2006 | OriginalPaper | Buchkapitel
Immanuel Wallerstein: Unthinking Culture?
verfasst von : Bernd Heiter
Erschienen in: Kultur. Theorien der Gegenwart
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Der Widerstand gegen die Theorie nimmt gelegentlich eigentümliche Formen an. Anlässlich der deutschen Übersetzung des Buches Unthinking Social Science. The Limits of Nineteenth-Century Paradigms schlug der Verlag Beltz-Athenäum zunächst den für interdisziplinäre Schubladen besser geeigneten Titel Abschied vom 19. Jahrhundert. Für eine Neustrukturierung der Sozialwissenschaften vor. Immanuel Wallerstein lehnte dankend ab: „I am not writing about‚Neustrukturierung‘, but about‚Unthinking‘.“ (Wallerstein 1995: 5) Nach mehreren Vorschlägen von Hans-Heinrich Nolte, den einen Neologismus durch andere — „Kaputtdenken“, „Zerdenken“ oder „Wegdenken“ —zu übersetzen, fand schließlich der Terminus „Kaputtdenken“ die Zustimmung des Autors. Das Provokative und politisch Subversive wurde dadurch auch im deutschen Titel unüberhörbar (aber vielleicht nicht lesbar — das Buch ist seit langem vergriffen). In der Philosophie, den Sozialund Kulturwissenschaften sind „Konstruktion“, „Rekonstruktion“ und „Dekonstruktion“ geläufige Termini. Aber „Kaputtdenken“? Welche zufälligen personalen Einflüsse führen (I.) zu einem solchen Denken? Wie muss ein Analysedesign gestaltet werden, damit (II.) Untersuchungen von Zeiten und Räumen zu einem Denken des Übergangs führen? Und lässt sich (III.) Kultur überhaupt „kaputtdenken“? Abschließend versucht (IV.) ein kleiner bibliographischer Führer, eine erste Orientierung über die weit verzweigten Diskussionen zu geben.