Technologische Entwicklungen bei Mobilitätslösungen und der Ausbau der digitalen Infrastruktur werden die Bedeutung der Städte zwar nicht verringern, könnten aber den Druck auf die Wohnraumsituation in den Ballungsräumen mindern.
Es war etwa im Jahr 2007. Auf diesen Zeitpunkt datieren Dr. Hannes Taubenböck und Dr. Michael Wurm im Kapitel "Globale Urbanisierung – Markenzeichen des 21. Jahrhunderts" des Springer-Fachbuchs "Globale Urbanisierung" einen Wandel. Zum ersten Mal lebten ab diesem Zeitpunkt mehr Menschen in Städten als auf dem Land. Und tritt die Prognose der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2011 tatsächlich ein, werden 2050 etwa 75 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben.
Auswirkungen dieser Entwicklung sind bereits deutlich zu spüren. Auch in Deutschland. In den Ballungsräumen der deutschen Großstädte herrscht Wohnraummangel – von den Innenstadtlagen ganz zu schweigen. Und die Preise für Immobilien erreichen von Jahr zu Jahr neue Höchstmarken. Dabei schwirren immer wieder Warnungen vor einer Immobilienblase durch das Land. Doch einem weiteren Preisanstieg konnte dies genauso wenig etwas anhaben wie die Mietpreisbremse, über deren Rechtmäßigkeit nun sogar das Bundesverfassungsgericht entscheiden soll.
Selbstfahrende und fliegende Autos
Wie sieht es aber mit den ländlichen Räumen aus? Michael Voigtländer nimmt im Kapitel "Wann geht es zurück aufs Land?" des Springer-Fachbuchs "Luxusgut Wohnen" eine Gegenüberstellung von Stadt und Land vor. Als ein gravierendes Problem ländlicher Räume führt er die unzureichende digitale Infrastruktur auf. Auch die Mobilität, der unzureichende Anschluss an den öffentlichen Personennahverkehr, sei ein weiterer Nachteil dieser Regionen.
Allerdings werden sich diese Nachteile laut Voigtländer zukünftig aufgrund besserer Datenverbindungen und selbstfahrender Autos mindern lassen. Eine Einschätzung die auch Christian Hunziker in seinem Beitrag "Das fahrerlose Auto – Gamechanger für die Immobilienmärkte" des Immobilienmagazins von Union Investment "Raum & mehr" beschreibt.
Schaut man sich weitergehend die Entwicklungen von Start-ups wie Aeromobil mit seinem Flying Car an, werden Distanzen zwischen Land und Stadt in Zukunft eine immer geringere Rolle spielen. Ola Källenius, Vorstandsmitglied der Daimler AG und in dieser Funktion verantwortlich für Konzernforschung und Mercedes-Benz Cars Entwicklung, sagte in einem Interview Ende April 2017, dass er sich vorstellen könne, dass noch vor Ende dieses Jahrzehnts in Pilotprojekten in einigen Mega-Citys fliegende Autos wie Drohnen zum Beispiel Menschen vom Flughafen in die Innenstadt transportieren könnten.
Einstige Science-Fiction wird Realität
Voigtländer und andere Experten führen nun an, dass wissensbasierte Dienstleistungen, die der wesentliche Wohlstandsmotor seien, eine Nähe zum Kunden und zu gut ausgebildeten Fachkräften bedingen. Beides finde sich in den Großstädten. Voigtländer schreibt: "Natürlich wird es künftig noch mehr Video-Konferenzen geben und noch mehr Telearbeit, aber alle Erfahrungen zeigen bisher, dass der persönliche Kontakt nicht ersetzt werden kann. Es macht also auch künftig Sinn, dort zu leben, wo viele andere leben, denn dies macht es unter anderem leichter, einen neuen Job zu finden und höhere Einkommen zu erzielen."
Dem will ich hier auch nicht grundsätzlich widersprechen. Doch der technologische Fortschritt und die wandelnden Mobilitätslösungen lassen aus einstiger Science-Fiction inzwischen eine nicht weit entfernte Realität werden, in der Wege voraussichtlich eine immer geringere Rolle spielen werden. Scheinbar abgehängte Regionen werden so wieder an Attraktivität gewinnen, da die Hindernisse für ein Leben auf dem Land und dem Arbeiten in der Stadt immer einfacher überwunden werden können.