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2017 | Buch

Homo Digitalis

Beiträge zur Ontologie, Anthropologie und Ethik der digitalen Technik

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Über dieses Buch

Dieses Buch bietet erstmals den Versuch, die digitale Technologie, das Internet und die digitale Kommunikation umfassender zu verstehen und in einem größeren interdisziplinären Kontext zu interpretieren. Die digitale Technologie ist nicht nur ein Instrument, sondern eine Sichtweise, uns selbst und die Welt zu verstehen. Was kennzeichnet diese Art die Welt in ihrem digitalen Sosein zu verstehen? Wer sind wir im digitalen Zeitalter? Diese Fragen lassen sich deskriptiv und normativ erörtern. Mit dem Internet entstand eine interaktive horizontale Kommunikationsform, welche die vertikale massenmediale Eins-zu-vielen-Struktur der Informationsverbreitung grundlegend veränderte. Aus passiven Botschaftsempfängern sind global agierende aktive Sender geworden. Wir leben in einer digitalen interaktiven message society. Die durch das Internet eröffneten Möglichkeiten freier Kommunikation haben inzwischen zu Monopolbildungen durch global players geführt. Die interaktive digitale Kommunikation zeigt sowohl positive Möglichkeiten als auch Verfallsformen wie Ausbeutung, Überwachung, Abschottung und kriminelle Aktivitäten aller Art.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Ontologie

Frontmatter
Kapitel 1. Einführung in die digitale Ontologie
Zusammenfassung
Die globale digitale Vernetzung ist die Art und Weise, wie wir heute jene Totalität erfahren und gestalten, die die Metaphysik das Seiende im Ganzen nannte. Eine genaue ontologische Bestimmung des Digitalen im Rahmen eines sinnenden sich im Übersetzen übenden Denkens ist nicht ohne Rückgriff auf den griechischen Ursprung der Seinsfrage sowie auch auf andere Ursprünge jenseits der europäischen Tradition in einem interkulturellen Dialog möglich.
Rafael Capurro
Kapitel 2. Über Künstlichkeit
Zusammenfassung
Die Metaphysik der Künstlichkeit sieht alle Phänomene insofern als real an, als sie Ausdrücke der rechnerischen Formen (Algorithmen oder Programme) sind. Die errechnete Form hat einen höheren ontologischen Rang als die sogenannte Realität, da sie diese ändern und in anderer Form reproduzieren kann. Realität ist lediglich ein Ausdruck für errechnete Virtualität. Das Künstliche ist das Wirkliche.
Rafael Capurro
Kapitel 3. Zur Kritik des platonischen Höhlengleichnisses als Metapher der Medienkritik
Zusammenfassung
Platons Höhlengleichnis scheint auf den ersten Blick eine ausgezeichnete Grundlage für eine heutige Medienkritik zu bieten. Platon beschreibt nämlich die Lage der in einer medialen Pseudorealität eingebetteten bzw. angeketteten Menschen sowie den Weg ihrer Befreiung. Inwieweit ist aber diese Verwendung tatsächlich für eine Kritik unserer Medienrealität tauglich?
Rafael Capurro
Kapitel 4. Die Rückkehr des Lokalen
Zusammenfassung
Mitten in einer nie enden wollenden Rede von der Globalisierung, die einem homogenisierenden Globalismus und den profitorientierten Interessen der global players zu Diensten ist, stellt sich die Frage nach dem Lokalen, mit der sich der vierte Beitrag dieser Sammlung befasst. Das Netz ist kein Heilmittel gegen Freuds „Unbehagen in der Kultur“, sondern steht in einer immer stärkeren Wechselwirkung mit allen Sphären der Gesellschaft und spiegelt deren Konflikte wider.
Rafael Capurro

