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2005 | Buch

Handbuch Mediation und Konfliktmanagement

herausgegeben von: Gerhard Falk, Peter Heintel, Ewald E. Krainz

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

Buchreihe : Schriften zur Gruppen- und Organisationsdynamik

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Über dieses Buch

Mediation ist ein Konfliktregelungsverfahren, das zunehmend und in immer mehr gesellschaftlichen Feldern Anwendung findet. Mediation geschieht jedoch nicht "von alleine", sondern benötigt qualifizierte "Verfahrenshelfer". Wer aber ist als Mediatorin oder Mediator geeignet und welche Kompetenzen sind zu erlernen? Das Handbuch gibt hierzu Antworten zu den Themenbereichen

Konfliktmanagement, Konfliktdynamik und Regelungsprozesse. Mit der Einführung in Lerninhalte, Methoden und das Konzept der reflexiven Qualifizierung bieten die AutorInnen Ideen, Anregungen und Erfahrungswerte zur Entwicklung eines Qualifikationsprofils für Mediatorinnen und Mediatoren.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Vorwort

Vorwort
Zusammenfassung
In allen Rechts- und Verwaltungsbereichen haben sich sowohl die Anzahl wie auch die Dauer rechtlicher Verfahren so erhöht, dass — wenn man nicht von einer Krise des Rechtssystems reden möchte — daraus eine zumindest zeitweilige Überlastung desselben resultiert. Normenflut, Novellierungskarussell, Prozesslawine, Aktenberg, Endlos-verfahren — sind diese Überlastung charakterisierende Wörter. Nach einer „alternative dispute resolution“zu suchen hat also zum einen systemimmanente Gründe. Zum anderen gibt es genügend Motive der von Konflikten Betroffenen, sich erweitertere Möglichkeiten der Konfliktregelung zu wünschen als rein rechtliche, die schwer kalkulierbare Risiken und nicht zuletzt auch explodierende Kosten bergen. Es ist gut-als ultima ratio-ein sicheres Rechtssystem zu haben, noch besser aber ist es, aus einer Palette von Verfahren wählen zu können.
Ewald E. Krainz, Peter Heintel, Gerhard Falk

Grundsätzliche Überlegungen zu Mediation und Konfliktmanagement

Frontmatter
Widerspruchsfelder, Systemlogiken und Grenzdialektiken als Ursprung notwendiger Konflikte
Zusammenfassung
Trotz aller vordergründigen emotionellen Abwehr und negativen Besetzung von Konflikten wissen wir aus Analyse und aus distanzierter Betrachtung, dass sie nicht nur notwendig sind, sondern bei adäquater „Behandlung“ sogar Sinn machen. Wenn es gelingt, die unmittelbar gängigen Reaktionsmuster zu durchbrechen, den Konflikt selbst in Ursache, Herkunft und Erscheinungsformen zum Gegenstand von Analysen, Reflexionen und Lösungsverfahren zu machen, wird dieser Sinn evident. Mediation, die in erster Linie auf die Lösungen Kompromiss und vor allem Konsens („Win-win-Situation“) setzt, muss von vornherein Sinn und Notwendigkeit von Konflikten anerkennen. Im Weiteren soll versucht werden, jenen vier Widerspruchsfeldern nachzugehen, die Ursache für zahlreiche Konflikte sind; es wird zusätzlich die Behauptung begründet, dass diese Widersprüche nicht aufgelöst, abgeschafft werden können, damit ständiger Nährboden für Konflikte bleiben. Für Mediationsverfahren soll diese Darstellung einer Orientierung dienen, eine „Verortung“ von Konfliktursachen leichter machen.
