Skip to main content

15.03.2023 | Innovationsmanagement | Im Fokus | Online-Artikel

Unternehmen forcieren Intrapreneurship-Aktivitäten

verfasst von: Andrea Amerland

4 Min. Lesedauer
share
TEILEN
print
DRUCKEN
insite
SUCHEN

Rund um Innovationen auf das Potenzial der eigenen Mitarbeitenden zu setzen, hat sich von einem Nischenthema zum Erfolgsfaktor entwickelt. Das bestätigt eine Studie. Demnach haben deutsche Firmen ihre Intrapreneurship-Tätigkeiten intensiviert.

"In den Wirtschaftswissenschaften ist Intrapreneurship ein vergleichsweise junges Konzept und findet in einem immer breiter werdenden Forschungsfeld Beachtung. Auch in der Praxis wird Intrapreneurship als vielversprechender Ansatz verstanden. Von Intrapreneuren erhoffen sich Arbeitgeber bahnbrechende Innovationen, um auf Wettbewerber reagieren und mit neuen Technologien Schritt halten zu können", skizziert Tanja Kreitenweis den aktuellen Forschungsstand. 

Empfehlung der Redaktion

2022 | Buch

Intrapreneurship

Unternehmergeist, Systeme und Gestaltungsmöglichkeiten

Intrapreneurship ist ein wirkungsvoller Ansatz, um Innovationen in Organisationen voranzutreiben, indem der Unternehmergeist der Mitarbeiterschaft aktiviert wird!

Der Begriff meint, dass Mitarbeitende unternehmerische Beiträge für ihren Arbeitgeber leisten, erklärt sie in "Intrapreneurship – Unternehmergeist der Mitarbeitenden". Hierzulande nutzt mehr als die Hälfte der Unternehmen Intrapreneurship-Aktivitäten - sowohl auf der Arbeiternehmer- (54 Prozent) als auch auf Organisationsebene (51 Prozent).

IKT-Branche top, Autobauer flop

Das geht aus dem "Intrapreneurship Monitor 2022" hervor, den das Institut für Entrepreneurship & Innovation an der Universität Bayreuth zum dritten Mal in Folge veröffentlich hat. Insgesamt 657 Unternehmen aus Deutschland, darunter viele Mittelständler, wurden im vergangenen Jahr dazu befragt, wie sie ihre Intrapreneurship-Aktivitäten gestaltet haben und auf welche Hindernisse sie dabei gestoßen sind.

Besonders rege auf diesem Gebiet erweist sich demnach die IKT-Branche (Informations- und Kommunationstechnik), die Intrapreneurship am häufigsten mit 77 Prozent auf Ebene der Mitarbeiter und mit 73 Prozent auf Organisationslevel nutzt. Am schlechtesten schneidet laut Untersuchung die Automobilbranche ab, wo nur 20 Prozent der Firmen den Erfindergeist und das Unternehmertum in den eigenen Reihen gezielt für die Weiterentwicklung von Technologien und Geschäftsmodellen einsetzen. 

Eigene Intrapreneurship-Abteilung ist von Vorteil

Branchenübergreifend zeigt sich, dass 33 Prozent der befragten Unternehmen, Intrapreneurship in einer spezialisierten Abteilung organisieren. Gibt es dafür keine eigene Zuständigkeit, sind es in der Regel Geschäftsleitung und Personalabteilung, die das Thema vorantreiben. 

Bei den Vorteilen von Intrapreneurship bestechen insbesondere Unternehmen mit eigener Abteilung durch signifikant häufigere neue Produkt-, Dienstleistungs- oder Prozessinnovationen, die sie als erstes auf den Markt bringen. Zudem gründen sie häufiger neue strategische Geschäftseinheiten und Spin-offs aus, heißt es in der Studienzuammenfassung. 

