Die Vorstellungen der Immobilienwirtschaft über die Generation Z stimmen nicht immer mit deren Erwartungen überein.
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"Erwerbstätige der heutigen Arbeitswelt in Deutschland werden verbreitet den vier Generationen Baby Boomer, Generation X, Generation Y und Generation Z zugeordnet", wie die Autoren des Kapitels "Generation X, Y, Z? Intergenerationale Lernprozesse in Unternehmen als Instrument der Personalentwicklung" des Springer-Fachbuchs "Handbuch Diversity Kompetenz" erklären. Und laut ihnen gehören zur Generation Z die Geburtsjahrgänge von 1996 bis 2005.
Genau diese Generation Z haben die beiden Professorinnen Dr. Marion Peyinghaus und Dr.-Ing. Regina Zeitner vom Competence Center Process Management Real Estate für ihren aktuellen "PMRE Monitor 2018: Was die Wirtschaft denkt – und die Jugend will!" unter die Lupe genommen und sie mit den Wunschvorstellungen der Wirtschaft über zukünftige Arbeitnehmer verglichen. Sie befragten somit nicht nur Jugendliche und Studierende, sondern auch Fach- und Führungskräfte der Immobilienwirtschaft. Ziel war es, die Strategien zur Entwicklung von Organisationsstrukturen und Arbeitsplätzen zu hinterfragen: Entsprechen die Vorstellungen der Unternehmen über die Generation Z tatsächlich deren Erwartungen an Arbeitgeber? Denn: Fehleinschätzungen würden aufseiten der Unternehmen zu Fehlinvestitionen und aufseiten der Generation Z zu Frustration führen.
Sicherheit Stabilität und Struktur
Bei der Befragung der jungen Generation fanden die Forscherinnen heraus, dass die junge Generation neben dem Bedürfnis nach Selbstentfaltung auch den Wunsch nach Stabilität, Struktur und Sicherheit hegt – ohne Sinn für Experimente, dafür aber mit dem Wunsch nach einem unbefristeten Arbeitsverhältnis. Keine Experimente wünscht sie sich auch bei der Arbeitsplatzgestaltung und Arbeitsorganisation: Gescheut werden moderne, flexible Arbeitsformen wie Crowd-working und Multijobbing, wichtig ist ein zugewiesener, individueller Arbeitsplatz. Außerdem wird die Büroarbeit geschätzt – trotz der Home-Office-Angebote. Und auch die Mobilitätsbereitschaft ist eher gering, so ein Umfrageergebnis. Was das Büro im Stadtzentrum betrifft, so steht dieser Anspruch nicht auf dem Wunschzettel der Generation Z. Unternehmen können sich daher die Investitionen für Arbeitsplätze in City-Lagen sparen.
Für die Unternehmen dürfte zudem interessant sein, dass die Generation Z eine übermäßige Nutzung digitaler Devices ablehnt. Bevorzugt werden hingegen digitale Auszeiten sowie ein persönlicher und direkter Kontakt zu Vorgesetzten und Kollegen in einem gleichberechtigten Diskussionsumfeld und einer offenen Unternehmenskultur.
Wichtig: ein attraktives Gehalt und ein Dienstwagen
Wichtig sind der Generation Z außerdem ein anspruchsvolles Grundgehalt sowie leistungsabhängige Vergütungssysteme. Bei Zusatzanreizen steht der Dienstwagen an erster Stelle – eine Fokussierung, die von den Unternehmen in diesem Ausmaß unterschätzt wird. Ebenso bewerten die Führungskräfte die Honorierungsvorstellungen der Jugend als realitätsfern, wie auf der die Studie begleitenden Veranstaltung CC PMRE Backstage 2018 herauskam. Bei einem Wunsch von Absolventen nach 70.000 Euro Jahresgehalt zum Berufseinstieg bestünden keine Entwicklungsperspektiven mehr und Konflikte aufgrund der Gehaltsunterschiede zwischen den Generationen seien vorprogrammiert. Die Unternehmen erahnen aber auch, dass man solchen Gehaltsforderungen bis zu einem gewissen Grad entgegenkommen müsse, um angesichts des Fachkräftemangels für leistungsstarke Bewerber attraktiv zu bleiben.
Um die auseinandergedrifteten Erwartungen wieder in Einklang zu bringen, brauche es ein konsistentes Erwartungsmanagement, sagte einer der Teilnehmer. Denn: Eine Übereinstimmung zwischen Wirtschaft und Jugend sorge für überdurchschnittlichen Erfolg insbesondere in der Mitarbeiterzufriedenheit und -motivation sowie im Personalmanagement. Positive Effekte würden sich dann zudem im Wissensmanagement, der Innovationsfähigkeit und im Change Management zeigen.
Andererseits würden Dissonanzen auch die Unternehmenskultur bereichern: "Neue Denkansätze der Jugend fördern einen offenen Austausch und eine kooperative Entwicklung. Diese Impulse durch den Nachwuchs sind wichtig, denn dadurch werden branchenweite Standards gesetzt und unternehmensübergreifende Innovationen möglich", sagte Christoph Schumacher, Leiter Global Real Estate bei Credit Suisse.