Skip to main content

2025 | OriginalPaper | Buchkapitel

8. Ihre Stellenanzeige: Eine Einladung zur Bewerbung

verfasst von : Henner Knabenreich

Erschienen in: Karriere‐Websites mit Wow!‐Effekt

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
loading …

Zusammenfassung

Sie haben einen Kandidaten neugierig gemacht. Auf Ihrem erstklassig gestalteten Stellenportal hat er etwas gefunden, das ihm eine Bewerbung wert erscheint. Jetzt liegt es an Ihnen, diese Chance nicht zu versauen. Betrachten Sie so eine Stellenanzeige einfach wie ein erstes Date (nicht selten stellt Ihre Stellenanzeige ja tatsächlich den Moment dar, wo ein Bewerber das erste Mal in Kontakt mit Ihnen tritt – und Sie wissen ja: Es gibt keine zweite Chance für den ersten Eindruck!): Seien Sie zuvorkommend, charmant, umsorgen Sie Ihr Gegenüber so, dass keine Wünsche offenbleiben, seien Sie ganz Gentleman bzw. Gentlewoman. Und: Seien Sie ehrlich, seien Sie ganz Sie selbst, stehen Sie zu Ihren Schwächen und schneiden Sie nicht auf. Ihr Ziel ist es zwar, Ihr Date ins Bett zu kriegen, aber Sie wollen mehr als einen One-Night-Stand. Also gilt es, alles, was Sie zu bieten haben, in die Waagschale zu legen und Ihre Stellenanzeige als das zu gestalten und zu formulieren, was sie ist: eine Einladung zur Bewerbung. Und da die Stellenanzeige in den meisten Fällen nicht nur der erste Kontaktpunkt im Rahmen der Candidate Journey ist, sondern auch das wichtigste Instrument der Selbstselektion im Recruiting, sollten Sie ihr deutlich mehr Aufmerksamkeit schenken, als Sie es vermutlich bisher getan haben.

Sie haben noch keine Lizenz? Dann Informieren Sie sich jetzt über unsere Produkte:

Springer Professional "Wirtschaft+Technik"

Online-Abonnement

Mit Springer Professional "Wirtschaft+Technik" erhalten Sie Zugriff auf:

  • über 102.000 Bücher
  • über 537 Zeitschriften

aus folgenden Fachgebieten:

  • Automobil + Motoren
  • Bauwesen + Immobilien
  • Business IT + Informatik
  • Elektrotechnik + Elektronik
  • Energie + Nachhaltigkeit
  • Finance + Banking
  • Management + Führung
  • Marketing + Vertrieb
  • Maschinenbau + Werkstoffe
  • Versicherung + Risiko

Jetzt Wissensvorsprung sichern!

Springer Professional "Wirtschaft"

Online-Abonnement

Mit Springer Professional "Wirtschaft" erhalten Sie Zugriff auf:

  • über 67.000 Bücher
  • über 340 Zeitschriften

aus folgenden Fachgebieten:

  • Bauwesen + Immobilien
  • Business IT + Informatik
  • Finance + Banking
  • Management + Führung
  • Marketing + Vertrieb
  • Versicherung + Risiko




Jetzt Wissensvorsprung sichern!

Fußnoten
1
Natürlich ist ATS nicht gleich ATS. Es gibt durchaus Anbieter, die gute Arbeit leisten. Die Erfahrung und ein Blick auf einen Großteil der Karriereseiten dieser Republik (und auch anderswo) zeigt aber, dass diese eher die Ausnahme als die Regel sind. So leid es mir tut.
 
2
Egal, welche Studie man zu Rate zieht: Fragt man Jobsuchende nach den wichtigsten Eigenschaften und Inhalten, die sie von einer Stellenanzeige erwarten, so werden immer die Aufgaben und das Anforderungsprofil genannt – also genau die Inhalte, die bei der Erstellung in der Regel am wenigsten Aufmerksamkeit erfahren. Schnell erfassbare Informationen, möglichst konkrete Inhalte/keine Phrasen und Glaubwürdigkeit/ehrliche Beschreibungen sind das A & O einer guten Stellenanzeige. Bilder sind lediglich „nice to have“. Vor allem, wenn der Rest der Stellenanzeige zum Davonlaufen ist.
 
