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2017 | Buch

Handbuch Soziale Medien

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Über dieses Buch

Soziale Medien erleichtern es Menschen, Informationen aller Art zu teilen und soziale Beziehungen zu pflegen. Sie sind in den letzten Jahren zu einem wesentlichen Bestandteil der digitalen Kommunikation geworden und verändern die Strukturen gesellschaftlicher Öffentlichkeit, aber auch den alltäglichen Austausch über privat-persönliche Themen. Ihre kommunikative Architektur nährt Hoffnungen auf verbesserte gesellschaftliche Partizipation genauso wie Befürchtungen, immer mehr Bereiche des Lebens würden kommerzialisiert und überwacht. Das Handbuch bereitet den aktuellen Forschungs- und Diskussionsstand zu Nutzung, gesellschaftlicher Einbettung und Folgen der sozialen Medien aus der Kommunikationswissenschaft und den angrenzenden Sozialwissenschaften auf.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Grundlagen sozialer Medien

Frontmatter
Entwicklung und Verbreitung sozialer Medien
Zusammenfassung
Der Beitrag legt die Entwicklung und Verbreitung sozialer Medien dar. Hierzu beleuchtet er zunächst die Frage, wie der Begriff der sozialen Medien entstanden ist und was darunter definitorisch zu fassen ist. Daran anschließend wird ein Vorschlag zur Differenzierung verschiedener Gattungen von sozialen Medien vorgestellt. Dieser unterscheidet zwischen Plattformen, Personal Publishing, Instant Messaging und Wikis. Abschließend gibt der Beitrag einen Überblick über die Verbreitung und Nutzung von sozialen Medien.
Monika Taddicken, Jan-Hinrik Schmidt
Soziale Medien: Funktionen, Praktiken, Formationen
Zusammenfassung
Der Beitrag stellt eine Reihe grundlegender Kategorien und Klassifikationen vor, um die Gestalt und den Gebrauch sozialer Medien aus einer sozialwissenschaftlichen Perspektive zu beschreiben. Dazu gehören erstens die grundlegenden Funktionen, die sich über die verschiedenen Gattungen der sozialen Medien hinweg identifizieren lassen. Zweitens werden zentrale Praktiken angesprochen, die das Wechselspiel von individuellem Handeln und rahmenden Strukturen zu erfassen helfen. Drittens werden unterschiedliche Typen von sozialen Formationen vorgestellt, die in den und mithilfe von sozialen Medien entstehen oder sichtbar gemacht werden können.
Jan-Hinrik Schmidt, Monika Taddicken

