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2023 | Buch

Heterogenität und Diversität in Städten mittlerer Größe

Das Beispiel Landau in der Pfalz

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Über dieses Buch

Gesellschaftliche Vielfalt wird in der Regel mit Metropolen assoziiert und in der Wissenschaft primär als Phänomen großstädtischen Lebens reflektiert. Anhand ausgewählter Fallbeispiele aus Landau in der Pfalz zeigt der Sammelband jedoch auf, dass Heterogenität und Diversität auch in Mittelstädten gesellschaftliche Normalität war und ist. Auf der Basis empirischer Befunde formuliert der Band zudem theoretische Überlegungen zu Heterogenität und Diversität in Städten mittlerer Größe, wodurch er einen Beitrag zur Überwindung eines wichtigen Forschungsdesiderats – der wissenschaftlichen Reflexion gesellschaftlicher Vielfalt jenseits großstädtischer Metropolen – leistet.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Heterogenität und Diversität in Städten mittlerer Größe: Einleitende Überlegungen
Zusammenfassung
Gesellschaftliche Vielfalt wird in der Regel mit Metropolen assoziiert und in der Wissenschaft primär als Phänomen großstädtischen Lebens reflektiert. Ein Blick in die Geschichte der Soziologie zeigt, dass dies nicht von ungefähr kommt. So spricht Simmel bereits 1903 in seinem viel beachteten Aufsatz „Die Großstädte und das Geistesleben“ von einem „Typus des Großstädters“, dessen „Ausbildung persönlicher Sonderart“ (ebd.: 130) durch die Lebensbedingungen in den sich rasant wandelnden Großstädten verstärkt wird und zu „wachsenden personalen Verschiedenheiten“ (ebd.: 128) führt.
Barbara Pusch
Landau in Zahlen – Analyse bevölkerungsstatistischer Indikatoren zur gesellschaftlichen Vielfalt
Zusammenfassung
In den vergangenen Jahrzehnten hat die gesellschaftliche Vielfalt in Landau in der Pfalz stetig zugenommen. Bevölkerungsstrukturelle Veränderungen wie demografische Umbrüche und internationale Zuwanderungsbewegungen prägen das städtische Bild und führen unter anderem dazu, dass die Bevölkerung insgesamt heterogener erscheint. Im Rahmen dieses Beitrags soll unter Einbezug bevölkerungsstatistischer Indikatoren für die Stadt Landau in der Pfalz gezeigt werden, wie Schrumpfung und Alterung und Zuwanderung aus dem In- und Ausland die gesellschaftliche Zusammensetzung kontinuierlich verändern.
Kristina Ackel-Eisnach

Politische Perspektiven auf gesellschaftliche Vielfalt

Selbstvertretung behinderter Menschen in Landau und der Südpfalz – eine Annäherung an die Behindertenbewegung in historischer und sozial-räumlicher Perspektive
Zusammenfassung
Spätestens seit den 2000er Jahren finden sich im deutschsprachigen Raum zunehmende Bemühungen um eine Erinnerung der Geschichte der Selbstvertretungsbewegung, die sich dem Kontext der Disability Studies zuordnen lassen und dann ab ca. 2010 auch unter dem Titel der Disability History firmieren. Die folgenden Ausführungen sind in diesem Zusammenhang zu verorten. Gleichzeitig wird versucht, eine kommunale Perspektive auf die Mittelstadt Landau und die Region Südpfalz zu entwickeln. Ausgehend von einer einführenden Betrachtung der bisherigen Historiographie sowie der Geschichte der Selbstvertretungsbewegung (insbesondere in Deutschland) in Abs. 1 wird entlang der Auswertung der Clubzeitschrift des Clubs Behinderter und ihrer Freunde Südpfalz e. V. (cbf Südpfalz) eine Perspektive auf die Entwicklungen in Landau und der Südpfalz erarbeitet (Abs. 2). Abschließend folgt eine Zusammenfassung weiterer Forschungsdesiderate (Abs. 3).
Andreas Kuhn
Friedenspädagogische Perspektiven auf Heterogenität als Potenzial für Konfliktbearbeitung in Landau
Zusammenfassung
Für den Umgang mit Heterogenität und damit verbundenen Konflikten auf kommunaler Ebene kann die Friedensforschung und -pädagogik hilfreiche Ansätze bereitstellen. Anhand von zwei Fallbeispielen der Mittelstadt Landau und des nahegelegenen Hambacher Schlosses wird in gegenwärtige Spannungsfelder heterogenitätsbezogener Konflikte eingeführt. Der Text stellt daraufhin vier typologische Verständnisse von Heterogenität vor und reflektiert daraus erwachsene friedenspädagogische Handlungsoptionen für Akteur:innen der Bereiche Friedensarbeit, Bildung, Stadtverwaltung und Zivilgesellschaft. Anhand der Fallbeispiele werden Potentiale für eine gelungene Konfliktbearbeitung in einer Mittelstadt skizziert.
Annalena Groppe, Melanie Hussak
Sinti und Roma – Eine Facette im sozialen Differenzial der Stadt Landau
Zusammenfassung
Es ist neblig und frisch an diesem grauen Sonntagmorgen des 19. Januar 2020 in der Arena des Mainzer Fußballclubs FC Ente Bagdad. Vom Wetter unbeirrt machen sich mehrere Mannschaften hochmotivierter Hobby-Kicker bereit für ein ganz besonderes Turnier. Trotz Kälte und Matsch wird gebolzt und gefightet.
Jaques Delfeld
Integration im Tod. Mittelstädtische Ressourcen und Grenzen kommunaler Integrationspolitik am Beispiel des islamischen Grabfelds in Landau (Pfalz)
Zusammenfassung
Seit 2011 verfügt Landau über ein Integrationskonzept und erkennt spätestens mit dieser Programmatik den Handlungsbedarf sowie die Notwendigkeit an, gesellschaftlicher Vielfalt politisch zu begegnen. 2018 wurde das Konzept nochmals aktualisiert. Der Beitrag ordnet die im Integrationskonzept formulierten Ansprüche und institutionellen Rahmenbedingungen in einer Dokumentenanalyse ein und veranschaulicht die Analyse am Beispiel des politischen Prozesses zum islamischen Grabfeld, das 2021 in Landau eingeweiht wurde. Dabei zeigt sich ein Spannungsverhältnis in der kommunalen Integrationspolitik zwischen föderalem Rahmengeflecht und kommunalen Rahmenbedingungen.
Christopher Horne

