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2014 | Buch

‚Heuschrecken‘ zwischen Rendite, Reportage und Regulierung

Die Bedeutung von Private Equity in Ökonomie und Öffentlichkeit

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Über dieses Buch

Die Finanzkrise hat gezeigt, wie eng Politik und Finanzwirtschaft miteinander verflochten sind. In diesem Zusammenspiel werden die Medien allerdings meist völlig ignoriert. Danyal Bayaz untersucht ihre Rolle am Beispiel der Berichterstattung über Private Equity. Ausgehend vom Beginn der sogenannten Heuschrecken-Debatte betrachtet er Verschiebungen von Frames, die die Berichterstattung strukturieren. Im Medienvergleich zeigt er, dass Private Equity je nach Redaktionslinie unterschiedlich bewertet wird. Darüber hinaus zeigt sein Vergleich der Berichterstattung mit ökonomischen Zeitreihen, dass die Berichterstattung von der wirtschaftlichen Realität abweichen und eine eigene, mediale Realität konstruieren kann. Diese kann sogar in einer Self-fulfilling-Prophecy der ökonomischen Entwicklung von Private Equity münden.​

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einführung
Zusammenfassung
Die Turbulenzen am internationalen Finanzmarkt, die am 14. September 2008 mit dem Kollaps der Investmentbank Lehman Brothers ihren Höhepunkt hatten, entwickelten sich zur schlimmsten globalen Wirtschafts- und Finanzkrise seit der Großen Depression der 1930er Jahre. Für das Jahr 2009 misst das Statistische Bundesamt einen realen Rückgang des deutschen Bruttoinlandsproduktes um nahezu fünf Prozent – ein Negativrekord in der über 60-jährigen Geschichte der Bundesrepublik. Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat zwar die Debatte über die Zukunft des Kapitalismus enorm befeuert, sie ist aber nicht erst seitdem in vollem Gange. Mit steigender Bedeutung der ökonomischen Globalisierung und der politischen Deregulierung hatte bereits in den Jahren zuvor der öffentliche Diskurs über Markt und Moral an Fahrt gewonnen.
Danyal Bayaz
2. Wirtschaftliche Grundlagen von Private Equity
Zusammenfassung
Private Equity hat sich mittlerweile international als Finanzierungs- und Anlageform etabliert und war auch schon vor dem Beginn der Debatte über die Heuschrecken in Deutschland präsent. Mit der wachsenden Bedeutung des Marktes an sich und mit dem Entstehen spezieller PE-Fonds verschiedenster Ausrichtungen hat dementsprechend auch die wissenschaftliche Betrachtung von PE an Bedeutung gewonnen. Die Heuschrecken-Debatte selbst hat vor allem im deutschsprachigen Raum für zusätzliche Forschungsaktivitäten hinsichtlich PE gesorgt. Dieser Teil der Arbeit widmet sich den betriebswirtschaftlichen Grundlagen von PE, um sich mit dem Untersuchungsgegenstand Private Equity näher vertraut zu machen, hat allerdings nicht den Anspruch, das sehr detailreiche Feld von PE in all seinen Facetten zu erläutern. Allerdings soll das Thema PE auch nicht nur oberflächlich betrachtet werden.
Danyal Bayaz
3. Das regulatorische Umfeld für Private Equity
Zusammenfassung
Die rechtlichen Rahmenbedingungen für PE sind maßgeblich für die Entwicklung des PE-Marktes und dessen Konsequenzen für Wirtschaft und Gesellschaft. Mit der steigenden Bedeutung von PE hat auch die juristische Betrachtung der Anlageform an Bedeutung gewonnen. Allerdings gibt es in Deutschland bislang keine spezielle und umfassende Rechtsbestimmung für PE, beispielsweise in Form eines PE-Gesetzes. Vielmehr schöpft sich der rechtliche Umgang aus zahlreichen allgemeinen Gesetzestexten. Mittlerweile gibt es Literatur, die PE in seiner Gesamtheit juristisch einzuordnen versucht und dafür auf die jeweiligen Gesetzestexte zurückgreift. Dieses Kapitel stellt diejenigen juristischen Grundlagen von PE dar, die für die öffentliche Debatte von Bedeutung sind. Dazu gehören u.a. Konsequenzen für Portfolio-Unternehmen, deren Mitarbeiter und Aktionäre, (steuerliche) Anreize für PE-Gesellschaften und die Aufsicht und Regulierung der PE-Branche. Dazu werden zunächst Aspekte allgemeiner Rechtsbestimmungen dargestellt, die für PE relevant sind. Zudem werden auch spezielle Gesetze bzw. Gesetzesinitiativen näher erläutert, die auf PE abzielen.
