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1998 | Buch

Handbuch Hochtemperatur-Werkstofftechnik

Grundlagen, Werkstoffbeanspruchungen, Hochtemperaturlegierungen

verfasst von: Ralf Bürgel

Verlag: Vieweg+Teubner Verlag

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Grundlagen
Zusammenfassung
Zwischen tiefen und hohen Temperaturen, Kaltverformung und Warmverformung, quasistabilem und veränderlichem Gefüge bestehen keine scharfen Grenzen. Die physikalisch korrekte Feststellung, daß z. B. Kriechverformung nicht auf hohe Temperaturen beschränkt ist, sondern bei allen Werkstoffen und bei allen Temperaturen oberhalb 0 K einsetzt, ist zunächst ungewohnt. Zustände, die sich über lange Zeiten — scheinbar „unendlich“ lange — nicht ändern, bezeichnet man als stabil, obwohl die meisten davon in Wirklichkeit metastabil sind. Gegenüber den stabilen Gleichgewichtszuständen zeichnen sie sich in vielen Fällen durch technisch attraktive Eigenschaften aus, wie beispielsweise die hohe Festigkeit von Martensit in C-Stählen verglichen mit Ferrit + Karbiden, die hohe Streckgrenze eines feinkörnigen Gefüges gegenüber einem Einkristall oder die Festigkeit bei feiner im Gegensatz zu stark vergröberter Teilchendispersion. Entscheidend für die Frage, wie lange sich ein metastabiler Zustand einfrieren läßt, sind die Gesetzmäßigkeiten der Thermodynamik und Kinetik. Für technische Betrachtungen, d.h. überschaubare Lebensdauern von Konstruktionen, ist das Kriechen der Werkstoffe erst oberhalb etwa 0,4 TS relevant, darunter vernachlässigbar. In ähnlicher Weise sind viele Grenz- oder Schwellwerte mehr aus ingenieurmäßig-pragmatischen Gründen eingeführt worden, obwohl sie keine klare Trennung „Effekt findet statt oder findet nicht statt“ markieren. Die Hochtemperatur-Werkstofftechnik behandelt Temperaturbereiche, in denen die Gefüge nicht dauerhaft eingefroren bleiben, sondern sich Vorgänge in der Mikrostruktur mit nennenswerter Geschwindigkeit abspielen.
Ralf Bürgel
2. Gefügestabilität
Zusammenfassung
Aufgrund der mit nicht zu vernachlässigender Geschwindigkeit ablaufenden Diffusionsvorgänge können Gefüge und Verformungszustände bei hohen Temperaturen nicht metastabil eingefroren werden. Die sich in Abhängigkeit von Temperatur und Zeit abspielenden Veränderungen betreffen im wesentlichen die Versetzungsstruktur, das Korngefüge sowie die Ausscheidungen. Tabelle 2.1 stellt die Parameter und Merkmale der Erholung, Rekristallisation und Kornvergröberung zusammen.
Ralf Bürgel
3. Statische Festigkeit und Verformung, Kriechen
Zusammenfassung
Bei einer homologen Temperatur von etwa 0,4 TS vollzieht sich ein fließender Übergang von zeitunabhängiger zu zeitabhängiger Festigkeit und Verformung. Bei Vorgängen unterhalb rund 0,4 TS spricht man von Tieftemperatur- oder Kaltverformung, oberhalb etwa 0,4 TS von Hochtemperatur- oder Warmverformung. Im Gegensatz zu tiefen Temperaturen bleiben die Versetzungen bei hohen Temperaturen nach der Belastung nicht eingefroren, sondern befindet sich ständig in Bewegung.
Ralf Bürgel
4. Zyklische Festigkeit und Verformung, Ermüdung
Zusammenfassung
Unter zyklischer Beanspruchung wird eine zeitliche Änderung der Spannung oder der Temperatur verstanden. Der Begriff Wechselbeanspruchung wird in diesem Zusammenhang vermieden, weil im engeren Sinne nach DIN 50 100 im Wechselbereich die Spannung ihr Vorzeichen während eines Zyklus ändert, was technisch nicht immer der Fall ist. Als Ermüdung wird die werkstoffschädigende Folgeerscheinung der zyklischen Beanspruchung in Form von Rißbildung und langsamem Rißwachstum bezeichnet, unabhängig von der Temperatur. Damit grenzt sich diese Art der Schädigung ab von Kriechrißbildung und -wachstum, welche unter statischer Belastung bei hohen Temperaturen stattfinden.
Ralf Bürgel
5. Hochtemperaturkorrosion
Zusammenfassung
Unter Hochtemperaturkorrosion versteht man alle Formen der Reaktion eines Werkstoffes mit seiner Umgebungsatmosphäre bei erhöhten Temperaturen, bei denen wäßrige Elektrolytmedien nicht vorhanden sind. Hochtemperaturkorrosion steht damit in Abgrenzung zur Naßkorrosion oder wäßrigen Korrosion. Tabelle 5.1 gibt eine Übersicht über die Grundarten der Hochtemperaturkorrosion und deren Erscheinungsformen.
Ralf Bürgel
6. Hochtemperaturlegierungen
Zusammenfassung
Zu den Hochtemperaturwerkstoffen werden alle Materialien gezählt, die oberhalb rund 500 °C dauerhaft für Bauteile eingesetzt werden können und damit langzeitig ausreichende mechanische Eigenschaften und Hochtemperatur-Korrosionsbeständigkeit aufweisen müssen. Dafür kommen metallische und keramische Werkstoffe in Frage sowie intermetallische Phasen, welche eine Stellung zwischen den Metallen und den Keramiken einnehmen.
Ralf Bürgel
7. Hochtemperaturbeschichtungen
Zusammenfassung
Hochtemperaturbeschichtungen werden hauptsächlich eingesetzt, um zwei Funktionen zu erfüllen: a) Korrosionsschutz und b) Wärmedämmung der Bauteile. Während für die erstgenannte Aufgabe metallische Schichten aufgebracht werden, handelt es sich bei Wärmedämmschichten um keramische Überzüge mit geringer Wärmeleitfähigkeit. Gleichzeitig bewirken letztere einen Korrosionsschutzeffekt des Substrates.
Ralf Bürgel
8. Maßnahmen an betriebsbeanspruchten Bauteilen
Zusammenfassung
Die Werkstoffzustandsänderungen nach Tabelle 1.1 können die Gebrauchseigenschaften des Werkstoffes und damit den Gebrauchswert des Bauteils in vielfältiger Weise mindern, und zwar durch:
  • Abnahme der Restlebensdauer;
  • Minderung des tragenden Querschnitts und damit Spannungsanstieg;
  • Verringerung der Korrosionsbeständigkeit;
  • Festigkeitsabnahme, z.B. Anstieg der Kriechgeschwindigkeit, Abnahme der Streckgrenze und Härte, geringere zyklische Festigkeitswerte;
  • Duktilitäts- und Zähigkeitsminderung;
  • Abbau gezielt eingebrachter Druckeigenspannungen;
  • Abweichen von der Maßhaltigkeit.
Ralf Bürgel
Backmatter
Metadaten
Titel
Handbuch Hochtemperatur-Werkstofftechnik
verfasst von
Ralf Bürgel
Copyright-Jahr
1998
Verlag
Vieweg+Teubner Verlag
Electronic ISBN
978-3-322-99904-7
Print ISBN
978-3-322-99905-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-99904-7