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21.06.2012 | Ingenieurbau | Schwerpunkt | Online-Artikel

EN-Eurocodes – Stand und Planung

verfasst von: Annette Galinski

2:30 Min. Lesedauer

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Ab wann sind die EN-Eurocodes als Grundlage für das Bauen und die Produktion von Bauprodukten in Europa rechtsgültig? Wie sind sie anzuwenden und wo kann man sich über die praktische Umsetzung informieren? Bei vielen Planern und Herstellern herrscht Unsicherheit bei der Nutzung bzw. Anwendung dieses komplexen europäischen Regelwerks.

1975 beschloss die Europäische Kommission ein Aktionsprogramm zur Beseitigung von Handelshemmnissen im Baubereich. Ziel war die Initiierung einer Harmonisierung der technischen Regeln im Bereich  Lastannahmen und Bemessung baulicher Anlagen. In den 1980er-Jahren entstand daraus die erste Generation der Eurocodes für den konstruktiven Ingenieurbau. 1989 hat die CEN, die Europäische Normungsorganisation, diese Aufgabe übernommen. Die Eurocodes gelten als Grundlage europäisch einheitlicher Bezugsdokumente

  • für den Nachweis der wesentlichen Anforderungen an die mechanische Festigkeit und Standsicherheit sowie die Bemessung im Brandfall nach der Bauprodukten-Richtlinie,
  • als Vertragsgrundlagen für Ingenieur- und Bauleistungen sowie
  • als gemeinsame Grundlage für harmonisierte Produktnormen und europäisch-technische Zulassungen für Produkte. 

Einführung der Eurocodes

Die bauaufsichtliche Einführung eines Teils der Eurocodes (0 bis 5, 7 und 9) ist bis Juli 2012 geplant. Professor Dr. Richard Stroetmann, Direktor des Instituts für Stahl- und Holzbau an der TU Dresden (siehe auch Interview zu Eurocodes im Stahlbau) bestätigt diesen Termin und verweist auf die obersten Bauaufsichtsbehörden, die derzeit die Berufsverbände über rechtliche und organisatorische Fragen zur Einführung informieren, z. B. wie im Zusammenhang mit der Stichtagsregelung mit laufenden Bauvorhaben zu verfahren ist. Die konkrete Umsetzung der Musterliste, d. h. ob und welche landesspezifischen Anpassungen stattfinden und der vereinbarte Termin zur Einführung genau eingehalten wird, liegt in der Entscheidung der Länder. 

Eurocodes in der Praxis

Wer nicht die Zeit hat – und das sind vermutlich die meisten – die Normentexte der Eurocodeteile und der zugehörigen nationalen Anhänge parallel zu lesen, kann sich die Eurocode-Handbücher vom Beuth-Verlag beschaffen. Dort sind die Inhalte anwenderfreundlich zusammengestellt. Da die Eurocodes insgesamt sehr umfangreich sind und für die tägliche Arbeit nur ein Teil benötigt wird, ermöglichen aktuelle und gut zusammengestellte Zahlentafeln (z. B. „Wendehorst Bautechnische Zahlentafeln“) eine vergleichsweise einfache Einarbeitung. Professor Dr. Stroetmann empfiehlt dennoch gezielte Schulungen in ein- oder zweitägigen Seminaren für den Einstieg und die Vertiefung in bestimmte Fachgebiete. 

Anpassung an zukünftige Bauprozesse

Sofern Bauprozesse die Bemessung sowie Konstruktion beeinflussen und sie für die Baupraxis eine entsprechende Bedeutung haben, können dazu Regelungen im Rahmen der Neuauflage der betreffenden Eurocode-Teile aufgenommen werden. Die Entscheidung hierüber liegt beim CEN und den zuständigen Arbeitsausschüssen.

Für neue Bauweisen von tragenden Strukturen, z. B. dem Membranbau mit Polyester- oder Glasfasergeweben und dem konstruktiven Glasbau, sind teilweise schon Bemessungsregeln entwickelt worden, die in europäische Vorschriften zu überführen sind. Dabei können z. T. Anpassungen aufgrund des Sicherheitskonzeptes und der Grundsätze in EN 1990 erforderlich werden.

Die Eurocodes werden, wie bisher unsere DIN-Vorschriften, stetig verbessert und dem Stand der Technik angepasst. Nach derzeitigem Terminplan soll bis zum Jahr 2018 die zweite Generation erarbeitet werden.

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Die Hintergründe zu diesem Inhalt

2009 | OriginalPaper | Buchkapitel

Stahlbau

Quelle:
Wendehorst Beispiele aus der Baupraxis