebaut werden.