3
Ohne guten Stellentitel keine Auffindbarkeit der Stelle. Ohne Auffindbarkeit keine Bewerber. So einfach ist das.
 
4
Frank Hensgens von Indeed: „Ein schönes Beispiel: Seit dem Start des letzten Star-Wars-Films sind die Jobangebote auf Indeed, die ‘Jedi’ beinhalten, um mehr als 300 % angestiegen. Das ist zwar ganz amüsant, aber gute Jobtitel sehen anders aus. Jobbeschreibungen sollten akkurat, sofort verständlich, präzise und relevant sein. Nur dann werden Sie gefunden – und nur dann fühlen sich Kandidaten ernst genommen. Also bitte kein ‘Sourcing-Jedi“. (https://​crosswater-job-guide.​com/​archives/​57740/​was-recruiter-ueber-online-stellensuche-unbedingt-wissen-sollten/​, aufgerufen am 05.03.2024) Dem habe ich nichts hinzuzufügen.
 
5
Wenn Sie also bspw. auf der Suche nach einem Forstwirt oder Jäger sind, nennen Sie Ihre Stelle auch so. Jeder Förster oder Jäger wird sofort wissen, dass er gemeint ist. Wenn Sie Ihre Stelle aber „Wildlife Control Operator“ nennen und darauf hoffen, dass sich Jäger oder Förster darauf bewerben – denn diese sollen mit der Stellenanzeige erreicht werden – können Sie warten, bis Sie schwarz werden. Oder bis sich das Wild so stark vermehrt hat, dass man dessen kaum noch Herr wird, je nachdem.
 
6
Das mit dem Ort ist allerdings so eine Sache. Während der Ort im Stellentitel bei der Suchmaschinenoptimierung durchaus hilfreich sein kann und eigentlich auch empfehlenswert ist, nimmt die Bedeutung bei Stellenanzeigen, die extern geschaltet (und/oder für Google for Jobs aufbereitet) werden, aufgrund strukturierter Daten sogar ab. So gibt es bspw. sowohl bei Google for Jobs als auch bei StepStone & Co. einzelne Datenfelder nur für den Ort und eine klare Vorgabe, dass der Ort nicht im Stellentitel erscheinen darf. Ganz schön kompliziert …
 
7
Die Gründe für den Abbruch sind vielfältig: Für 17,8 % der Befragten erschien die Stellenanzeige so schlecht formuliert oder so inhaltsleer, dass wesentliche Passagen kaum verständlich waren. 25 % hatten nach der Lektüre einen schlechten Eindruck vom Unternehmen. 47,2 % fanden die ausgeschriebene Stelle unattraktiv. Dies kann sowohl daran liegen, dass die Stelle schlecht verkauft wurde, als auch daran, dass sie einfach nicht passte. Selbst wenn man davon ausgeht, dass die Mehrheit der Abbrüche auf eine mangelnde Passung zwischen der Stelle und den Wünschen und Qualifikationen der Bewerber zurückzuführen ist, bleibt festzuhalten, dass mehr als die Hälfte der Abbrüche aus Gründen erfolgte, die weniger mit der angebotenen Stelle als mit der Qualität der Stellenanzeige zu tun hatten. Die Qualität der Stellenanzeige stellt somit eine bislang stark unterschätzte Sollbruchstelle im Bewerbungsprozess dar, die gravierende Auswirkungen auf den Rekrutierungserfolg hat („Stellenanzeigen aus Kandidatensicht“, softgarden 2018).
 
8
74 % der Bewerber würden sich bei einem Jobwechsel gezielt bei nachhaltig agierenden Unternehmen bewerben. Über 60 % wünschen sich bereits im Bewerbungsprozess Informationen zur Nachhaltigkeit des Unternehmens. (StepStone 2023).
 