Peter Heintel
Die Morphologie der sozialen Welt. Ihre Bedeutung für die Entstehung und Bearbeitung von Konflikten
Zusammenfassung
Die ununterbrochen, tagtäglich und überall stattfindenden Konflikte sind derartig vielfältig, dass man vor einer schier unübersehbaren Fülle steht. Sowohl für eine „absichtslose“ distanzierte Betrachtung, vor allem aber wenn man sich daran machen will, Konflikte zu bearbeiten, zu lösen oder an ihrer Lösung mitzuwirken, erscheint es zweckmäßig, in dieser Fülle von Phänomenen eine Struktur und Ordnung zu suchen. Im vorliegenden Beitrag wird ein Ordnungsversuch vorgeschlagen, der mit der Komplexität der sozialen Welt arbeitet. Konflikte finden ja immer zwischen Personen oder Gruppierungen statt (sieht man einmal davon ab, dass bei Ambivalenz- und Entscheidungskonflikten der Konflikt in einer Person liegt, dazu weiter unten). Die Konflikte lassen sich dabei danach unterscheiden, wie viele Personen bzw. Parteien involviert sind. Quantitative und qualitative Überlegungen führen dann zu einer Ordnung, welche vom Individuum ausgehend die Morphologie der sozialen Welt, d.h. ihre Formen, Gebilde, Gestalten, Strukturen, Subsysteme, auf einer Stufenleiter zunehmender Komplexität darstellt.
Ewald E. Krainz
Mediation und Sachlogik
Zusammenfassung
Am Beginn von Konflikten steht meist ein Widerspruch. Wenn dies nicht der Fall ist, werden Konflikte höchstens unter der Oberfläche indirekt abgehandelt oder verdrängt und kommen den Beteiligten nicht zum Bewusstsein. Man kann die Frage stellen, ob es Widersprüche nur zwischen Menschen oder Menschengruppen gibt. Der Ausdruck „Widerspruch“ legt dies nahe. Gibt es Widersprüche auch in der Natur? Von der Wortbedeutung her offenbar nicht, denn hier spricht niemand und niemand wider. Auch der Ausdruck „Gegensätze“ scheint hier nicht zuzutreffen, denn auch hier ist von einem Satz die Rede und von einem, der entgegengesetzt ist. Deutlicher als im Deutschen wird der Ausdruck im griechischen „Aporie“. Es bedeutet so etwas Ähnliches wie „kein Weg“ oder „Ausweglosigkeit“. Aber auch das ist sozusagen anthropomorph gedacht, der Mensch geht einen Weg und er weiß keinen Ausweg, weil er sich zwischen zwei Gegensätzen bewegt, die offenbar beide ihre Berechtigung haben.
Gerhard Schwarz
Konflikte und Konfliktbegriffe
Zusammenfassung
In den Schriften des Philosophen Hegel findet sich der bemerkenswerte Satz, der besagt, dass das, was bekannt ist, darum noch nicht erkannt ist. Und tatsächlich ereignet sich um uns ständig mehr, als wir unmittelbar aufnehmen und verarbeiten, worüber wir uns in der Folge eingehend Gedanken machen und daraus resultierend Schlüsse ziehen, die die sachlichen und menschlich-sozialen Aspekte ausreichend berücksichtigen. Das Vordergründige ist schnell zur Hand, das Hintergründige verborgen und dem unmittel-baren Zugriff und der Einsicht entzogen. Unsere Fähigkeit der Wahrnehmung ist begrenzt, ebenso diejenige, unsere Wahrnehmungen ausreichend zu reflektieren und dabei auch die Einstellungen und das daraus resultierende Verhalten und Handeln eingehend zu hinterfragen.
