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17.05.2022 | Innovationsmanagement | Schwerpunkt | Online-Artikel

Open Innovation à la "Wer wird Millionär"

verfasst von: Andrea Amerland

4 Min. Lesedauer

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Das ganze Leben ist ein Quiz, sang einst Hape Kerkeling. Auch wenn das in seiner Absolutheit nicht stimmt, können Unternehmen von Sendungen wie "Wie wird Millionär" für Problemlösung und Open Innovation lernen, so eine Studie zweier Innovationsforscherinnen.

Die Unternehmenswelt und ihre Rahmenbedingungen werden komplexer, heißt es immer wieder. Was sich hinter dieser Einschätzung verbirgt, bedarf allerdings einer genaueren Betrachtung. "Komplexität, was ist das?" fragt Andreas Beisswenger, denn für einen Zugang zum Thema muss erst einmal eine Begriffsbestimmung her. Doch die Antwort ist gar nicht so einfach. So unterscheidet der Springer-Autor eine sachliche und zeitliche Dimension von Komplexität (Seite 4 f.).

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​Die in diesem essential beschriebenen Best Practices sollen Unternehmen helfen, sich in der Thematik Open Innovation zurechtzufinden, die Voraussetzungen dafür zu verstehen und Einblick in bewährte Methoden zu bekommen. 

Was Probleme komplex macht

Eine Entscheidungssituation ist demnach komplexer, "je höher die Multiplizität, also die Anzahl der zu berücksichtigenden Einflussgrößen ist. " Und sie wächst noch, "je ausgeprägter die Interdependenzen der Einflussgrößen untereinander sind." Erschwerend hinzu komme, "dass durch die Abhängigkeit der zu berücksichtigenden Einflussgrößen neue Eigenschaften entstehen können." Deren Zusammenwirken und ihre Vielzahl mache Entscheidungssituationen komplex, so der Strategieberater. 

Doch damit nicht genug. Komplexität hat auch eine zeitliche Dimension. "Es ist diese Abhängigkeit der Sachdimension von der Zeitdimension, welche durch ihren Zukunftsbezug zu einer zunehmenden Bedeutung und wachsenden Komplexität führt."

"Wer wird Millionär" und Lösungskompetenz

Wie ausgerechnet die Quiz-Show "Wer wird Millionär" bei der Lösung komplexer Problemstellungen helfen soll, scheint auf den ersten Blick fraglich. Doch die Innovationsforscherinnen Carolin Häussler und Sabrina Vieth haben untersucht, wie 398 Personen in der Sendung rund 4.500 Probleme gelöst haben und daraus Erkenntnisse für die Innovationsfähigkeit von Unternehmen abgeleitet. 

Anhand von 243 Episoden im Zeitraum von Oktober 2009 bis Juni 2013 haben die Wissenschaftlerinnen analysiert, wann Menschen Probleme selbst lösen, wann sie auf Expertenwissen oder das des Publikums zurückgreifen. Laut Studie mit dem Titel "A question worth a million: The expert, the crowd, or myself? An investigation of problem solving", die im April veröffentlicht wurde, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich Menschen externe Hilfen holen, wenn es der sozialen Norm entspricht, einen offenen Dialog zu pflegen. Auch die Komplexität eines Problems animiert Spieler eher dazu, sich Hilfe von außen zu holen. 

Geht es allerdings um sehr komplexe Fragestellungen, vertrauen Kandidaten hingegen auf Expertenwissen, so die Erkenntnis der Wissenschaft. Gleichzeitig zeigten sich soziodemographische Unterschiede: Während jüngere Spieler eher bereit waren, jemanden um Rat zu fragen als Ältere, zeigten Frauen und Großstädter eher eine Neigung, auf die Kompetenz anderer zu bauen.

Wie Manager Innovationshürden beseitigen

Häussler und Vieth leiten aus ihren Studienergebnissen praktische Herangehensweisen für Open-Innovation-Projekte ab. Denn die Analyse zeige auf, wo es soziale Hürden gibt, die der Lösung komplexer Fragestellungen im Wege stehen. 

[... ] we also found that for complex problems, solvers are often in the need to interact with individual experts to find solutions, but that social repercussions may cause problem solvers to refrain from approaching them. This is particularly interesting for practitioners such as managers, who are aware of trends in the use of certain forms of problem solving within their organizations, but who nevertheless want to promote alternative forms for various reasons. Our findingssuggest that promoters must understand the barriers that restrain individuals from using certain forms of problem solving. Thus, they must put mea-sures in place that encourage them to not only feel a need but also a desire to use targeted problem solving forms."

Was für Open Innovation spricht

Damit Beschäftigte den Weg einschlagen, mit dessen Hilfe sie am schnellsten zum besten Ergebnis kommen, müssen geschlossene Innovationsprozesse erst hin zu offenen entwickelt werden, so Barbara Mehner im Buchkapitel "Open Innovation: Erhöhung des kreativen Potenzials durch die Öffnung von Innovationsprozessen" (Seite 159 ff.) : Denn:

  • Je mehr unterschiedliche Quellen dabei berücksichtigt werden, "desto höher ist rein statistisch die Wahrscheinlichkeit, dass eine gute Idee dabei ist. Es steht also insgesamt mehr kreatives Potenzial zur Verfügung."
  • Die Kosten für Innovationsprozesse dadurch gesenkt werden können, das Unternehmen dann nur einem Gewinner für die Lösung etwas zahlen müssen, ohne selbst hohe Investitionen in die Entwicklung zu stecken.
  • Für die Lösung komplexer Probleme ist oft Wissen aus unterschiedlichen Bereichen und Erfahrungshorizonten notwendig. Deswegen sollte die Interdisziplinarität gefördert werden, auch, weil in analogen Märkten oft Lösungsansätze existieren, die auf die eigene Branche angewandt werden können.

Da fachübergreifendes Arbeiten in Innovationsprojekten vorteilhaft ist, kann ein Open-Innovation-Ansatz auch bereits darin bestehen, mehr Mitglieder innerhalb einer Organisation am Prozess zu beteiligen, also internes Crowdsourcing zu betreiben. Es müsse nicht immer gleich der internationale Crowdsourcing-Wettbewerb sein, so Mehner.

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