Einsatzbereiche und Anwendungsfelder sozialer Medien

Frontmatter
Selbstpräsentation und Beziehungsmanagement in sozialen Medien
Zusammenfassung
Im Beitrag wird beschrieben, wie soziale Medien Einfluss auf das Alltagsleben der NutzerInnen nehmen. Aufgeführt werden empirische Erkenntnisse zu Motiven der Nutzung, Nutzungsformen sowie Wirkungen der Nutzung. Dabei werden besonders Selbstoffenbarungsprozesse und Impression Management sowie Beziehungsmanagement fokussiert. Beispielhaft werden einige Erkenntnisse zu positiven Folgen der Nutzung sozialer Medien für Impression- und Beziehungsmanagement aufgeführt (Onlineunterstützung in Krisen; Aufbau von Sozialkapital), aber auch negative Folgen thematisiert (Risiken wie Cybermobbing oder sozialer Vergleich). Zusätzlich wird darauf eingegangen, inwieweit Persuasionsprozesse feststellbar sind, die sich von den Persuasionswirkungen klassischer Medien unterscheiden.
Nicole C. Krämer, Sabrina C. Eimler, German Neubaum
Identitätsbildung in sozialen Medien
Zusammenfassung
Die Darstellung der eigenen Identität stellt eine Grundvoraussetzung der Nutzung sozialer Medien dar und wird dennoch sehr widersprüchlich diskutiert, beispielsweise, wenn in Massenmedien die „Selbstdarstellungskultur“ als bedenklicher gesellschaftlicher Trend dargestellt wird. Dieser Beitrag zeigt auf, wie Identitätskonstruktion als zentrale Entwicklungsaufgabe des Menschen zunehmend auch innerhalb sozialer Medien stattfindet und welche besonderen Ausdrucksformen dabei auftreten können. Online- und Offline-Identitäten ergänzen sich gegenseitig und bringen jeweils spezifische Chancen, aber auch Risiken mit sich, die im Rahmen dieses Beitrags diskutiert werden.
Bernadette Kneidinger-Müller
Soziale Medien in der politischen Kommunikation
Zusammenfassung
Soziale Medien prägen zunehmend die Kommunikationspraxis von politischen Akteuren und Bürgern. Beispiele wie der „Arabische Frühling“ oder die äußerst erfolgreichen Wahlkampagnen Barack Obamas in den USA haben dabei euphorische Bewertungen dieser Technologien befördert, die sich bei genauerer Analyse jedoch meist nicht pauschal bestätigen lassen. Vielmehr zeigt die Forschung, dass sich bestehende politische Strukturen weit langsamer verändern als erhofft, auch wenn in sozialen Medien durchaus demokratisierende Potenziale angelegt sind.
Martin Emmer
Soziale Medien und Journalismus
Zusammenfassung
Zwischen sozialen Medien und Journalismus besteht ein vielschichtiges Beziehungsgeflecht. Studien befassen sich mit der Frage, wie die zahlreichen Komplementärbeziehungen (Recherche, Publikumsresonanz und -beobachtung, Thematisierung) und Möglichkeiten der Integration sozialer Medien in den Journalismus (Publizieren, Werbung, Publikums- und Quellenbeteiligung) genutzt werden, wie sie sich auswirken und wie sich ihr Gebrauch verbessern ließe. Konkurrenzbeziehungen werden über die Publikums- und Anbietersicht sowie über inhaltsanalytische Qualitätsvergleiche untersucht. Gegenwärtig ist davon auszugehen, dass keine nennenswerte Konkurrenz zwischen Amateur- und Profijournalisten herrscht.
Christoph Neuberger
Soziale Medien in der externen Organisationskommunikation
Zusammenfassung
Die Kommunikation von Organisationen in sozialen Medien ist weit verbreitet, oft fehlt aber noch eine systematische Anbindung an die Organisationsziele. Zugleich ist eine Orientierung an den Bedürfnissen und Interessen der Stakeholder eine besondere Herausforderung für die Kommunikationsstrategie in sozialen Medien. Hinzu kommen der stete Wandel und die starke Heterogenität der einzelnen Social-Media-Kanäle. Dabei sind aus Organisationssicht die enge Kooperation von Marketing und Kommunikation sowie eine Anpassung interner Prozesse und die laufende (Nach-)Qualifikation von Mitarbeitern notwendig.
Thomas Pleil, Matthias Bastian
Soziale Medien in der internen Organisationskommunikation
Zusammenfassung
Aufgrund des großen Erfolges von sozialen Medien im privaten Umfeld beschäftigen sich auch Organisationen zunehmend mit dem Potenzial der Enterprise Social Software (ESS). Im Organisationskontext können Werkzeuge wie Weblogs und Wikis dazu beitragen, dass die Kommunikation transparenter und schneller, die Zusammenarbeit effizienter und die Unternehmenskultur partizipativer wird. Gleichzeitig bringt die ESS Herausforderungen mit sich, die ihrem nutzbringenden Einsatz entgegenstehen können. Diese Effekte sind bedingt durch die besonderen Eigenschaften von ESS, mit denen sich Mitarbeiter auf allen Unternehmensebenen und Funktionen konfrontiert sehen. Der Beitrag fasst verschiedene Studien zum Einsatz der ESS in Organisationen zusammen und erläutert aus der Perspektive der Wirtschaftsinformatik insbesondere Randbedingungen für die Einführung sowie Ansätze zur Erfolgsmessung.
Christian Herzog, Alexander Richter
Soziale Medien in der Wissenschaft
Zusammenfassung
Soziale Medien fassen auch in der Wissenschaft Fuß, denn sie sind für die Kommunikation von Wissenschaftlern untereinander und mit der Öffentlichkeit zumindest teilweise funktional. Dieser Beitrag systematisiert den aktuellen Einsatz sozialer Medien in der Wissenschaft heute, wagt einen Blick in die nahe Zukunft und erörtert die bereits absehbaren Trends im Zusammenhang mit dem zunehmenden Gebrauch von sozialen Netzwerkseiten, Blogs, Microblogs, Wikis, Crowdsourcing-Plattformen etc. für wissenschaftliche Zwecke.
René König, Michael Nentwich