Rudolf-Christian Hanschitz
Demokratietheoretische Aspekte der Mediation
Zusammenfassung
Eines der grundlegenden Prinzipien der Mediation ist das der Eigenverantwortlichkeit der Menschen für die Regelung oder Lösung von Auseinandersetzungen und Konflikten, die ihr Zusammenleben betreffen. Insofern liegt die Frage nahe, wie es denn um die eigene Verantwortung für die Fragen und Konflikte bestellt ist, die das Gemeinwesen, also das Zusammenleben in Gesellschaft betreffen. Man kann gegen diese Frage einwenden, dass die Regelung solcher Konflikte durch das etablierte Institutionengefüge des Rechtswesens und der Politik erfolgt, welch Letztere die Ausgestaltung des Rechts bestimmt. Für die eigenverantwortliche Regelung gesellschaftlich relevanter Konflikte durch Mediation scheint dabei allenfalls am Rande ein Platz zu sein. Es ist freilich nicht zu übersehen, dass die aktuellen Herausforderungen der Politik z.B. durch die Globalisierung einerseits und das Entstehen einer „Wissensgesellschaft“(so Willke 1997) andererseits eine „fortgesetzte Demokratisierung der Herrschaft über die eigenen Lebensverhältnisse“(Gohl 2001: 5) nicht nur erzwingen, sondern auch ermöglichen, so dass in der Tat eine neue Balance zwischen repräsentativer Machtausübung und partizipativer Problemlösung gefunden werden muss. In der Betrachtung der Mediation als Form der Partizipation an gesellschaftlich relevanten Entscheidungsprozessen lassen sich die demokratietheoretischen Aspekte der Mediation erschließen.
Horst Zillessen
Macht — Gesetz — Konsens
Zusammenfassung
Ganz ohne Zweifel: die Menschheit hat eine enorme zivilisatorische und technische Entwicklung hinter sich. Gleichzeitig haben wir Strategien und Waffen erfunden, die es uns möglich machen, uns selbst zu zerstören. Die Wahrscheinlichkeit einer Selbstzerstörung halten viele Friedensforscher für größer als die Chance zu überleben. Die Art und Weise, wie wir mit Konflikten umgehen, hat mit unserer zivilisatorischen und technischen Entwicklung nicht Schritt gehalten. Wir befinden uns insoweit nach wie vor in der Steinzeit.
Hans-Georg Mähler
Die Stellung der Mediation im Rechtssystem
Zusammenfassung
Von der klassischen Definition einer Mediation her ist diese ein freiwilliges Verfahren von Parteien mit Eigenautonomie zur Erzielung einer rechtswirksamen Vereinbarung. Hierbei wird das Verfahren geleitet von einem neutralen und objektiven Dritten, dem/der Mediator/in. Für unseren Beitrag folgen wir dieser klassischen Definition. Wir wollen uns mit der Frage beschäftigen, welche Erfordernisse erfüllt sein müssen, um das Ziel einer rechtswirksamen Vereinbarung erreichen zu können. Für die Rechtswirksamkeit einer Vereinbarung — der wirksamen Geltung innerhalb eines Rechtssystems — ist es erforderlich, dass erstens das Rechtssystem die Möglichkeit einräumt, auf diesem Weg eine Vereinbarung zu schließen und dass diese dann zweitens von der Rechtsordnung gedeckt ist. Bei einer solchen Vereinbarung handelt es sich um einen Vertrag, den die Medianden miteinander schließen, um die streitige Angelegenheit zu regeln. Im Rahmen des strukturierten Mediationsverfahrens erarbeiten die Medianden selbst die Lösungen, die dann festgeschrieben werden. Damit werden sie rechtsschöpfend tätig, da sie für sich ein eigenes Regelwerk — den Abschlussvertrag — erstellen. Vergleicht man ein Rechtssystem mit einem großen Haus, in dem viele Parteien wohnen und in dem man normalerweise einen bestimmten Raum innerhalb einer Wohnung zugewiesen erhält, so stellt sich zunächst die Frage, ob Parteien auch berechtigt sind, sich zu mehreren selbst eine eigene Wohnung zu nehmen, die sie bewohnen. Anders gesagt, ob sie innerhalb dieses Systems die Möglichkeit haben, derartige Verträge zu schließen.
Iris Berger, Robert Ukowitz
Rechtsgrundlagen der Mediation
Zusammenfassung
Im vorherigen Beitrag wurde die „Stellung der Mediation im Rechtssystem“ beleuchtet und diesbezügliche Aus- und Einblicke auch nach Deutschland sowie in die Schweiz gegeben. Es erhebt sich nun die Frage, inwieweit die Mediation an sich, also das Verfahren und jene Rollen und Funktionen, die aus ihm hervorgehen, rechtlich erfassbar sind.