Unternehmerisches Mindset bildet größte Hürde

Bei der Frage, wobei die Haupthindernisse liegen, nennen die meisten den Aufbau eines Intrapreneurship Mindsets in der Belegschaft. Vielfach berichten Unternehmen auch, dass es ihnen schwer fällt, Mitarbeitende für eine Teilnahme an einem Intrapreneurship-Programm zu motivieren. Auf Unternehmensleitungsebene sind eher die Fehlertoleranz beziehungsweise der Umgang mit Fehlschlägen sowie die Unterstützung des Top-Managements, die als als größte Herausforderung wahrgenommen werden. 27 Prozent der Befragten wollen diesem Problem unter anderem mit einer spezifischen Entlohnungssystem entgegenwirken. Doch am häufigsten versuchen Unternehmen, ihre Führungskräfte für das Thema zu gewinnen, damit diese potenzielle Intrapreneure erkennen und fördern (78 Prozent). 

Intrapreneurship in Unternehmen fördern

Der Frage, wie Intrapreneurship unterstützt werden kann, widmet sich auch Springer-Autorin Tanja Kreitenweis. Sie sieht ebenfalls den Einfluss von Führungskräften als wichtigsten Hebel an. So fördere transformationale Führung, die sich unter anderem dadurch auszeichne, Mitarbeitende zu inspirieren, Intrapreneurship. Aber auch das Kommunikationsverhalten von Personalverantwortlichen hat eine entscheidende Wirkung auf interne Unternehmertypen. So sei es von Vorteil, die aktive Teilnahme an entsprechenden Programmen als etwas Natürliches und Selbstverständliches zu vermitteln. 

Aber auch die organisationalen Strukturen seien nicht zu unterschätzen. So werden Mitarbeitende, die Ermessungsspielraum sowie ein breites Tätigkeitsspektrum haben, eher zu Intrapreneuren als Mitarbeitende mit stark spezialisierten und eng definierten Aufgabenfeldern. Ein weiterer positiver Einflussfaktor auf Intrapreneurship ist ganz allgemein die Ressourcenverfügbarkeit im Unternehmen. 

"Kickbox"-Modell für Produktentwicklung

Ein weiterer möglicher Weg, um Intrapreneure im Unternehmen strukturiert zu unterstützen, ist der sogenannte Kickbox-Ansatz. Marco Pfeiffer beschreibt dieses Modell für mehr Intrapreneurship als Tool, mit dessen Hilfe Mitarbeitende ihre Ideen strukturiert und mit Hilfe von passenden Methoden bearbeiten können. Ursprünglich stammt diese Innovationsbox vom amerikanischen Softwareunternehmen Adobe. Das Vorgehen verläuft laut Pfeiffer in drei Phasen:

  1. Die erste Kickbox gibt es in der Farbe Rot: Sie enthält Mittel und Wege, die dem Mitarbeiter dabei helfen, seine Idee zu validieren. Die maximale Bearbeitungsdauer beträgt zwei Monate.
  2. Die blaue Kickbox: "Das Ziel dieser Phase ist, eine marktreife Idee zu entwickeln und hierfür auch einen Prototyp oder ein Minimum Viable Product bereits realisiert zu haben." Dafür hat der Intrapreneur im Regelfall vier bis sechs Monate Zeit. 
  3. Die goldene Kickbox: "In der dritten und letzten Phase ist das Budget meist deutlich höher als in den vorangegangenen Phasen und die Mitarbeiter können ihre volle Arbeitszeit für ihr Projekt einsetzen. Die Dauer dieser Phase ist abhängig von der Geschäftsidee, jedoch kann man meistens von mehr als sechs Monaten ausgehen. Das Ziel dieser Phase ist, dass ein Spin-off, ein neuer Geschäftsbereich im Unternehmen oder ein Joint Venture mit einem anderen Unternehmen entsteht." (Seite 134)

Die zentralen Elemente, die bei diesem Vorgehen zur Verfügung gestellt werden, sind aber nicht allein die Kickbox-Phasen, sondern vielmehr Arbeitszeit und Budget, betont Pfeiffer. Denn Innovationen lassen sich kaum nebenbei zum Daily Business stemmen.

Weiterführende Themen

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

Das könnte Sie auch interessieren

Premium Partner