Danyal Bayaz
4. Für die Forschungsleitfragen relevante kommunikationswissenschaftliche Aspekte
Zusammenfassung
Ziel dieses Kapitels ist es, die für die Forschungsleitfragen relevanten kommunikationswissenschaftlichen Aspekte herauszuarbeiten und stellenweise miteinander zu verbinden. Dazu gehören vor allem Erkenntnisse der Nachrichtenselektion, der Rolle der Medien in publizistischen Konfliktsituationen, der Abbildung der Realität von Qualitätsmedien und der PR von Politik und Lobbys. Zunächst soll ein Überblick über den Zustand des Wirtschaftsjournalismus gegeben werden.
Danyal Bayaz
5. Theoretischer Überbau der Untersuchung
Zusammenfassung
Kapitel 4 diente dazu, einzelne kommunikationswissenschaftliche Aspekte zu diskutieren, die zur Beantwortung der drei Forschungsleitfragen relevant sind. Kapitel 5 soll nun – aufbauend auf diesen Erkenntnissen – den eigentlichen theoretischen Überbau der empirischen Untersuchung in dieser Arbeit liefern. Dazu werden im Begründungszusammenhang die Forschungsrelevanz, aktueller Forschungsstand sowie weiterer Forschungsbedarf diskutiert. Doch zunächst wird auf das Konzept des Framing eingegangen, das eine zentrale Rolle der Untersuchung spielt.
Danyal Bayaz
6. Empirische Untersuchung
Zusammenfassung
Die empirische Untersuchung untergliedert sich in drei Teile. Zunächst werden die Forschungsfragen im Entdeckungszusammenhang entwickelt. Daraufhin wird das Untersuchungsobjekt einschließlich Mediensample, Untersuchungszeitraum und Stichprobe erläutert. Schließlich wird die Untersuchungsanlage vorgestellt, die die Entwicklung des Kategoriensystems, die Codierlogik der Frames und Reliabilität sowie Validität des Messinstruments umfasst.
Danyal Bayaz
7. Ergebnisse
Zusammenfassung
Insgesamt umfasst die Stichprobe von 1.001 Artikeln eine Gesamtmenge von 8.769 Aussagen, so dass ein durchschnittlicher Artikel 8,7 Aussagen enthält. Differenziert nach Mediengattung und Schwerpunkt umfasst ein Artikel der Tageszeitungen (FAZ, SZ, FR, HB) mit PE als Hauptthema 12,7 Aussagen (bzw. 3,3 Aussagen mit PE als Nebenaspekt). Die Online-Medien (SpOn, mm, FTD) ähneln in dieser Hinsicht der Berichterstattung der Tageszeitungen mit PE als Schwerpunkt mit ebenfalls 12,7 Aussagen (bzw. 5,2 Aussagen mit PE als Nebenaspekt). Die umfangreicheren Magazine (Spiegel, WiWo, ZEIT, Economist) enthalten pro Artikel mit PE-Schwerpunkt durchschnittlich 26,5 Aussagen (bzw. 3,6 Aussagen mit PE als Nebenaspekt). Die thematische Verteilung der Aussagen auf ihre zu den Idee-Elementen gehörigen Frames stellt sich wie folgt dar: 31,5% entfallen auf die Phasen des Buyouts, 9% auf den Personalisierungs- Frame, 14% auf den Branchen-Frame, 10,5% auf den Investment-Frame, 11,8% auf die Wirtschaftsstruktur, 7,4% auf den Makro-Frame, 5,1% auf die Wirtschaftskultur und 10,7% auf den Politik-Frame.
Danyal Bayaz
8. Schlussbetrachtung
Zusammenfassung
Nicht erst seit der Finanzkrise zeigt die tägliche Berichterstattung, wie eng Politik und Wirtschaft – besonders die Finanzwirtschaft – miteinander verflochten sind. Allerdings wird die Rolle der Medien von Seiten der Wirtschaftswissenschaften oder der Politischen Ökonomie fast völlig ignoriert, obwohl der Informationsfluss zwischen Politik und Wirtschaft selten über direkte Erfahrungen, sondern meist über mediale Kanäle läuft. Interdisziplinäre Ansätze wie z.B. Berichterstattung und Rohstoffpreise (Kepplinger/Roth 1978), Berichterstattung und Aktienkurse (Haas/Scheufele) oder Berichterstattung und Wahrnehmung der Wirtschaftslage (Brettschneider 2000) sind aber auch in der Kommunikationswissenschaft deutlich unterrepräsentiert. Daher greift auch diese Arbeit einen interdisziplinären Ansatz auf, dieses Mal am Berichtsgegenstand Private Equity (PE), der in Deutschland durch die von Franz Müntefering losgetretene “Heuschrecken- Debatte” stark an Aufmerksamkeit gewonnen hat.
Danyal Bayaz
Backmatter
Metadaten
Titel
‚Heuschrecken‘ zwischen Rendite, Reportage und Regulierung
verfasst von
Danyal Bayaz
Copyright-Jahr
2014
Electronic ISBN
978-3-658-04037-6
Print ISBN
978-3-658-04036-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-04037-6