Gerhard Falk, Martina Pruckner

Mediation und Konfliktmanagement in der Praxis

Frontmatter
Mediation im System Familie
Zusammenfassung
Ehe und Familie unterliegen seit Jahrzehnten einem dramatischen gesellschaftlichen Wandel. Die „riskanten Freiheiten“ (Beck & Beck-Gernsheim 1994), die die Gesellschaft heute in Gestalt von zunehmender Pluralisierung und Individualisierung bietet, haben insbesondere auch Ehe und Familie mit vielfältigen Folgen erfasst. Während vor drei Jahrzehnten lediglich jede fünfte Ehe geschieden wurde, kommen heute in den westlichen Industrienationen auf zehn jährlich neu geschlossene Ehen vier geschiedene, in Großstädten noch deutlich mehr. Aber nicht nur die Scheidungsrate ist ein Indikator für den familiären Wandel, sondern vor allem die Zunahme unterschiedlichster Formen des Zusammenlebens von leiblichen und nichtleiblichen Eltern und Kindern: Nur noch ein Bruchteil der heute geborenen Kinder und Jugendlichen wächst gemeinsam mit beiden leiblichen Eltern auf. An die Stelle der Kernfamilie treten mehr und mehr Scheidungsfamilien, allein erziehende Familien, Zweit- und Stieffamilien, Adoptiv-, Pflege- und Inseminationsfamilien. Zusätzlich erhöht wird diese Vielfalt durch Bi-Konfessionalität (christlich, jüdisch, moslemisch, buddhistisch), Bi-Nationalität, Bi-Lingualität, bi-kulturellen Hintergrund, gleichgeschlechtliche Elternpaare oder Eltern mit einem behinderten Erwachsenen oder behinderten Kindern (Diez, Krabbe & Thomsen 2002: 23). Beck-Gernsheim (1994) sieht die Gesellschaft deshalb schon auf dem Weg zur „post-familialen Familie“. Da außerdem „Eltern und Kinder“eine drastisch erweiterte Spanne über fünf bis sechs Jahfzehnte gemeinsamer Lebenszeit haben, die sie an verschiedenen Orten verleben, spricht Bertram (2000) von „multilokalen Mehrgenerationsfamilien“; gleichzeitig veränderte sich das Verhältnis zwischen Kindern und Eltern grundlegend: „Kinder sind heute nicht mehr Nachfolger, sondern Lebenspartner“ (Bertram 2000: 34).
Reiner H. E. Bastine, Lis Ripke
Die Problematik des Anfangs Widersprüche in der Scheidungsmediation
Zusammenfassung
Jenen Berufsangehörigen, die bereits in Beratungszusammenhängen arbeiten, mag ein bewusster Umgang mit dem Anfang einer Mediation überflüssig erscheinen: Die erste Arbeitssitzung ist vereinbart, es gilt, sich mehr oder weniger auf das Kommende einzustellen, die MediandInnen, die (hoffentlich) bald eine gemeinsam erarbeitete Lösung ihres Konflikts gefunden haben werden, betreten den Mediationsraum und werden in ihrem Prozess von den MediatorInnen begleitet. Soweit so einfach.
Tina Rabl, Harald Goldmann
Mediation und Konfliktbewältigung in der Schule
Zusammenfassung
Das Feld Schule stellt für Mediatoren1 eine spannende Herausforderung dar. Längst geht Schulmediation über Peer-Mediation, Konfliktvermittlung durch Gleichaltrige, hinaus. Die Begleitung von Schulentwicklungsprozessen auf dem Weg zu friedlicheren Konfliktkulturen hat zunehmend an Bedeutung gewonnen. Daraus ergeben sich für Schulmediatoren abwechslungsreiche Maßnahmen und anspruchsvolle Aufgaben. Gleichzeitig werden die Mediatoren mit schwierigen Rahmenbedingungen konfrontiert. Im System Schule sind Zeit und Geld äußerst knappe Güter. Dieser Umstand erschwert die Arbeitsprozesse und erfordert neue kreative Konzepte und einen langen Atem.
