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15.08.2019 | Industrie 4.0 | Schwerpunkt | Online-Artikel

Digitalisierung ohne Kostenkontrolle

verfasst von: Stefan Schlott

4 Min. Lesedauer

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Kaum eine Lieferkette ist so durchorganisiert wie der arbeitsteilige Automobilbau. Doch die OEMs als Vorreiter des Supply Chain Management kämpfen mit Datenqualität und Kosten.

In drei von vier Unternehmen hakt es bei Datenqualität und -verarbeitung und die Mehrheit der Unternehmen ist nicht in der Lage, ihre Logistikkosten flexibel an Marktveränderungen anzupassen. Das ist die Quintessenz einer aktuellen Studie der Beratungsgesellschaft Emporias, für die 100 Logistikmanager von Industrieunternehmen ab 500 Mitarbeitern befragt wurden. Die Studie mit dem Namen Supply Chain Management in Industrieunternehmen befasst sich vor allem mit den Kosten der Lieferketten. 

"Die Digitalisierung der Supply Chain ist kein Garant dafür, dass die Logistikkosten auch besser gesteuert werden", sagt Oliver Ohlen, Geschäftsführer von Emporias. "Unsere Studie zeigt, dass es gerade im Automotive-Bereich häufig bei der Datenverarbeitung hakt. Es fehlt an Rechenmodellen, die die Gesamtkosten der komplexen Lieferanten- und Transportsysteme inklusive ihrer Abhängigkeiten untereinander wirklich sichtbar und verrechenbar machen." 

Und nicht nur das. Jeder zehnte Befragte schätzt das Einsparpotenzial in der Lieferkette seines Unternehmens als sehr hoch ein, weitere 35 Prozent als hoch. Es stellt sich die Frage, was die Unternehmen daran hindert, dieses Potenzial zu heben – vor allem vor dem Hintergrund, dass Entscheider aus der Automobilindustrie ihren Betrieben einen großen Vorsprung bei der Digitalisierung der Supply Chain bescheinigen.

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Es hakt bereits bei der Datenpflege

Für Dirk Sackmann und Thomas Deil beginnt der Nachholbedarf bereits bei einer anständigen Datenpflege. In ihrem Kapitel Procurement Analytics – Lieferketten digital betrachtet für das Fachbuch Nachhaltiges Beschaffungsmanagement mahnen sie, dass die Bereinigung von Stammdaten und deren Pflege grundsätzliche Voraussetzungen seien, um die richtigen Schlüsse aus den richtigen Zahlen und Daten ziehen zu können. "Leider wird dies häufig als lästig und nutzlos angesehen: Positiv gesehen besteht hier noch ein deutliches Verbesserungspotenzial. Spätestens, wenn sich das Unternehmen mit der Verknüpfung von Maschinendaten, Stammdaten und der Automatisierung von Prozessschritten beschäftigt, muss man sich auf die Datenbasis verlassen können", so die Autoren.

Abhilfe durch die Blockchain-Technik?

Abhilfe für diese unbefriedigende Situation könnte die Blockchain-Technik bringen. Darauf setzen zumindest Julia Schwarzkopf, Katarina Adam und Stefan Wittenberg in ihrem Kapitel Vertrauen in nachhaltigkeitsorientierte Audits und in Transparenz von Lieferketten – Schafft die Blockchain-Technologie einen Mehrwert? für das Fachbuch Marktorientiertes Produkt- und Produktionsmanagement in digitalen Umwelten. Um zu eruieren, welche Art der Blockchain-Technologie für welchen Einsatzzweck geeignet ist, untersuchen die Autoren bestehende Frameworks wie zum Beispiel Bitcoin, Ethereum oder Ripple. Da zum aktuellen Stand nach Beobachtung der Autoren die Realisierung einer konsortialen Blockchain wahrscheinlich ist und auch der Austausch von vertraulichen Informationen erforderlich scheint, werde aktuell ein Prototyp auf Basis des Hyperledge-Fabric- Frameworks als Proof-of-Concept erstellt. Dieser Prototyp soll im Rahmen eines Design-Thinking-Prozesses dazu dienen, mit potenziellen Nutzern Anwendungsfälle zu diskutieren und diese mit klassischen Datenbanklösungen zu vergleichen.

Die brisante Frage, ob die von Unternehmen getätigten und zum Teil beträchtlichen Investitionen in ERP- und MES-Systeme mit Einführung von Industrie 4.0 verloren sind, beantworten zumindest Christoph Groß und Roland Pfennig mit einem eindeutigen Nein. Im Kapitel Herausforderungen in der Industrie des Fachbuchs Digitalisierung in Industrie, Handel und Logistik konstatieren sie vielmehr: "Die systematische, prozessorientierte, kundenorientierte und die Datenqualität berücksichtigende Einführung von ERP-, PPS und gegebenenfalls MES-Systemen ist eine ausgezeichnete Voraussetzung für eine Weiterentwicklung in Richtung Industrie 4.0." Wesentliche und diese Aussage bestätigende Argumente seien neben der Prozesstransparenz und Prozesssicherheit die Grundaffinität zu IT-Lösungen und die zentrale Datenhaltung auf hohem qualitativem Niveau.

Nachholbedarf auch beim Risikomanagement

Allerdings mahnen auch die Autoren wie schon Dirk Sackmann und Thomas Deil: 

Insbesondere die Stammdatenqualität war und ist der entscheidende Faktor für die dezentrale Steuerung von komplexen Produktionsprozessen. Verantwortungsbewusste und innovative Softwarehersteller werden ihre Produkte systematisch weiterentwickeln, damit auf der bestehenden produktiven Plattform neue Technologie in Richtung Industrie 4.0 mittels Schnittstellen angebunden oder integriert werden kann." Sackmann/Deil in Procurement Analytics – Lieferketten digital betrachtet

Auswirkungen hat die Qualität der Stammdaten auf viele Bereiche. Auch beim Supply Chain Risikomanagement (SCRM) gibt es Nachholbedarf. Dies thematisiert Meike Schröder im Kapitel Stand der Praxis zum Supply Chain Risikomanagement des Fachbuchs Strukturierte Verbesserung des Supply Chain Risikomanagements. Demnach zeigen die Ergebnisse einer Kompaktbefragung, dass trotz gestiegener Investitionen in das SCRM in den vergangenen Jahren viele Unternehmen ihr SCRM als unreif bis heranreifend einschätzen. 

Schlimmer noch: Nur 61 Prozent der befragten Unternehmen könnten die für ihr Unternehmen kritischsten Lieferanten benennen. Von diesen Unternehmen wissen 47 Prozent, welche finanziellen Auswirkungen der Ausfall dieser kritischen Lieferanten für ihr Unternehmen haben kann. Doch nur bei einem guten Drittel (34 Prozent) der Unternehmen liege zudem ein funktionsfähiger Notfallplan bei einer Lieferkettenunterbrechung (Business Continuity Plan) vor.

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