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27.10.2014 | Informatik in Gesellschaft + Politik | Interview | Online-Artikel

Cloud Logistics nur ein neues Buzzword?

verfasst von: Peter Pagel

4 Min. Lesedauer

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Im Gespräch mit André Ludwig und Dieter Ehrenberg berichtet Uwe Arnold über Erfahrungen mit Cloud Computing in der Logistik und Entwicklungschancen von Cloud Logistics für kleine und mittlere Logistikunternehmen.

Sie sind sehr zeitig zum Thema Cloud Computing  gekommen und haben sehr schnell auch auf diese Technologie gesetzt. Wie kam es dazu?

Die Aufgabe des Netzwerkes ist es, Entwicklungen, die die künftigen Geschäftsprozesse verändern, frühzeitig zu erkennen und dafür zu sorgen, dass die Mitglieder wettbewerbsfähig bleiben. Cloud Computing ist zwar in aller Munde, aber für viele Unternehmer hat sich das so dargestellt, dass sich zwar etwas Großes entwickelt, dies aber eher als Bedrohung wahrgenommen wird. Deshalb haben wir versucht, dieses Thema, das nicht zur Kernkompetenz der Logistiker gehört, in unserem Netzwerk aufzugreifen und die Zusammenarbeit zwischen unseren Mitgliedern, den Forschern der Universität Leipzig, dem Flughafen, der Stadt Leipzig und der Industrie- und Handelskammer anzustoßen. Das hat auch funktioniert und wir sind mit unseren verschiedenen Cloud-Projekten, insbesondere durch das EU-Projekt LOGICAL, bis heute ein großes Stück weitergekommen.

Welche Probleme kleiner und mittlerer Logistikdienstleister lassen sich mit der Cloud-Technologie lösen?

Innerhalb des Netzwerks haben wir zuallererst eine Bestandsaufnahme bei unseren Logistikunternehmen gemacht und den Bedarf ermittelt. Das war ein Prozess, der etwa zwei Jahre gedauert hat und bei dem wir nicht nur einfache Umfragen durchgeführt haben, sondern wo wir in die Unternehmen gegangen sind und deren Situation in Workshops analysiert haben.

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Besonders bei kleineren und mittleren Unternehmen besteht derzeit ein enormer Aufholbedarf hinsichtlich der Softwareunterstützung logistischer Prozesse. Für diese Firmen waren qualitativ hochwertige Lösungen bisher kaum zu bezahlen. Hier eröffnen Cloud-Angebote zahlreiche Potenziale. Praktisch jedes der von uns untersuchten mittelständischen Unternehmen benutzt mehrere Softwareprodukte mit teilweise redundanten Funktionen und meist nicht konsistenten Datenbeständen. Deshalb findet ein ständiger manueller Datenabgleich statt, der Arbeitskräfte bindet, damit Zeit und Geld kostet und vor allem höherwertige IT-Systeme zur Optimierung der Prozesse verhindert. 55 Prozent aller Schnittstellen, die wir untersucht haben, funktionierten nicht oder so gut wie nicht. Und das war innerhalb der Unternehmen so und natürlich auch zwischen den Unternehmen und ihren Kunden, Lieferanten und Partnern. Um aber zu höherwertigen Prozessen, zu mehr Wertschöpfung und damit auch zu einer größeren Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit der Unternehmen zu kommen, müssen die Teile der Prozess- und Lieferketten  miteinander  kommunizieren  können. Die zugehörigen Schnittstellen lassen sich teilweise in die Cloud verlagern.

Also mussten Lösungen gefunden werden, die auf den praktischen Betrieb angepasst sind und die tatsächlich dann schrittweise eingeführt werden können. Gerade dieses schrittweise Einführen von professioneller, integrierter Logistiksoftware ist mit der einfachen Bereitstellung über eine Cloud, ohne hohe Anfangsinvestitionen in Hardware und Software, ein weiteres Argument für die Technologie. Neben diesen Hauptaspekten ergab sich eine wichtige Forderung, Datensicherheit und vor allem Zugriffskontrolle zu garantieren. Der Verlust von Kontrolle ist der größte Vorbehalt unter den Anwendern. Solange dieser besteht, findet ein Abwarten und Zögern bei Logistikern statt.

Sie sprachen das Thema Sicherheit an. Ergeben sich gerade jetzt im Zusammenhang  mit der NSA-Affäre aus Logistiksicht  neue Sicherheitsanforderungen an das Thema Cloud Computing in der Logistik?

Dass die NSA so erfolgreich ist, ist ja gerade ein Beleg dafür, dass nicht erst mit Cloud Computing Sicherheitsanforderungen neu definiert werden müssen. Denn die NSA schafft es, komplette Bilder von uns anzufertigen, obwohl wir bisher nur vereinzelt in der Cloud sind. In vielen Unternehmen ist bislang Sicherheit überhaupt nicht ausreichend definiert. Es gehört selbstverständlich zu den Grunddienstleistungen von Cloud-Providern, Sicherheit mitzuliefern. Also wird das Thema Sicherheit und Datenschutz professionalisiert. Es gibt in größeren Unternehmen längst Lösungen dafür. Wenn wir das Thema Sicherheit auf eine breite Basis stellen können,dann werden sichere Cloud-Lösungen wahrscheinlich auch erschwinglich und machbar für kleine mittelständische Unternehmen sein. Wichtig aus Sicht der Logistikunternehmen ist dabei auch, dass das gleiche Sicherheitsniveau auf allen IT-Nutzungskanälen garantiert werden kann. Gerade in Zeiten, in denen Fahrer, Lagermitarbeiter oder Disponenten mit verschiedenen Endgeräten oder eigenen Smartphones auf Kunden- und Sendungsdaten zugreifen, sind verlässliche Sicherheitslösungen für alle Geräte zwingend erforderlich. Auch Datenzugriffskontrolle, die sich einfach Zeit-, Auftrags- oder benutzerspezifisch einstellen lässt, halte ich im Logistikkooperationsbereich für wichtig. Generell ist daher ein Mindshift im Umgang mit Daten sowie Vertrauen in technische Lösungen erforderlich. Das heutige Geschäft ist geprägt von Wettbewerbsdenken, Abschottung und Intransparenz. Dies zu ändern, ist kein technisches Problem, hier muss vertrauensbildend vorgelebt werden. Dazu können auch Forschungsprojekte dienen.

 Das vollständige Interview finden Sie hier: "Cloud Logistics – ein neues Buzzword oder wie bewertet die Anwenderseite diese Entwicklung?"

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