Katharina Griese
Wirtschaftsmediation bei Unternehmens-Neustrukturierung
Zusammenfassung
Stellen Sie sich einen Familienbetrieb knapp am Wechsel in die dritte Generation vor; rund 90 Angestellte, etwa 50 Millionen Euro Jahresumsatz, keinen Cent Schulden. Dennoch befindet sich dieses Unternehmen in höchster Gefahr: Seit fast zwei Jahren kann keine tragende Entscheidung mehr getroffen, keine neue Maschine mehr gekauft werden, ja nicht einmal die Bilanz des vorletzten Jahres kann fertig gestellt werden. Selbst das allernötigste Tagesgeschäft gelingt nur über lange Umwege, die Angestellten sind äußerst verunsichert, Spitzenkräfte wandern langsam ab, die bisher trotz allem hervorragende Auftragslage entwickelt sich stark rückläufig. Unmöglich meinen Sie? Frei erfunden, ja irrational? Nichts aber ist unmöglich, wenn Menschen agieren. Das folgende Praxisbeispiel aus der Wirtschaftsmediation hat sich tatsächlich ereignet und ist mit einer derartigen Ausgangslage auch kein Einzelfall.
Gerhard Falk
Wirtschaftsmediation als Konfliktprävention
Zusammenfassung
Mediation wirkt nicht (nur) durch die Methode, sondern vor allem auch durch die Haltung der Mediatorin4. John Gromala bringt uns seinen Zugang anhand von zwei konkreten Arbeitsweisen nahe, die er seit Jahren erfolgreich in Kalifornien zur Konfliktprävention anwendet.
John Gromala, Ingrid Flaig, Robert Ukowitz
Mediation in Nonprofit-Organisationen
Zusammenfassung
NPOs nennt man all jene privaten, nicht gewinnorientierten Organisationen, die weder dem Markt noch dem Staat zugerechnet werden und die damit eine eigene, von beiden abweichende dritte institutionelle Form — den so genannten dritten Sektor — bilden.
Ruth Simsa, Ewald E. Krainz
Mediation im öffentlichen Bereich
Zusammenfassung
Der Beitrag gibt einen Einblick in ein Mediationsfeld, das sich in vielerlei Hinsicht von der Mediation in anderen Bereichen unterscheidet. Mediation im öffentlichen Bereich findet in der Regel mit zahlreichen Konfliktparteien statt, die häufig als Vertreter von Interessengruppen Entscheidungen vorbereiten, welche dann von politischen Gremien oder Behörden getroffen werden. Die Mediation in diesem Feld strebt die Regelung von Konflikten im öffentlichen Raum an, d.h. Politik und Verwaltung spielen ebenso eine Rolle wie die breitere und nicht direkt am Verfahren beteiligte Öffentlichkeit. Damit stellen sich an Mediatorinnen und Mediatoren im öffentlichen Bereich ganz andere Anforderungen als beispielsweise in der Familienmediation oder der Wirtschaftsmediation. Neben einem Einblick in die Besonderheiten dieses Mediationsfeldes stellen wir neue empirische Ergebnisse über bisherige Erfahrungen mit Mediation im öffentlichen Bereich in Deutschland vor. Eine solche empirische Grundlage ist neu, weil bisher Fallstudien und Einzelmeinungen die Mediationsliteratur prägen. Zahlreiche Ergebnisse sind nach unserer Auffassung auf Österreich und die Schweiz übertragbar.
Markus Troja, Dirk Meuer
PR & Mediation
Abstract
Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Public Relations (PR) und Mediation. In Kapitel 1 (PR – was ist das?) wird das Grundverständnis von moderner Öffentlichkeitsarbeit dargelegt. Kapitel 2 formuliert drei Kernthesen zum theoretischen und praktischen Naheverhältnis der beiden Disziplinen. Abschnitt 3 zeigt, wie PR in und für Mediationsprojekte funktionieren kann. Im letzten Kapitel (Eigen-PR für Mediation und MediatorInnen) wird der Frage nachgegangen, wie PR für „Mediation als Verfahren“ und für „Mediatoren als Konfliktmanager“ erfolgreich gestaltet werden kann.