Geschlechtliche Vielfalt und mittelstädtische Lebenswelten

Frontmatter
Zur LSBTI-Geschichte Landaus: Von Aufbrüchen und Abgründen
Zusammenfassung
Als im Jahr 2017 im Bundestag über die Ehe für alle abgestimmt wurde, stimmten die Abgeordneten der Südpfalz Tobias Lindner (B‘90/Die Grünen), Thomas Hitschler (SPD) und Thomas Gebhard (CDU) parteiübergreifend für deren Einführung. Schon 1787 hatte der Jurist Johann Jakob Cella in seiner u. a. in Zweibrücken publizierten Schrift „Über Verbrechen und Strafe in Unzuchtfällen“ eine Änderung im rechtlichen Umgang mit der Sexualität von Menschen befürwortet. In Frankreich wurden einvernehmliche Sexualkontakte Erwachsener im Kontext der Französischen Revolution mit dem Code Pénal straffrei gestellt; das galt auch für einvernehmliche homosexuelle Kontakte Erwachsener.
Christian Könne, Celine Wawruschka
Zwei trans* Personen in Landau: Diskriminierungserfahrungen und Wahrnehmungen in der Mittelstadt
Zusammenfassung
„[D]ie rein statistisch erfasste und auch qualitativ nur schwer abzugrenzende […] mittelgroße Stadt erscheint in den kulturellen Imaginationen offensichtlich als Kleinstadt“. Auch Schmidt-Lauber schreibt, dass ‚Mittelstadt‘ zwar eine gängige Kategorie zur Einordnung von Städten im Bereich der Verwaltung sei, jedoch „weder im Alltagsdiskurs noch in der (kultur)wissenschaftlichen Stadtforschung […] geläufig[.]“ sei. Aus diesem Grund wird in diesem Artikel nicht nur Literatur zur Mittelstadt, sondern auch zur Kleinstadt angeführt.
Sophie Günther, Paulina Hättig