9
Laut einer Studie, die ich in Zusammenarbeit mit Softgarden durchgeführt habe, bewerten 78 % der über 1400 befragten Jobsuchenden die Aufgabenbeschreibung (neben dem Anforderungsprofil) als wichtigstes Element einer Stellenanzeige. Ist die Aufgabenbeschreibung so formuliert, dass man sich unter der Stelle nichts vorstellen kann (was leider bei einem Großteil der Stellenanzeigen in Deutschland der Fall ist), würden sich über 60 % der Befragten „gar nicht“ oder „eher nicht“ bewerben. Dem stehen nur 23,3 % gegenüber, die sich trotzdem bewerben würden („Erfolgsfaktoren einer Stellenanzeige: Aufgabenbeschreibung und Anforderungsprofil“; https://​personalmarketin​g2null.​de/​2021/​07/​07/​erfolgsfaktoren-stellenanzeige/​, aufgerufen am 15.04.2024).
 
10
Genau genommen schrieb er das natürlich auf Englisch: „Men wanted: For hazardous journey. Small wages, bitter cold, long months of complete darkness, constant danger, safe return doubtful. Honour and recognition in case of success“. https://​www.​pbs.​org/​wgbh/​nova/​shackleton/​1914/​team.​html, aufgerufen am 14.04.2024.
 
11
Die Studie „Club der Gleichen: Edition Stellenanzeigen“ hat 120.000 Stellenanzeigen durchleuchtet. Eins der Ergebnisse: Deutschlands Arbeitgeber sind „überzeugte Nominalisierer“. In gut 120.000 Stellenanzeigen wurden 1.005.171 (in Worten: eine Millionfünftausendeinhunderteinundsiebzig) „-ungs“ gefunden (S. Theisen/M. Böcker, 2016).
 
12
Eyetracking: Die richtige Gestaltung von Stellenanzeigen (ohne Katzenbilder und Babyfotos) (https://​personalmarketin​g2null.​de/​2013/​02/​gestaltung-stellenanzeige/​, aufgerufen am 05.01.2024).
 
13
So messen nach einer eigenen Umfrage in Kooperation mit Softgarden rund 78 % der Befragten dem Anforderungsprofil eine sehr wichtige oder wichtige Rolle bei. Und zu hohe oder unspezifische Anforderungen sind für 56 % der Befragten ein Grund, sich nicht oder eher nicht zu bewerben („Erfolgsfaktoren einer Stellenanzeige: Aufgabenbeschreibung und Anforderungsprofil“; https://​personalmarketin​g2null.​de/​2021/​07/​07/​erfolgsfaktoren-stellenanzeige/​, aufgerufen am 15.04.2024).
 
14
Ja, jemanden einzuarbeiten, kostet Zeit. Und Geld. Aber es kostet auch Geld, wenn eine Stelle lange Zeit unbesetzt bleibt, weil Sie die Eier legende Wollmilchsau suchen und in der Zeit Aufgaben liegen bleiben, Projekte nicht abgewickelt werden können oder Mitarbeiter wegen der Mehrarbeit krank werden oder sogar kündigen. Sehr viel mehr Geld sogar.
 
15
Es soll ja tatsächlich Unternehmen geben, die auf ein Anschreiben nicht verzichten wollen. Besonders zeitgemäß ist das nicht – vor allem, seitdem Bewerber immer öfter ChatGPT zur Erstellung ihres Anschreibens nutzen. Manche Jobbörsen haben sogar einen solchen Dienst auf ihrer Plattform implementiert. Aber unabhängig davon ist ein Anschreiben kein valides Auswahlinstrument und sagt rein gar nichts über die Eignung eines Bewerbers aus.
 
16
Mehr Empfehlungen für eine wertschätzende und kandidatenzentrierte Bewerbungsaufforderung finden Sie hier: https://​personalmarketin​g2null.​de/​2022/​12/​01/​interesse-geweckt/​.
 
17
Auf der Karriere-Website von zweitag gibt es möglicherweise die längste Stellenanzeige der Welt, aber dafür ist die richtig gut und lässt keine Fragen offen. Keine. Klasse. Vorbeigucken und inspirieren lassen, z. B. hier: https://​www.​zweitag.​de/​jobs/​infrastructure-engineer-devops, aufgerufen am 21.04.2024).
 
Metadaten
Titel
Ihre Stellenanzeige: Eine Einladung zur Bewerbung
verfasst von
Henner Knabenreich
Copyright-Jahr
2025
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-47079-1_8