Peter Hörschinger, Karl Nessmann

Lerninhalte und das Konzept der reflexiven Qualifizierung

Frontmatter
Einführung in Mediation
Zusammenfassung
Die folgend beschriebene EGM-Lehrveranstaltung mit dem Titel: „Einführung in Mediation“ hat Mediation insbesondere an ihrem Ursprungsort, nämlich im Kontext von Konflikten zwischen zwei Personen zum Thema, wenngleich viele Mediatoren1 auch Regelungsprozesse innerhalb von und zwischen komplexeren sozialen Einheiten als ihr Arbeitsfeld betrachten. Hier gelten zwar die unten ausgeführten Grundlagen ebenfalls, es kommen jedoch noch wesentliche zusätzliche Elemente und Dimensionen hinzu, die sowohl in der Praxis als auch in Aus- und Weiterbildung besonders bedacht werden müssen. (Näheres darüber aber in vielen anderen Kapiteln dieses Handbuches)
Stephan Breidenbach, Gerhard Falk
Diagnose-Instrumente für Konflikte
Zusammenfassung
Konflikte haben es an sich, dass man sie möglichst rasch los haben will. „Sagen Sie mir die Lösung, über die Probleme können wir später reden“, so eine alte Beraterklage über ungeduldige Klienten. Tatsächlich ist der Drang zu raschen Lösungen oft so stark, dass für die Diagnose gar keine Zeit bleibt, ja bleiben soll. Denn wer sich auf eine Diagnose einlässt, nimmt einiges in Kauf: Sie kostet Zeit, in der der Konflikt nicht nur nicht gelöst, sondern immer deutlicher wird — und damit möglicherweise auch mein Anteil daran; es braucht Mut, sich an die Konfliktdurchleuchtung zu wagen; man kann das Ende nicht vorhersagen. Der Vorteil einer guten Diagnose allerdings ist, dass man alle Chancen hat, den richtigen Konflikt dauerhaft zu lösen.
Bernhard Pesendorfer
Die Bedeutung der Moderationstechnik für Mediation und Konfliktmanagement
Zusammenfassung
Für mit dem Metier nicht Vertraute sind Moderationen das, was wir aus Rundfunk- und TV-Sendungen kennen, etwa bei der Diskussionsleitung mehr oder minder seriöser Talkshows oder bei der Präsentation von Nachrichtensendungen etc. Hier ist jedoch in einem viel weiteren Sinn von Moderation die Rede. Moderationstechnik gehört mittlerweile zum Handwerkszeug aller Berufe, in denen man Diskussionsprozesse so zu beeinflussen versucht, dass in irgendeiner Form wünschenswerte Ergebnisse erzielt werden. Dies betrifft ein weites Feld von Anwendungslagen, weshalb die Moderationstechnik zu einer relativ unspezifischen Allround-Qualifikation geworden ist. Im Feld trifft man als Praktiker daher immer wieder auf Anbieter, die Moderation als Dienstleistung verkaufen, wie auch auf potentielle Auftraggeber, die diese Dienstleistung nachfragen.
Ewald E. Krainz, Ruth Simsa
Fragen und Zuhören
Zusammenfassung
Wenn man von „Fragen und Zuhören“ redet, kommt man schnell auf das Thema „Verstehen“. Denn alle Techniken, die das Fragen erleichtern und das Zuhören ermöglichen sollen, scheinen darauf abzuzielen, dass der/die Mediatorin oder der/die KonfliktmanagerIn die Konfliktparteien besser „versteht“. Dieses Verstehen sei erforderlich, um im Vermittlungsprozess zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Interventionen setzen zu können. Mediation soll die Konfliktparteien richtig verstehen, um die richtigen Interventionen setzen zu können-das ist landläufig der Anspruch, den Mediatorinnen an sich selber stellen. Und dieser hohe Anspruch begegnete uns bei den meisten Studierenden innerhalb des EGM.