Übergreifende Fragestellungen und Entwicklungen sozialer Medien

Frontmatter
Soziale Medien und Partizipation
Zusammenfassung
Der Beitrag diskutiert den Partizipationsbegriff im Zusammenhang mit Sozialen Medien aus unterschiedlichen Perspektiven. Grundlegend wird argumentiert, dass Partizipation sowohl als Formativ als auch als konstitutive Bedingung für das Verständnis von Sozialen Medien anzusehen ist. Ausgangspunkt hierfür bildet die Perspektive auf den Medienwandel, der durch neue Plattformen ermöglicht wurde. Das skizzierte Prinzip der Partizipation erfasst das Zusammenwirken informationstechnologisch zur Verfügung gestellter Partizipationspotenziale und die konkreten Nutzungspraktiken der Anwender, da nicht nur sie über die Verteilung der Inhalte bestimmen, sondern in hohem Maße auch die über die Medienlogik etablierten technischen Rahmungen. Betont wird, dass Partizipation als normatives Konzept zu hinterfragen ist, da auch minimale Handlungen wie Klicks als Partizipation gelten können. Thematisiert wird zudem der Datenschutz im Zusammenhang mit Partizipationskulturen und der Kontrolle über die algorithmischen Distributionsstrukturen durch die private Wirtschaft.
Caja Thimm
Informationsverbreitung in sozialen Medien
Zusammenfassung
Die Weitergabe und Verbreitung von Informationen zählen zu den beliebtesten Aktivitäten in den sozialen Medien. Zahlreiche Nutzungsoptionen (z. B. Posting, Sharing, Retweeting, Reblogging) ermöglichen das schnelle Teilen von Neuigkeiten in unterschiedlichen Formaten. Dabei erfüllen Weitergabe und Verbreitung von Informationen für die User wichtige soziale und kommunikative Funktionen, die über den Kerneffekt der Informationsdiffusion häufig hinausgehen. In unserem Beitrag geben wir auf Basis aktueller Literatur einen Überblick über typische Erklärungsmodelle für Informationsdiffusion einerseits und beschreiben andererseits Motive für die Weitergabe und Verbreitung von Informationen in und mithilfe von sozialen Medien. Wir skizzieren zudem den Einfluss von Netzwerkstrukturen und Informationstypen auf und Barrieren bei der Informationsdiffusion.
Cornelius Puschmann, Isabella Peters
Soziale Medien als Technologien der Überwachung und Kontrolle
Zusammenfassung
Soziale Medien und Überwachung sind untrennbar miteinander verbunden. Da der Begriff der Überwachung eine wechselhafte Geschichte hat, wird anfangs ein Überblick über die unterschiedlichen konzeptuellen und operationalen Bedeutungen des Begriffes gegeben. Daran anschließend wird erläutert, inwiefern das Geschäftsmodell aller großen Plattformen auf der Sammlung von Daten gründet. Zweitens sind Social-Media-Plattformen zunehmend ein Datenschatz für staatliche Akteure wie Polizeien und Geheimdienste. Drittens meint Überwachung und Kontrolle im Kontext sozialer Medien auch die laterale Überwachung der Benutzer untereinander. Im letzten Schritt dieses Beitrags wird die Zunahme der mobilen Nutzung sozialer Medien diskutiert und die sich hierbei addierenden Überwachungsaspekte erklärt.
Oliver Leistert
Kompetenzen für soziale Medien
Zusammenfassung
Der Beitrag skizziert vor dem Hintergrund handlungstheoretischer Grundlagen ein Modell der Kompetenzen für die Aneignung sozialer Medien, das sowohl auf die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Nutzenden Bezug nimmt als auch aktuelle Herausforderungen für eine adäquate Medienkompetenzförderung berücksichtigt. Zentraler Ausgangspunkt ist, dass Menschen nicht von vornherein die notwendigen Fähigkeiten für den Umgang mit Medien besitzen, sondern diese sukzessive im Umgang mit Medien entwickeln und durch Anregung von „außen“, d. h. aus ihrem sozialen und erzieherischen Umfeld, Anstöße für die Weiterentwicklung ihrer Fähigkeiten erhalten. Herausgearbeitet wird, welche Fähigkeiten entwickelt werden müssen, um in einer vernetzten und digitalisierten Welt, in der soziale Medien zunehmend zu Dreh- und Angelpunkten des Kommunikationsverhaltens werden, ihr Leben souverän gestalten zu können.
Ulrike Wagner
Soziale Medien und der Umbau der gesellschaftlichen Wissenskultur
Zusammenfassung
Die sozialen Medien machen das Internet zu einem sozialen Raum, der die physischen Arenen der Begegnung und Interaktion ergänzt und erweitert. Die Prinzipien der multiplen Vernetzung, der Echtzeit-Statusmeldungen, der Comments, Tags, Links und Likes dringen so auch in den gesellschaftlichen Wissensdiskurs vor. Die sozialen Medien beeinflussen und verändern dadurch die Praktiken, Konventionen und Strukturen der wissenschaftlichen Wissensproduktion ebenso wie die alltägliche Kommunikation und Zirkulation gesellschaftlich relevanten Wissens und den Prozess der persönlichen Wissensaneignung. Sie wirken in diesem Sinne in entscheidender Weise am Umbau unserer gesellschaftlichen Wissenskultur mit.
