Smart Data: Um Chancen nutzen zu können und Risiken zu verringern, müssen große Datenmengen intelligent genutzt werden.
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Eine Studie der Universität St. Gallen beziffert den Schaden durch gescheiterte IT-Projekte in der Europäischen Union auf jährlich 142 Milliarden Euro. Zudem rangieren die IT-Kosten pro Arbeitsplatz in der Immobilienwirtschaft zwischen 7.000 und 10.000 Euro pro Jahr. Aufgrund dieser Fehlinvestitionen machten sich die beiden Professorinnen Dr. Marion Peyinghaus und Dr.-Ing. Regina Zeitner vom Competence Center Process Management Real Estate (CC PMRE) auf die Suche nach den Ursachen und möglichen Lösungsvorschlägen. Diese präsentierten sie Ende Mai 2016 einer kleinen Gruppe von Immobilienexperten in Berlin.
"Digitalisierung bedeutet Veränderung. Prozesse werden umgestellt, Mitarbeitern neue Aufgaben zugewiesen. Doch die Gestaltung der Veränderung fällt den Unternehmen schwer", erklärt Zeitner. So würden 60 Prozent aller Change-Initiativen scheitern. Beharren auf Traditionellem bringe aber auch nichts. So hat das CC PMRE in seiner Studie unter anderem auch herausgefunden, dass 94 Prozent aller Excel-Sheets fehlerhaft sind.
Neuland für Führungskräfte
Der Weg zu datenbankgestützten IT-Systemen – zum Beispiel Portfolio-Management-Tools oder Property Management-Systeme – werden daher inzwischen schon gegangen. Dazu kommen nun mobile Applikationen und Big Data. Dabei handelt es sich um Daten, die vor allem auch von externen Quellen kommen. "Die Schwierigkeit haben wir in der Komplexität und Dynamik", erklärt Peyinghaus und nennt damit gleichzeitig auch einen Grund für das Scheitern von IT-Projekten.
Zudem sei diese Entwicklung auch für Führungskräfte meist Neuland, führt Peyinghaus weiter aus. "Das führt zu erhöhten Anforderungen an das Management von IT-Projekten." Eine gemeinsame Studie des MIT und von Capgemini sei daher auch mit "Wir brauchen bessere Manager und nicht noch mehr Technokraten" betitelt. Darin wurde unter anderem auch festgestellt, dass erfolgreiche Unternehmen die Transformation als Ganzes verstehen, das Gesamtunternehmen mehr in Richtung Digitalisierung ausrichten und sich nicht alleine auf ein technisches Problem beschränken.
Basierend auf dem 8-Stufen-Modell von John P. Kotter, das auch im Kapitel "Die Führung im Veränderungsprozess" des Springer-Fachbuchs "Like it – lead it – change it" erläutert wird, entwickelten die Forscherinnen 56 Fragen. So kamen sie zu dem Ergebnis: Ein Digitales Change Management (DCM) wirkt. Allerdings, auch das ein Ergebnis der Befragung: Um die Change Management-Kompetenzen in Unternehmen der deutschen Immobilienwirtschaft ist es derzeit noch nicht allzu gut bestellt.
"Wenn man eine Veränderung anstoßen will, braucht man einen strukturierten Change Prozess", fasst Peyinghaus zusammen. Dies gelte auch für die digitale Transformation. Es würden sich konstant positive Effekte entlang des 8-Stufenmodells zeigen, von denen zwar keine ausgelassen werden sollte, die aber nicht alle gleich stark wirken. Für die Durchsetzung von IT-Veränderungen sind die Handlungsfelder der drei Kategorien Heads, also die Mobilisierung der Menschen, Content, damit ist die Definition der Inhalte gemeint, und Controls, die Steuerung und Kontrolle des Veränderungsprozesses, von besonderer Relevanz.
Als besonders effektvoll hätten die Definition der Daten aus der Kategorie Content als auch die Projektsteuerung aus der Kategorie Controls gezeigt. Es folgen die Faktoren Risikomanagement, Schnittstellenentwicklung und Prozessmanagement. Wobei eine hohe Wirksamkeit nicht mut einer intensiven Umsetzung korreliert.
Kritische Erfolgsfaktoren sind laut Zeitner und Peyinghaus:
- Dem Menschen wird in der digitalen Transformationen zu wenig Beachtung geschenkt.
- Es werden bessere Manager und weniger Technokraten gefordert.
- Die These "Garbage in, Garbage out" gilt (leider) immer noch. Ohne valide Daten gebe es kein leistungsfähiges System.