Heterogenität am Campus

Frontmatter
Wer lehrt in Landau? Heterogenität beim wissenschaftlichen Personal
Zusammenfassung
Die Universität in Landau (Campus Landau der Universität Koblenz-Landau) ist eine der weiblichsten Universitäten in Deutschland, nicht nur in der Zusammensetzung ihrer Studierendenschaft, sondern auch beim Lehrpersonal. Zugleich hat sie eine der höchsten Absolvent:innenquoten unter Lehramtsstudierenden. Gibt es hier einen Zusammenhang? Der Beitrag beleuchtet diese Zahlen aus verschiedenen theoretischen Perspektiven und nimmt die Zusammensetzung des Landauer Lehrpersonals genauer unter die Lupe. Er will in erster Linie zur genaueren Selbstreflexion der Universität in Landau und ihres wissenschaftlichen Personals einladen sowie eine Grundlage für weitere Forschungen zur deutschen Universitätslandschaft allgemein bieten.
Ina Mittelstädt
Studentische Heterogenität an der Universität in Landau – Herausforderung & Chance
Zusammenfassung
Der Wandel der Arbeitswelt und prognostizierter bzw. bereits vorhandener Mangel an Fachkräften hat in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren zu einer zunehmenden Öffnung von Hochschulen geführt. War der Hochschulzugang lange nur Personen mit Abitur vorbehalten, ist ein Hochschulstudium mittlerweile auch mit beruflicher Qualifikation oder Fachhochschulabschluss möglich. Zugleich steigt die Anzahl der Studierenden durch große Abiturjahrgänge und zunehmendem Interesse an akademischer Ausbildung.
Irene Lamberz, Anja Kayser, Sophia Kuhs
Kulturelle Heterogenität als Lernchance – Integration von Geflüchteten durch Sport-Mentoring
Zusammenfassung
Die multidisziplinäre Forschungsgruppe „LIS – Leben, Interkulturalität, Sport“ beschäftigt sich mit verschiedenen Facetten einer gelebten Interkulturalität und gelungener Integration von Geflüchteten durch Sport in der Region Koblenz-Landau. Integration wird dabei als wechselseitige Aufgabe und gleichberechtigter gegenseitiger Lern- und Veränderungsprozess des reziproken Durchdringens verstanden. Das in diesem Beitrag vorgestellte Projektseminar unterstützt die Integration von Geflüchteten in Landau und Umgebung mit einem sechsmonatigen Rahmenprogramm, welches auf die zentralen Module des Mentorings, Trainings und Networkings aufbaut.
Niklas Lütgerodt, Silke Sinning, Inka Engel
Zur Sprache kommen – Sprachbildung für Geflüchtete in Landau in der Pfalz
Zusammenfassung
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, welche Maßnahmen der Sprachförderung seit der Migrationsbewegung 2015/16 in Landau in der Pfalz, einer Stadt mittlerer Größe, getroffen wurden, um der durch die Zuwanderung von Geflüchteten steigenden gesellschaftlichen Heterogenität gerecht zu werden. Dabei wird unter anderem das durch die Stadtregierung nach außen kommunizierte Selbstverständnis einer Schul- und Universitätsstadt in Hinblick auf sprachliche Integrationsmaßnahmen untersucht. Hierfür werden exemplarisch verschiedene Bildungsräume und Lehrformate in unterschiedlichen Bildungssettings beleuchtet, welche lokal angeboten wurden und partiell weiterhin durchgeführt werden.
Romina Posch, Christian Alexander Scherb

Vielfalt in der Geschichte

Frontmatter
Geistliche Ordensgemeinschaften in Landau: Ihr Beitrag zur gesellschaftlichen Vielfalt im Stadtentwicklungsprozess
Zusammenfassung
Die Region um Landau, die Süd- und Vorderpfalz sowie das nördliche Elsass, wurde bereits im Mittelalter durch geistliche Ordensgemeinschaften stark geprägt. Für die Landauer Bürgerschaft waren die Angebote der geistlichen Ordensgemeinschaften auch ein steter Anstoß, aus eigenen Kräften Alternativen aufzubauen und sich von den geistlichen Einrichtungen zu emanzipieren. Dieses schuf in Landau ein breites Angebot, verstärkte gesellschaftliche Vielfalt, mit Anziehungskraft weit ins Umland und Stärkung der Attraktivität der Stadt als Mittelzentrum. In Komplementarität wie Konkurrenz sind in Landau geistliche Ordensgemeinschaften und Bürgerschaft verbunden, seit fast 750 Jahren. Es ist eine der längsten Kontinuitäten in der Landauer Stadtgeschichte.
Martin Armgart
Jüd:innen in Landau
Zusammenfassung
Heterogenität und Diversität sind keine Phänomene, die erst in der Postmoderne auftreten. Pluralität und Vielfalt kennzeichnen vielmehr grundsätzlich jede Gesellschaft, wenn dies allerdings auch lange nicht erkannt und angesprochen wurde.
Wolfang Pauly
Abwanderung aus der Pfalz: Spuren der Erinnerung im öffentlichen Raum
Zusammenfassung
Kriegerische Auseinandersetzungen, klimatische Veränderungen und politischer Wandel bedingten in Rheinland-Pfalz eine kontinuierliche Abwanderung. Dieser Beitrag berichtet von einer historischen Spurensuche, ausgehend von Repräsentationen im öffentlichen Raum. Die visuelle Erinnerungskultur zeigt sich im Stadtbild und in den Dörfern der Umgebung. Der Beitrag skizziert die Prozesse von Zu- und Abwanderung historisch. Herausgearbeitet wird anhand von drei Beispielen, zu welcher Zeit diese Erinnerung an Auswanderung einsetzte und welche Hinweise die visuellen Repräsentationen auf die Narrative der jeweiligen Zeit bieten. Dabei zeigen sich regionale Spezifika ebenso wie strukturelle Amnesien im Hinblick auf die Migrationsgeschichte allgemein.
Susanne Spieker
Metadaten
Titel
Heterogenität und Diversität in Städten mittlerer Größe
herausgegeben von
Barbara Pusch
Susanne Spieker
Christopher Horne
Copyright-Jahr
2023
Electronic ISBN
978-3-658-39076-1
Print ISBN
978-3-658-39075-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-39076-1