Martin Carmann, Martina Schulte-Derne
Sprache und Mediation oder: „Beim Reden kommen die Leut’ z’sam“
Zusammenfassung
Gibt es eine Sprache der Mediation? Nach welchen Sprachformen verlangen Prinzipien wie „Neutralität“, „Gerechtigkeit“, „Transparenz“ etc.? Welche Sprachmuster gehören zu Konflikten, zum Streit? In welche Worte werden Kompromisse gekleidet? Welche Formulierungen prägen Konsense?
Larissa Krainer
Erfahrungslernen in Laboratoriumssettings: Trainingsgruppe und Organisationslaboratorium
Zusammenfassung
Die Art und Weise, wie wir mit Gruppen und Organisationen umgehen, leitet sich von alltäglichen Lernerfabrangen her. Wenn es zu keinen außergewöhnlichen emotionalen Verwicklungen negativer oder positiver Art kommt, verlaufen diese Lernerfahrungen unbeachtet, und man weiß dann oft gar nicht, warum man diese oder jene Verhaltensbereitschaft entwickelt hat.
Ewald E. Krainz
Intragruppenkonflikte
Zusammenfassung
Konflikte innerhalb von Gruppen. Wer hat sie nicht schon leidvoll erfahren müssen. Sei es als Beteiligte/r oder auch als professionell Betroffene/r, mit der Aufgabe, sie zu „lösen“ und die „aufgewühlte“ Gruppe wieder arbeitsfähig zu machen.
Martina Schulte-Derne, Michael Schulte-Derne
Geben und Nehmen im Verhalten zwischen Gruppe und Organisation
Zusammenfassung
Geben und Nehmen. In Zeiten von Individualisierung, Konsumhedonismus und Neokolonialismus nicht gerade ein Modewort. Trotzdem oder gerade deshalb möchten wir in diesem Beitrag auf die Bedeutung dieses fundamentalen Prinzips im Verhalten zwischen Menschen und Systemen hinweisen: im weiteren Sinn zuerst im Hinblick auf menschliche Reifeprozesse überhaupt; im engeren Sinn dann im Rahmen jener Stadien, die Gruppen auf ihrem Weg zu Organisation durchlaufen. Dem professionellen Berater von Gruppen und Organisationen soll ein Blickwinkel zur Verfügung gestellt werden, der ihm die grundlegenden Herausforderungen in der Arbeit mit Gruppen in organisationalen Zusammenhängen besser erschließt. Den dahinter wirkenden Menschen kann sich ein Referenzrahmen für funktionierende Reife- und Kooperationsprozesse ergeben.
Bernhard Pesendorfer, Claudius Fischli
Lehren, Lernen und Prüfen von sozialer Kompetenz für Mediation und Konfliktmanagement
Zusammenfassung
Bei jeder Konzeption eines Universitäts-Lehrganges für Postgraduierte gibt es einige Grundentscheidungen, die zu treffen sind. Zunächst ist inhaltlich zu bestimmen, welche Qualifikationen, Kenntnisse, Haltungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickelt werden sollen und an welchen Personenkreis dabei als Lernende zu denken ist. Für die Vermittlung, Entwicklung, Schärfung und Verbesserung dieser Qualifikationen sind ge-eignete Lernsettings zur Verfügung zu stellen und es ist festzulegen, welche Lehrenden dafür in Frage kommen. Schließlich ist der Erfolg der Bemühungen zu evaluieren, wobei diese Evaluation mehreren Zwecken dient.
  • Für die Lernenden sollte deutlich werden können, ob sie etwas gelernt haben und woran sie das erkennen können, und
  • für die Lehrenden und den Veranstalter liefern Evaluationen — je nach Art und Zeitpunkt — relevante Informationen zur Steuerung und gegebenenfalls Kurskorrektur.
