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19.12.2014 | Ingenieurbau | Schwerpunkt | Online-Artikel

Rohrvortriebsprojekt unter der Elbe

verfasst von: Christoph Berger

2:30 Min. Lesedauer

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Der bisherige Kanal unter der Elbe befand sich nicht mehr tief genug unter dem Flussgrund – zumal der Fluss für die Containerschiffe sowieso vertieft werden soll. Daher brauchte es einen neuen Tunnel.

Der Baugrund bestand aus sandigen Kiesböden mit Steinen, aus Geschiebemergelschichten mit größeren Findlingen und aus Tonschichten, die stark zu Verklebungen neigen. Hinzu kamen hohe Wasserdrücke bis zu 4 Bar sowie eine Trassenlänge von über 1,5 Kilometern., die zu bewältigen war.

Anfang Dezember 2014 wurde eine entscheidende Lücke bei einem Rohrvortriebsprojekt nahe Hamburg für den Bau von zwei neuen Gasleitungen geschlossen. Der Tunnel verläuft bis zu 35 Meter unter der Elbe durch die genannten, teils komplexen geologischen Zonen.

Modernisierung der Gasversorgung

Die Trasse mit dem Namen „Elbebdüker Hetlingen“ ist Teil eines Großprojekts, bei dem im Norden Deutschlands das bestehende Pipelinenetzwerk zur regionalen Gasversorgung modernisiert wird. Bei dem Teilprojekt wurde die Elbe im zweiten Halbjahr 2014 von Hetlingen bis zum Zielschacht auf der Elbinsel Lühesand unterquert, der Tunnel im Rohrvortrieb aufgefahren - unter hohem Zeit- und Wasserdruck. Insgesamt wurden für die Strecke 112 Vortriebstage benötigt.

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Im Buchkapitel „Geräte für den Kanalbau, Rohrvortrieb und Rohrleitungsbau“ des Springer-Fachbuchs „Maschinen im Baubetrieb“ heißt es: „Versorgungs- und Entsorgungsleitungen unter Straßen, Bahnkörpern, Bauwerken und unzugänglichen Bereichen werden mit hydraulischen Rohrvortriebs- oder Pressverfahren durchgeführt.“ Dazu zählen laut den Autoren Erdraketen, Rohrrammen, Horizontalbohrgeräte sowie Rohrschiebe- und Rohrpresseinrichtungen. Sie schreiben weiter „Für den unterirdischen Vortrieb von Rohrleitungen im nicht begehbaren Bereich (kleiner 1,2 bis 1,5 m) werden Micro-Vortriebsmaschinen verwendet. Sie arbeiten ferngesteuert und können Längen von 400 m bis 1200 m je nach Verfahren zielgenau auffahren.“

Rohrvortrieb hat einige Vorteile

Der grabenlose Rohrleitungsbau, also der Rohrvortrieb, hat gegenüber der üblichen, offenen Bauweise erhebliche Vorteile. Diese werden im Kapitel „Auszuführende Arbeiten“ des Springer Fachbuchs „Straßen- und Tiefbau“ aufgezählt. Die Autoren nennen neben weiteren Gründen unter anderem den geringeren Geräteeinsatz, geringeren Bodenaushub und weniger Unfallgefahren.

In dem Kapitel wird zudem auf die Voraussetzungen solcher technischer Projekte eingegangen – denn nicht immer ist die Anwendung möglich. Erforderlich sind:

  • „eine genaue, zuverlässige  Steuerungstechnik (für Flucht und Gefälle);
  • spezielle, hoch beanspruchte Vortriebsrohre mit geeigneten Verbindungs-/Kupplungselementen;
  • Hydraulikstationen für hohe Druck-, Schub- oder Zugkräfte.“

Bei dem Projekt im Norden Deutschlands erfolgreich durchgeführten Bauprojekt handelte es sich um eine AVND-Maschine von Herrenknecht mit automatischem Vortrieb Nass und einem Durchmesser von 3.025 Millimeter.

Datenmanagement- und Überwachungssysteme im Einsatz

Im Drei-Schicht-Betrieb unterstützen zwei Maschinenfahrer des Rohrvortriebmaschinenherstellers das bauausführende Unternehmen, die niederländische Firma A.Hak Drillcon. Rund um die Uhr wurde so gearbeitet.

Mit einem webbasierten Datenmanagement- und Überwachungssystem wurden unter anderem alle Stützdrücke permanent überwacht und parallel mit der schwankenden Tide der Elbe abgeglichen.

Darüber hinaus kam ein ganzheitliches Kommunikationssystem mit mehreren Modulen wie Videoüberwachung, Brandalarmierung oder RFID-Baustellen-Zugangskontrolle zum Einsatz.

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

2014 | Buch

Maschinen im Baubetrieb

Grundlagen und Anwendung

2011 | Buch

Straßen- und Tiefbau

Mit lernfeldorientierten Projekten