Laut dem Frühjahrsgutachten des Zentralen Immobilien Ausschusses ZIA haben sich die Preisanstiege für Eigentumswohnungen in den Top-7-Städten verlangsamt. Zudem schreibt Prof. Dr. Lars Feld von der Universität Freiburg in dem am 14. Februar 2017 an die Bundesregierung übergebenen Gutachten, dass derzeit die Indikatoren des Immobilienmarktes auf keine Gefahren für das Gesamtsystem als Ganzes hinweisen würden – trotz der zahlreichen Regulierungen, die die Herstellungskosten des Wohnungsbaus in die Höhe treiben würden.
Auch die Deutsche Bundesbank schreibt in ihrem Monatsbericht Februar 2017 nichts über Gefahren für das Gesamtsystem, geht aber auf das "schwungvoll" ausgeweitete Wohnungsangebot 2016, die etwas angezogenen Preise für Bauleistungen an neuen Wohngebäuden und den Zusammenhang in einigen Regionen zwischen dem Ausmaß der Neubautätigkeit und der begrenzten Ausweitung von verfügbarem Bauland ein.
Preisüberschreitungen zwischen 15 und 30 Prozent
Insgesamt kommt sie zu dem Schluss, dass die Preisdynamik bei Wohnimmobilien über diejenige Entwicklung hinausgegangen sein dürfte, "die durch demografische und wirtschaftliche Fundamentalfaktoren angelegt ist". Zudem könnten auch die weiter ermäßigten Finanzierungskosten nur einen Teil der zusätzlichen Dynamik erklären. Die Banker schreiben: "Die Preisübertreibungen in den Städten betrugen gemäß aktuellen Schätzergebnissen im vergangenen Jahr zwischen 15 Prozent und 30 Prozent." Die Preisabweichungen hätten vor allem bei Eigentumswohnungen in den Großstädten zugenommen.
Das Immobilienunternehmen Bulwiengesa hält in einer aktuellen Stellungnahme dem Frühjahrsgutachten des ZIA entgegen, dass hohe Preiskorrekturen in Metropolen unrealistisch seien: Ökonomisch stabile Strukturen, Erwerbsmöglichkeiten, hohe Urbanität beziehungsweise vielfältige Freizeit- und Kulturmöglichkeiten sowie eine gut ausgebaute Infrastruktur würden weiterhin nationale und internationale Bewohner anziehen – die Wanderung hin zu starken Wirtschaftsräumen bleibe bestehen. So sei, regional betrachtet, der höchste absolute Wohnungsbedarf weiterhin in den deutschen Metropolen und ihrem Umland zu erwarten. Schließlich werde der jährlich ermittelte Bedarf an Wohnraum durch die Bautätigkeit aktuell auch nur teilweise gedeckt. Insgesamt müsse eine jeweils individuelle Betrachtung in Bezug auf das Angebotssegment und das Segment mit dem Preisrückgang erfolgen.
Verknüpfung von Immobilienmarkt und Gesamtsystem
Dass der Immobilienmarkt eng mit dem Gesamtsystem verknüpft, hat nicht nur in der jüngsten Vergangenheit gezeigt. Auch Dr. Norbert Hiller und Sören Gröbel schreiben in ihrem Beitrag "Wie der Immobilienmarkt auf Schocks reagiert" im Bankmagazin: "Der Markt für Wohnimmobilien ist eng mit der aktuellen Geldpolitik verknüpft. Dies belegen empirische Studien. So zeigen Wissenschaftler beispielsweise, dass eine lockere Geldpolitik mit einem Anstieg der Immobilienpreise und einer Zunahme des Hypothekenkreditvolumens einhergeht."