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08.11.2017 | Industrie 4.0 | Schwerpunkt | Online-Artikel

Scheitern ist noch Teil der Digitalisierung

verfasst von: Andreas Burkert

5 Min. Lesedauer

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Die Bundesregierung will die Digitalisierung. Doch es hapert an Vielem. Auch weil es in vielen Unternehmen klare Defizite bei der digitalen Kompetenz gibt. So scheitern viele Projekte.

Wer hätte gedacht, die Bundesregierung mit der Digitalisierung in Erklärungsnot zu bringen? Vorzüglich lässt sich über das Scheitern der vergangenen Jahre streiten. Dass allerdings auch ein Viertel der Führungskräfte weltweit angesehener Unternehmen mit ihren Digitalisierungsprojekten gescheitert ist, bleibt nahezu unerwähnt. Nun aber offenbart eine neue Fujitsu-Studie, dass "viele die einzelnen Elemente, die dafür notwendig sind, nicht im erforderlichen Maß umsetzen können". Mit erheblichen finanziellen Folgen. Das Scheitern verursachte "Kosten von 555.000 Euro pro Projekt", so ein Ergebnis der Studie. In Deutschland sind die Folgen noch gravierender als im weltweiten Schnitt: Dort schlägt der Misserfolg mit rund 1,1 Millionen Euro zu Buche.

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In dem Leitfaden zeigen Karlheinz Bozem, Anna Nagl, Peter Hoch und Kira Rambow-Höschele, wie Unternehmen den durch disruptive Technologien ausgelösten Wandel und die dadurch hervorgerufenen Veränderungen der Marktbedingungen gestalten können.


Warum aber gelingt es nicht, die Digitalisierung zu etablieren? Allen Bemühungen zum Trotz und der Tatsache, dass heute kaum ein Unternehmen die Bedeutung der digitalen Transformation infrage stellen würde. In den Unterlagen der "The Digital Transformation PACT Studie“, die Springer Professional vorliegen, finden sich nun die Antworten der insgesamt 1625 weltweit befragten Führungskräfte. Sie zeigen, dass "Unternehmen die Chancen der Digitalisierung erkannt haben und bereit sind, in entsprechende Projekte zu investieren“, erklärt Dr. Rolf Werner, Head of Central Europe bei Fujitsu. 

Kunden erwarten einen hohen Digitalisierungsgrad

Treiber der Digitalisierungsoffensive sind laut 84 Prozent der befragten Unternehmen die eigenen Kunden, die einen höheren Digitalisierungsgrad erwarten. Hingegen glauben 71 Prozent, sie fielen in dieser Hinsicht hinter den Wettbewerb zurück. Das führt nach den Befürchtungen von zwei Dritteln (66 Prozent) der befragten Führungskräfte mittelfristig dazu, dass sie Kunden verlieren werden. So ist es nachvollziehbar, dass die Mehrheit der Befragten der Ansicht ist, dass an der Digitalisierung kein Weg vorbeiführt. 

Entsprechend haben 46 Prozent auch bereits digitale Projekte initiiert, 86 Prozent planen solche Projekte in den nächsten 12 Monaten oder darüber hinaus. Werner aber mahnt an dieser Stelle: "Damit diese Investitionen auch langfristig Früchte tragen, benötigen Unternehmen jedoch nicht nur die passende Technologie, sondern auch eine Strategie, wie sie diese in ihre Geschäftsprozesse integrieren. Dazu zählt auch, die Mitarbeiter umfassend für den Umgang mit digitalen Innovationen auszubilden und eine Innovationskultur innerhalb der Organisation zu fördern. Setzt ein Unternehmen auf nur einen dieser Faktoren, sind viele Digitalisierungsprojekte zum Scheitern verurteilt."