Anthropologie

Frontmatter
Kapitel 5. Wer ist der Mensch?
Überlegungen zu einer vergleichenden Theorie der Agenten
Zusammenfassung
Wer sind wir im 21. Jahrhundert? Diese Frage stellt sich immer mehr in Zusammenhang mit einer Theorie der natürlichen und künstlichen Agenten, wobei die Grenze zwischen Mensch und Natur sowie zwischen Menschen und Maschine verwischt wird. Das Resultat ist eine moralische Ambivalenz, auch bezüglich der Differenz zwischen Körper und Leib, die im sogenannten Transhumanismus sowie in der Robotertechnologie in mythologischem Gewand erscheint.
Rafael Capurro
Kapitel 6. Der Moment des Triumphs
E-Mail-Dialog zwischen Rafael Capurro und Hans-Arthur Marsiske über ein Bild
Zusammenfassung
Der sechste Beitrag „Der Moment des Triumphs“ ist ein Dialog mit dem Philosophen und Wissenschaftsjournalisten Hans-Arthur Marsiske über das für das digitale Zeitalter paradigmatische Bild von US-Präsident Obama im Kreise seiner engsten Berater während des Angriffs auf Osama bin Laden. Was zeigt und verbirgt dieses Bild im Situation Room des Weißen Hauses? Wir leben in der Zeit des digitalen Weltbildes.
Rafael Capurro
Kapitel 7. Zwischen Vertrauen und Angst
Über Stimmungen der Informationsgesellschaft
Zusammenfassung
In Wirtschaft, Politik, Ausbildung und Forschung und nicht zuletzt in unserem Alltag sind wir weitgehend auf digitale Informationen angewiesen. Was wir wissen möchten, ist situationsabhängig, d. h. es rekurriert auf unsere existenziellen Umstände, unsere Geschichte und unser Engagement, es hängt ab von dem, was wir glauben und begehren. Was wir wissen wollen, ist zum Teil explizit benennbar, bleibt jedoch häufig implizit.
Rafael Capurro
Kapitel 8. Jenseits der Infosphäre
Zusammenfassung
Der achte Beitrag handelt von der anthropologischen und ontologischen Debatte um den Sinn der Infosphäre am Beispiel der Begriffsprägungen durch Luciano Floridi und Peter Weibel sowie der Kritik sphärologischen Denkens durch Peter Sloterdijk. Anschließend wird anhand des Unterschiedes zwischen face-to-face und interface eine Kritik sozialer Netzwerke am Beispiel von Facebook und Google vorgelegt.
Rafael Capurro
Kapitel 9. Robotic Natives. Leben mit Robotern im 21. Jahrhundert
Zusammenfassung
Der Begriff des Roboters umfasst alle Arten von für bestimmte Zwecke programmierte und autonom handelnde Dinge, die, nach den Absichten ihrer Hersteller, das Leben erleichtern sollen. Nach einem kurzen Ausflug in die Robotergeschichte werden aktuelle Roboteranwendungen in Bereichen wie Medizin, Haushalt, Verkehr und Unterhaltung erörtert. Der Schwerpunkt liegt bei ethischen Fragen, die sich vor allem dann ergeben, wenn Roboter vernetzt und Teil dessen werden, was Internet der Dinge genannt wird.
Rafael Capurro

Ethik

Frontmatter
Kapitel 10. Ethik der Informationsgesellschaft
Ein interkultureller Versuch
Zusammenfassung
Der zehnte Beitrag „Ethik der Informationsgesellschaft. Ein interkultureller Versuch“ hat als Ziel, das Phänomen der indirekten Rede, das insbesondere für die Kulturen im Fernen Ost prägend ist, in die gegenwärtige informationsethische Debatte einzuführen. Die Differenz direkte/indirekte Rede soll Anlass dazu geben, über Interkulturalität und Geschichtlichkeit informationsethischer Ansätze sowie über unterschiedliche moralische Ausformungen vergangener und gegenwärtiger Informationsgesellschaften nachzudenken.
Rafael Capurro
Kapitel 11. Leben in der message society
Eine medizinethische Perspektive
Zusammenfassung
„Leben in der message society“ ist der Titel des elften Beitrags, der mit einem persönlichen Erfahrungsbericht anfängt, um sich anschließend mit Grundfragen menschlichen Existierens in einer Lebenswelt auseinanderzusetzen, in der das Digitale in Wechselwirkung mit dem Leib immer mehr zu einem entscheidenden Lebens- und Leidensfaktor wird.
Rafael Capurro
Kapitel 12. Fremddarstellung – Selbstdarstellung
Über Grenzen der Medialisierung menschlichen Leidens
Zusammenfassung
Der zwölfte Beitrag behandelt die Frage nach den Grenzen der Medialisierung menschlichen Leidens am Beispiel der Medialisierung von Aids. Während aber Aids als gesellschaftliche Metapher das endlose und globale Zirkulieren von Menschen, Bildern, Waren, Müll, Informationen und Kapital anzeigt, deutet inzwischen eine andere Krankheit, nämlich Alzheimer, sozusagen auf das Herz oder genauer gesagt auf das Gehirn der Informationsgesellschaft hin.
Rafael Capurro
Kapitel 13. Information und moralisches Handeln im Kontext der digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien
Zusammenfassung
Am Beispiel von Axel Honneths Ansatz „Das Recht der Freiheit“ wird gezeigt, wie und mit welchen Konsequenzen eine aktuelle sozialphilosophische Analyse eines Habermas-Schülers, welche meint, fast gänzlich von den digitalen IKT absehen zu können, die durch diese Technologien bewirkte Veränderung des menschlichen Selbstverständnisses im Allgemeinen und des moralischen Handelns im Besonderen aus den Augen verliert.
Rafael Capurro
Kapitel 14. Digitale Ethik
Zusammenfassung
Seit der Entstehung des Internets haben akademische wie auch gesellschaftliche Debatten über informationsethische Themen rasant zugenommen. Der vierzehnte Beitrag erörtert einige dieser Themen unter dem Titel „Digitale Ethik“. Wir leben nicht in zwei Welten, einer physischen und einer digitalen, sondern die digitale Weltvenetzung prägt unser In-der-Welt-sein insgesamt.
Rafael Capurro
Backmatter
Metadaten
Titel
Homo Digitalis
verfasst von
Rafael Capurro
Copyright-Jahr
2017
Electronic ISBN
978-3-658-17131-5
Print ISBN
978-3-658-17130-8
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-17131-5