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10.05.2017 | Innovationsmanagement | Schwerpunkt | Online-Artikel

Corporate Venturing stärkt die Innovationsfähigkeit

verfasst von: Prof. Dr. Roland Eckert

3 Min. Lesedauer

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Corporate Venture Capital gewinnt wieder an Bedeutung. Google, BMW, E.ON und andere Unternehmen investieren wieder zunehmend in junge Wachstumsunternehmen. Was sind die Gründe für das Revival? 

Beim Corporate Venture Capital (CVC) verstehen sich die "Beteiligungsgesellschaften von Konzernen [...] als strategische Investoren", heißt es im "Harvard Business Manager", Ausgabe März 2017. Ergänzend sollte festgehalten werden, dass die strategischen Beteiligungsgesellschaften in der Realität dennoch wie klassische Venture Capitalisten (VC) häufig die finanzielle Rendite in den Mittelpunkt stellen.

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Wenn Unternehmen Eigenkapital für andere Firmen zur Verfügung stellen, scheint der Auswahlfokus häufig auf den Renditeerwartungen zu liegen. Ein Renditefokus beeinflusst die Auswahl von Zielunternehmen aber maßgeblich. So muss sich ein renditeorientiertes VC eher Gedanken über einen möglichen Unternehmenswert beim Exit machen. Ein strategieorientierte Einsatz von Wagniskapital legt hingegen mehr Wert darauf, das richtige Zielunternehmen zu identifizieren. Insbesondere im Corporate Venture Capital kann die Renditeorientierung somit problematisch sein. Die Muttergesellschaft müsste sich wieder mehr als strategischer Investor definieren und den Einsatz des Kapitals als strategische Methode des Open Innovation.

"Open Innovation" bezeichnet den Grundsatz, externe Innovationspotenziale über die eigenen Organisationsgrenzen hinweg zu nutzen. Damit sollen die eigenen Innovationsfähigkeiten zielgerichtet durch externes Wissen ergänzt werden. In diesem klassischen Verständnis nutzen Unternehmen "Open Innovation" zur Kombination von externen und internen, auch technologischen, Fähigkeiten.

Wettrennen um Markt- und Chancenanteile

Im Innovationswettbewerb kann man zwischen einen Konkurrenzkampf um Marktanteile und einem Wettrennen um Chancenanteile unterscheiden. Im Innovationswettbewerb um Marktanteile stehen insbesondere inkrementelle Produkt- und operative Geschäftsmodellinnovationen im Mittelpunkt. Hier ist derzeit vor allem die digitale Innovation von Produkten, von Prozessen und von operativen Geschäftsmodellen einzuordnen.

Im Innovationswettbewerb um Chancenanteile geht es vielmehr darum, die strategische Kompetenz und den Geschäftsmodellkern (Business Model Prototype) eines Unternehmens zu verändern. Auch hier ist zunehmend die Digitalisierung von Bedeutung. Praxisbeispiele zeigen, dass Corporate Venturing etwa bei Google grundsätzlich in beiden Innovationswettbewerben zum Einsatz kommt. Im Marktanteilswettbewerb finden sich jedoch zunehmend eigene und erfolgreiche "Try-and-error“-Ausgründungen wie etwa Amazon oder Alibaba.

Für die strategische Re-Fokussierung von Corporate Venture Capital bedeute dies: Im Innovationswettbewerb um Marktanteile müssen Unternehmensbeteiligungen im Mittelpunkt stehen, die zur Digitalisierung des aktuellen operativen Geschäftsmodells und des aktuellen Leistungsangebots beitragen. Der Erfolg zeigt sich darin, inwieweit die Integration der digitalen Kompetenzen des Zielunternehmens in die eigenen Produkte und in das operative Geschäftsmodell gelingt.

Beteiligungen jenseits des eigenen Geschäftsmodellkerns

Demgegenüber müssen im Innovationswettbewerb um Chancenanteile Beteiligungen gesucht werden, die sich im Geschäftsmodellkern vom eigenen Unternehmen unterscheiden, sofern man diesem Geschäftsmodellkern für die Zukunft eine besondere Bedeutung zuschreibt. Diese Beteiligungen sind weitaus interessanter, aber auch risikoreicher. Zudem müssen sich hier dann auch Unterschiede zwischen den CVC-Aktivitäten verschiedener Unternehmen erkennen lassen. Ein Me-too als strategischer Co-Investor wird hier nur selten erfolgreich sein.

Fasst man zusammen, so stellt man fest, dass es überlegenswert ist, die Investionsaktivitäten stärker mit dem Innovationsmanagement im Unternehmen und den entsprechenden Technologie- und Kompetenz-Roadmaps zu verbinden. Dabei muss das Corporate Venture Capital insbesondere radikale Brüche in der Branche und das Entstehen von Wettbewerbsarenen und damit den Chancenanteilswettbewerb vorausdenken. Der Renditegedanken ist sicher von Bedeutung, aber dann doch mehr wie im klassischen Ventue Capital auf das Gesamtportfolio und weniger auf die Einzelbeteiligung bezogen.

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