  • Im Prinzip könnte man es dabei bewenden lassen, bestünde nicht aus institutionellen Gründen die Notwendigkeit zu einer formellen Abschlussprüfung, deren Bestehen Voraussetzung für die Aushändigung des Abschlusszertifikats ist.
Ewald E. Krainz
Die individuelle Konfliktgeschichte — ein grundlegender Bestandteil in der Ausbildung zur Mediation
Zusammenfassung
In diesem Modul wollten wir die Möglichkeit schaffen, sich seiner eigenen Konfliktgeschichte in einer nachdenkenden, nachspürenden und analysierenden Weise annähern zu können. Ziel ist es, ein tieferes und reflektierteres Verständnis der eigenen Konflikte und des eigenen Konfliktverhaltens zu erreichen — dies in klarer und eindeutiger Abgrenzung zu sehr nahe liegenden, aber gänzlich anders fokussierten, therapeutischen Aufarbeitungs- und Bewältigungsangeboten.
Veronika Dalheimer, Georg Fodor
Hilflosigkeit — Nichtwissen — Verwirrung Qualitätsmerkmale von Reflexion im Rahmen des EGM
Zusammenfassung
Es ist unzweifelhaft, dass das Qualitätsniveau von Aus- und Weiterbildungen im Allgemeinen sowie Mediationsausbildungen im Besonderen entscheidend von
  • der theoretischen Fundierung des Ausbildungsgegenstandes,
  • der theoretischen Fundierung des Ausbildungskonzeptes,
  • der Professionalität der TrainerInnen
geprägt wird.
Mario Patera
Auf dem Weg zur sozialen Kompetenz: Lernerfahrungen bewusst machen, einordnen, verfügbar machen
Zusammenfassung
Die „Reflexionsgruppen“ im Universitätslehrgang „The European General Mediator“ bieten den Teilnehmern jeweils zu Ende eines jeden Semesters Gelegenheit im Rahmen einer zweitägigen Lehrveranstaltung in Kleingruppen zu acht bis zehn Personen ihre Erfahrungen des abgelaufenen Semesters zu reflektieren. In diesem Beitrag werden Ziele, Methoden und Erfahrungen beschrieben und diskutiert.
Georg Gombos
Erfahrungslernen — Lernerfahrungen
Zusammenfassung
Als Teilnehmerinnen des ersten EGM-Lehrganges haben wir je einen Kurzbericht zu ausgewählten Lernerfahrungen verfasst. Zwei von uns, Veronika Hagleitner-Klocker und Elisabeth Bannister-Etter, haben eine juristische Grundausbildung und vor Beginn des EGM-Lehrganges bereits eine Ausbildung in Familienmediation absolviert. Wir praktizieren im Bereich der Familien- und Erbrechtsmediation und Veronika Hagleitner-Klocker ist zudem seit einigen Monaten in einer Europäischen Wirtschaftlichen Interessenvereinigung mit Südtiroler, Tiroler und Vorarlberger Rechtsanwälten im Bereich der Wirtschaftsmediation tätig. Henriette Mark kommt aus der Wirtschaft. Sie hatte vor dem Lehrgang noch keine Mediationsausbildung absolviert, sich aber über Jahre hinweg praktisch und theoretisch mit Konfliktmanagement und Gruppendynamik (Schwarz/Heintel/Krainz/Lackner/Stegmüller/Pesendorfer) befasst. Ihre Erfahrung mit juristischen Auseinandersetzungen beschränkte sich schwerpunktmäßig auf arbeits-rechtliche, betriebsverfassungsrechtliche und tarifrechtliche Zusammenhänge.
Veronika Hagleitner-Klocker, Elisabeth Bannister-Etter, Henriette Mark
Backmatter
Metadaten
Titel
Handbuch Mediation und Konfliktmanagement
herausgegeben von
Gerhard Falk
Peter Heintel
Ewald E. Krainz
Copyright-Jahr
2005
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-322-80955-1
Print ISBN
978-3-322-80956-8
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-80955-1