Klare Defizite bei der digitalen Kompetenz

Das wissen auch viele Führungskräfte. Auch deshalb bestätigen laut der Befragung 90 Prozent der Unternehmen, dass sie bestrebt sind, die Mitarbeiterzahl mit digitaler Expertise zu erhöhen. 70 Prozent sehen dabei klare Defizite bei den digitalen Kompetenzen ihrer Mitarbeiter. Dieser Mangel ist für 80 Prozent der Unternehmen die größte Hürde in punkto Cybersicherheit. Dabei werden solche Fähigkeiten immer wichtiger: Für 93 Prozent sind sie in den nächsten drei Jahren erfolgsentscheidend. Weiterhin sind 83 Prozent der Befragten sicher, dass Künstliche Intelligenz die Anforderungen bis 2020 grundlegend verändern wird. 

Im Hinblick auf die Herangehensweise und zentralen Prozesse, mit denen die digitale Transformation vorangetrieben wird, wähnt sich die überwiegende Mehrheit (90 Prozent) der Befragten bereits im Besitz einer entsprechenden Strategie. 83 Prozent gehen davon aus, dass das auch im Rest der Branche der Fall ist. Dennoch konstatieren knapp drei Viertel (74 Prozent), dass einzelne Projekte nicht immer im Einklang mit der entsprechenden Business-Strategie stehen. Für 72 Prozent sind "Schattenprojekte" die einzige Möglichkeit, wirklich sinnvolle und wertschöpfende Innovationen im Unternehmen zu entwickeln. Auf der anderen Seite halten die hohen Kosten eines Scheiterns immerhin zwei Drittel (66 Prozent) der Befragten von aufwändigen Transformationsprojekten ab.  

Co-Creation-Projekte stehen im Fokus 

Um die Kosten dafür zu minimieren stehen Führungskräfte Kollaborationen sehr aufgeschlossen gegenüber. "Bei 63 Prozent stehen dabei geplante oder bereits realisierte Co-Creation-Projekte im Fokus. Die bevorzugten Partner sind vornehmlich Technologie-Experten (64 Prozent) und Bestandskunden (42 Prozent). 79 Prozent würden sogar sensible Daten im Rahmen solcher Co-Creation-Projekte für die Partner freigeben. Für Unternehmen sind schnelle Erfolge besonders wichtig: Bleiben sie aus, würde das für fast drei Viertel (73 Prozent) der Befragten das Ende der Partnerschaft bedeuten", heißt es in der Studie.

Dennoch. Die Hälfte der befragten Führungskräfte wollen innerhalb der nächsten zwölf Monaten neue innovative Systeme implementieren: Dazu zählen Cybersecurity- (52 Prozent) und IoT-Lösungen (51 Prozent), dicht gefolgt von Cloud Computing (47 Prozent) und Künstlicher Intelligenz (46 Prozent). Die Entscheider sind sich des desruptiven Charakters der technologischen Entwicklung durchaus bewusst. Für 86 Prozent entscheidet diese Frage in den kommenden fünf Jahren über Sein oder Nichtsein. Dabei bleibt einiges zu tun, denn 71 Prozent sind derzeit noch sehr skeptisch, ob ihr Unternehmen in der Lage ist, Künstliche Intelligenz wertschöpfend zu nutzen. 

Erfolgreiche Geschäftsmodelle gegen das Scheitern

Einen Ansatz, die digitale Transformation im Unternehmen anzustoßen, liefern die Springer-Autoren Anna Nagl und Karlheinz Bozem. In ihrem einleitenden Buchkapitel "Leitfaden zur Geschäftsmodell-Entwicklung" aus dem neuen Werk "Geschäftsmodelle 4.0" schreiben sie: "Die Entwicklung und Umsetzung von möglichst innovativen und marktgängigen Geschäftsmodellen ist Voraussetzung für die erfolgreiche Gestaltung der Unternehmenszukunft in Zeiten des Wandels, ausgelöst durch disruptive Technologien und Trends sowie grundlegend geänderte Rahmenbedingungen und Märkte." Im Buch fokussieren die Autoren die zahlreichen, häufig eher theoretischen Ansätze auf wenige klare Strukturen, mit denen ein entsprechendes "Geschäftsmodell-Gebäude", der so genannte Business Model Builder, errichtet wird. Damit sollen die Voraussetzungen für eine möglichst erfolgreiche Umsetzung der digitalen Transformation geschaffen werden, damit es erst gar nicht zum Scheitern kommt.

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