17.06.2016 | Industrie 4.0 | Im Fokus | Online-Artikel
So digital ist der deutsche Mittelstand
Die Mehrheit der befragten deutschen Mittelständler und Großunternehmen hat einen mittleren Digitalisierungsgrad erreicht
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Fragt man mittelständische und größere Unternehmen, wie sie sich selbst bei der digitalen Transformation einschätzen, bekommt man in der Regel eine positive Antwort. Fast jedes Unternehmen hat bereits digitale Einzelprojekte umgesetzt: E-Commerce, Mobility, Cloud und Automatisierung gestalten viele Geschäftsprozesse effizienter.
Dadurch werden innovative Dienstleistungen möglich, bei deren Konzeption und Angebot Unternehmen zunächst darauf achten sollten, dass "die Anwendungsfälle einfach umsetzbar sind, schnelle Fortschritte ersichtlich sind und diese direkt zu einer Erhöhung der Dienstleistungsproduktivität oder zur Generierung von zusätzlichem Umsatzpotenzial führen.“ Diese auf den Maschinen- und Anlagenbau bezogene Empfehlung aus dem Zeitschriftenbeitrag 'Nutzenpotentiale cyber-physischer Systeme für industrielle Dienstleistungen 4.0‘ in der 'HMD Praxis der Wirtschaftsinformatik‘, Ausgabe 5/2015, ist branchenübergreifend richtig und sinnvoll.
Doch für eine erfolgreiche IT-Transformation gelten heute noch andere Maßstäbe. Die Digitalisierung wird zum Gesamtkonzept, das sich durch das ganze Unternehmen zieht und alle Produkte, Prozesse und Technologien intelligent miteinander verzahnt.
Viele Unternehmen haben schon eine solche Digitalisierungsstrategie, stehen aber noch am Anfang. In 33 Prozent der Betriebe schließt die Digitalstrategie das gesamte Unternehmen ein, weitere sieben Prozent planen Schritte in diese Richtung. Eine Lünendonk-Studie in Kooperation mit Lufthansa Industry Solutions hat den digitalen Reifegrad deutscher Unternehmen analysiert. Befragt wurden etwas mehr als hundert Mittelständler und Großunternehmen der Branchen Maschinenbau, Logistik und Automotive.
Mittlerer Digitalisierungsgrad in deutschen Unternehmen
Die gute Nachricht: Keines der befragten Unternehmen hinkt so weit hinterher, dass es als "Non Digital“ gilt. 15 Prozent der Unternehmen haben erste Schritte umgesetzt und werden als "Digital Beginner“ eingestuft. Der Großteil (63 Prozent) findet sich im Mittelfeld wieder: Diese "Digital Follower“ entwickeln bereits neue Produkte und Prozesse, bei denen die IT eine wichtige Rolle spielt. Am höchsten ist hier der Anteil der Betriebe des Maschinen- und Anlagenbaus, die im Sinne von ‚Industrie 4.0‘ unter anderem Maschinen per Fernwartung konfigurieren und in Echtzeit überwachen.
Die "Digital Transformer“ (17 Prozent) sind schon etwas weiter. Hier haben die Logistik- und Transportunternehmen mit Services wie der Echtzeitverfolgung von Sendungen und effizienter Tourenplanung durch die Integration von Geo- und Verkehrsdaten die Nase vorn. Die Automotive-Branche führt das Spitzenfeld der "Digital Leader“ (5 Prozent) an. Die Digitalisierung hat hier neue Geschäftsmodelle hervorgebracht und ermöglicht IT-gesteuerte Produkte wie Connected Cars und Embedded Software sowie ausgefeilte Pre- und After-Sales-Prozesse.
Die Digitalisierungsstrategie geht auf
Die Hoffnung auf Kosteneinsparungen und Effizienzvorteile hat sich bereits jetzt für die Hälfte der Befragten (52 Prozent) erfüllt. 45 Prozent gelingt es, durch digitale Prozesse Mehrwerte für ihre Kunden zu schaffen. 41 Prozent treiben daher digitale Innovationen systematisch voran und überprüfen regelmäßig ihre Fortschritte. Fast alle Unternehmen (94 Prozent) haben eine zentrale Digitalisierungsabteilung geschaffen, die sich um alle Digitalisierungsprojekte kümmert. Dabei nehmen die CIOs die Führungsrolle ein und stoßen am häufigsten (84 Prozent) neue Digitalprojekte an.