Daniela Pscheida
Die Ökonomie sozialer Medien
Zusammenfassung
Der Beitrag erläutert aufbauend auf dem Konzept der ökonomischen Wertschöpfung und dessen Zusammenhang mit Netzwerkeffekten sozialer Medien sowie deren spezieller Entwicklungsdynamik die Auswirkungen auf der Ebene der einzelnen Unternehmung, ganzer Wirtschaftsbereiche – insbesondere der Medienindustrien – bis hin zur Gesamtwirtschaft. Darüber hinaus werden die großen Plattformbetreiber als einflussreiche ökonomische Akteure vorgestellt und spezielle Effekte sozialer Medien in den Kernbereichen ökonomischen Handelns von der Innovation über die Produktion und Distribution bis hin zum Konsum detailliert sowie Defizite des heutigen Kenntnisstandes aufgezeigt.
Castulus Kolo
Die Software sozialer Medien
Zusammenfassung
Der Beitrag fokussiert aus der Perspektive der Software Studies auf die technischen Voraussetzungen sozialer Medien. Ausgangspunkt ist, dass die Ausgestaltung von Software politische Züge trägt. Diskutiert wird jeweils an konkreten Beispielen, wie in Datenstrukturen Sozialität repräsentiert wird, welche Rolle APIs und Algorithmen für die Zirkulation von Informationen spielen und wie Bots an kollaborativen Prozessen beteiligt sind. Abschließend wird erörtert, inwiefern sich anhand der Gegensatzpaare zentral/dezentral und offen/geschlossen kritische Perspektiven auf diese Fragen entwickeln lassen.
Theo Röhle
Rechtliche Aspekte sozialer Medien
Zusammenfassung
Der Beitrag stellt ausgewählte rechtliche Aspekte sozialer Medien dar (Zur Vertiefung sei auch auf die Ausführungen der Autoren insb. in Krieg 2009; Krieg 2012 sowie in Roggenkamp und Stadler 2014 verwiesen, die maßgebliche Quelle bzw. Basis für diesen Beitrag sind. Dort finden sich auch weitere Hin- und Nachweise zu Rechtsprechung und Literatur). Insbesondere werden die praktisch hochrelevanten Konfliktfelder Urheberrecht, Äußerungsrecht, Persönlichkeitsrecht, Recht am Bild der eigenen Person, Datenschutzrecht, Impressumspflicht, Plattform-AGB sowie Haftung und Verantwortlichkeit der Nutzer und Diensteanbieter beleuchtet.
Jan Dirk Roggenkamp, Henning Krieg
Soziale Medien, Raum und Zeit
Zusammenfassung
Das Verhältnis von Raum und Zeit beschäftigt die Sozialwissenschaften schon seit ihrer Entstehung. Während die Auseinandersetzung mit dem Thema in den letzten Jahren weiter in den Vordergrund gerückt ist, hat die Kommunikations- und Medienwissenschaft es bis jetzt nur bedingt für sich entdeckt. Umgekehrt haben die Soziologie und die Humangeografie das Verhältnis von Raum und Zeit als zentral thematisiert, nicht aber die Rolle der digitalen Medien darin. Soziale Medien bringen neue Charakteristika und Nutzungsweisen mit sich, welche Raum und Zeit noch einmal neu in Szene setzen. Dieser Beitrag hat zwei Ziele: Erstens sollen einige der zentralen Debatten zur Frage von Raum und Zeit (und auch Medien) zusammengefasst, zweitens sollen diese anhand konkreter Bespiele aus dem Bereich der sozialen Medien auf ihre Aktualität hin diskutiert werden. Zur Rahmung dienen dabei drei Modi von Raum-Zeit-Bezügen: das Ephemere, das Stabile und das Situative.
Maren Hartmann
Soziale Medien in der empirischen Forschung
Zusammenfassung
Der Beitrag bietet einen Überblick zu sozialen Medien in der empirischen Forschung mit einem methodologischen und instrumentellen Fokus. Es werden die unterschiedlichen Methoden diskutiert, welche aus der Onlineforschung übernommen werden können sowie ein ausführlicher Überblick zu adaptierbaren Methoden aus der Marktforschung und benachbarten Disziplinen wie Cultural Studies, Linguistik und Korpuslinguistik geboten. Ferner werden die Notwendigkeit der Erweiterung des traditionellen Forschungsprozesses sowie des Datenbegriffs im Bereich sozialer Medien erörtert und Herausforderungen methodischer wie auch rechtlicher und ethischer Natur diskutiert.
Frauke Zeller
Metadaten
Titel
Handbuch Soziale Medien
herausgegeben von
Jan-Hinrik Schmidt
Monika Taddicken
Copyright-Jahr
2017
Electronic ISBN
978-3-658-03765-9
Print ISBN
978-3-658-03764-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-03765-9